Elektroinnung: Finanzielle Vorteile für Betriebe durch Innungsmitgliedschaft


Eine Frau und ein Mann stehen vor einer roten Wand

Landesinnungsmeister Günter Bartruff und Geschäftsführerin Julia Hauck, Foto: © Rau

Elektro-Landesinnungsmeister Günter Bartruff: „Alle Betriebe sollten ÜLU-Abgaben bezahlen.“
Die kommunalen Betriebe sollten sich auf ihre Hauptaufgabe der Bereitstellung der Ressourcen für die Daseinsvorsorge konzentrieren. Aus marktwirtschaftlichen Gründen hätten die öffentlichen Betriebe im Wettbewerbsmarkt nichts verloren. „Das ist nicht ihre Aufgabe“, sagt Günter Bartruff, seit 2010 Landesinnungsmeister Saarland der Elektrohandwerke. Damit reagiert der Elektromeister und Geschäftsführer eines über 70 Jahre alten, alteingesessenen Saarlouiser Elektrounternehmens mit knapp 40 Mitarbeitern auf die kürzliche Forderung des saarländischen Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU) nach Ausweitung ihrer unternehmerischen Freiheiten. Auch HWK-Präsident Bernd Wegner spricht sich dagegen aus: „Die Kommunen sollten sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. In einem marktwirtschaftlich organisierten Gemeinwesen haben staatliche Unternehmen grundsätzlich nichts auf funktionsfähigen Märkten zu suchen.“
 

„Vereint sind wir stärker“

Die Landesinnung Saarland der Elektrohandwerke ist eine der größeren Innungen im Land. Ihr gehören rund 300 Betriebe an. Das reicht Günter Bartruff und seiner Innungsgeschäftsführerin Julia Hauck aber nicht. Das bedeutet einen Organisationsgrad von 50 Prozent angesichts von knapp 600 im Installateurverzeichnis eingetragenen Betriebe. Insgesamt arbeiten im Saarland rund 780 Elektrobetriebe. „Wir wollen und müssen offensiver an die Mitgliederwerbung rangehen“, so Hauck und Bartruff. Leicht ist die Aufgabe nicht, denn im Gegensatz zur Mitgliedschaft bei der Handwerkskammer ist die Innungsmitgliedschaft freiwillig. An den Jahresbeiträgen könne es eigentlich nicht liegen, denn sie hielten sich je nach Betriebsgröße mit Beträgen ab 539,44 Euro im überschaubaren Rahmen, eine umfangreiche Rechtsberatung mit eingeschlossen.
 
Viele Betriebe fragten sich, warum zusätzlich noch der Innung beitreten? „Wir sind schließlich die Interessenvertretung unseres Gewerks auf Landesebene. Und in einer pluralistischen Gesellschaft mit ihren vielen Lobbyorganisationen müsse auch das Elektrohandwerk deutlich Flagge zeigen“, so Bartruff. „Vereint sind wir stärker. Der einzelne Betrieb kann wenig ausrichten. Ich appelliere an alle Betriebe für mehr berufsständisches Engagement.“ Auch die drei größten elektrotechnischen Betriebe im Saarland seien Innungsmitglieder, so Bartruff. „Das gehört zu deren Selbstverständnis dazu.“ Wenn es das deutsche Innungssystem mit seiner Aufgabenpalette im Handwerk nicht gäbe, „dann hätten wir eben andere Regulative. Und die wären garantiert teurer als die jetzige Lösung, bei der viele Unternehmer ehrenamtlich arbeiteten“, sagt Bartruff.
 

Mitgliedschaft bietet Vorteile

Im Übrigen bringe die Innungsmitgliedschaft auch handfeste finanzielle Vorteile mit sich, so Geschäftsführerin Julia Hauck. Mitglieder kämen in den Genuss günstigerer Einkaufskonditionen etwa für Kfz, Versicherungen, Werkzeuge, Kraftstoffe, Telekommunikationsdienstleistungen oder Software. Schulungen, Weiterbildung und Rechtsrat kämen hinzu. „Wir sind auch Kompetenzverbesserer, Bürokramerleichterer und Nachwuchskräftefi nder für unsere Mitglieder“. Als großes Plus stellen Bartruff und Hauck die deutschlandweite „E-Marke“ heraus: Wer als Innungsbetrieb mit entsprechender Qualifikation den E-Check seinen Kunden anbiete, erwirtschafte durchschnittlich etwa 20.000 Euro Mehrumsatz jährlich. „Wir sind ja auch Tarifpartner. Wer nicht Innungsmitglied ist, profitiert schließlich auch von unseren Arbeitsergebnissen“, so Bartruff.
 
Das große Problem wie nahezu in jedem Gewerk ist der qualifizierte Nachwuchs. Aktuell können nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze im Elektrohandwerk im Saarland besetzt werden. 2016 wurden 456 Auszubildende und 2017 wurden 463 gezählt. 2018 sind es 478. Die Zahl der Ausbildungsbetriebe gehe zurück, auch weil etliche Betriebe wegen fehlender Nachfolgeregelung aus dem Markt ausscheiden. Bartruff: „Die großen Betriebe werden größer und die Kleinen kleiner.“ Gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Gebäudevernetzung – Stichwort „Smart Home“ – stehe das Elektrohandwerk vor großen Herausforderungen auch im Ausbildungsbereich.
 

Politische Forderungen

Konkrete Forderungen an die Politik hat Bartruff auch: „Ich plädiere für die Abschaffung der Bauabzugssteuer und eine Beschleunigung des Ausbaus der IT-Infrastruktur, besonders in den ländlichen Gebieten. Es muss schneller gehen.“ Bei der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) hielte es Bartruff für gerecht, dass alle Betriebe (auch die, die nicht ausbilden) einen Beitrag bezahlten. Denn Betriebe, die nicht ausbildeten, profitierten von der Ausbildungsleistung ihrer Kollegen. Praktiker Günter Bartruff fordert auch eine Bereinigung der technischen Anschlussbedingungen (TAB) im Saarland: „Das sollte endlich vereinheitlicht werden und nicht jedes Stadtwerk sollte sein eigenes Süppchen kochen.“ Und wie läuft die Zusammenarbeit mit der HWK? „Dort fi nden wir immer ein offenes Ohr. Wir werden gehört. Jeder habe seine Rolle im System und Probleme lassen sich meist lösen. Insgesamt: Wir pflegen eine positive Zusammenarbeit für unser Gewerk“. HWK-Präsident Bernd Wegner ergänzt: „Das gilt insbesondere für den Bereich der Bildung. Mit dem Kompetenzzentrum für Informations- und Kommunikationstechnik in der GTZ konnten wir gemeinsam mit der Elektroinnung unsere Qualität in der Aus- und Weiterbildung deutlich steigern. Die enge Abstimmung und der offene Dialog mit der Innung sind der Schlüssel zu diesem Erfolg.“

Kontakt: Landesinnung Saarland der Elektrohandwerke; Tel.: 0681/ 94861-22.
www.elektrohandwerk-saar.de
 

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