Fachkraft für Speiseeis: Ein Ausbildungsberuf für jede Jahreszeit


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Wer Fachkraft für Speiseeis werden will, muss nicht nur kreativ bei der Eisherstellung sein, sondern auch ein perfekter Gastgeber im Umgang mit Kunden.
Zeit für ein kühles Eis ist das ganze Jahr über. Besonders aber im Sommer füllen sich die Stühle im Außenbereich der Eissalons und Eisdielen in unseren Fußgängerzonen. Ein erfrischendes Gefrorenes ob solo, als Spaghetti-Eis oder als phantasiereicher Eisbecher – das ist allemal eine leckere Sache. Nur zu heiß darf es aber auch nicht sein, dann zerfließt die süße Pracht allzu schnell wie der Schneemann in der Frühlingssonne. Insofern ist eine angenehm-warme Temperatur besser fürs Saisongeschäft als brütende Hitze. Die Eisdielen und –salons hierzulande haben sehr oft italienische Inhaber, denn Gelato verbindet sich für viele Deutsche ebenso wie Pizza mit Italiens Genüssen. In Rimini gibt es sogar alljährlich seit fast 40 Jahren jeweils Ende Januar mit der Sigep eine eigene große Messe rund ums Eis und Konditorwaren.
 
Gutes Eis indes ist aber nicht alleine der Kunst italienischer Eismacher zuzuschreiben. „Die Fachkraft für Speiseeis ist in Deutschland, was viele nicht wissen, einer der rund 120 anerkannten Ausbildungsberufe in der dualen Berufsausbildung im deutschen Handwerk“ sagte Peter Erbel (49), seit acht Jahren Landesinnungsmeister der Konditorinnung im Saarland mit elf Mitgliedern und Inhaber des Kaffeehauses in Schmelz. Erbel ist selbst Konditormeister und stellt in seinem Betrieb – zehn Mitarbeiter, davon zwei Auszubildende – das ganze Jahr über handwerklich gemachtes Speiseeis her. Denn die Speiseeisherstellung ist auch Teil der Konditorenausbildung. Unter seinen Mitgliedern gebe es im Saarland einschließlich seines Betriebs nur drei  mit „Vollprogramm“, das heißt, die Konditorwaren, Speiseeis und Pralinen herstellen. Frühere Bemühungen des Deutschen Konditorenbundes (DKB, München) die italienischen Eisdielen mit ins Mitgliederboot zu holen, hatten sich nicht realisiert.
 
Es muss aber nicht gleich der Konditormeister sein: Denn es gibt mittlerweile seit einigen Jahren eine Ausbildung zur Fachkraft für Speiseeis in Deutschland. Im Jahre 2008 wurde die zweijährige Ausbildung zum/zur Speiseeishersteller/-in als sogenannter Erprobungsberuf  eingeführt. „Diese Phase mündete dann 2014 in die neue, staatlich anerkannte dreijährige Ausbildung zur Fachkraft für Speiseeis“, berichtet Stefan Emser, Teamleiter „Lehrlingsrolle/Ausbildungsberatung“ bei der HWK Saarland. Im Saarland gibt es kein schulisches Angebot für die Fachkraft für Speiseeis, weil die Nachfrage dafür zu gering ist. Denn die Fachkraft für Speiseeis ist eher ein Nischenberuf für Liebhaber „Wir haben bei uns derzeit zwei Auszubildende für diesen Beruf, die beiden Geschwister stammen aus dem gleichen saarländischen Familienbetrieb“, so Emser. Die beiden angehenden Fachkräfte für Speiseeis müssen zum Blockunterricht –  schwerpunktmäßig außerhalb der klassischen Eissaison – nach Mannheim zur Justus-von-Liebig-Berufsschule fahren. Dort legen sie dann ihre Abschlussprüfung an der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald ab.
 
Wer die Ausbildung absolviert hat und die Abschlussprüfung besteht, verfügt darüber hinaus zusätzlich über ein breites Basiswissen in der Gastronomie vom den Produktgrundstoffen über Einkauf und Buchhaltung und Hygienevorschriften bis zur Personalführung. Wer unternehmerisch begabt ist, kann sich später mit diesem Rüstzeug als Geselle selbstständig machen oder noch den Konditormeister dranhängen. Das zeigt wieder einmal: Eine solide Ausbildung im Handwerk ist eine sichere Bank. Welche Voraussetzungen muss jemand mitbringen, der die Ausbildung zur Fachkraft für Speiseeis angeht? Konditorinnungsmeister Erbel dazu: „Natürlich müssen die jungen Menschen Spaß an der Gastronomie und am Service haben. Unregelmäßige und Wochenendarbeitszeiten sind bei uns üblich. Kreativität und Phantasie sind ebenso nötig wie genaues Arbeiten nach Rezepten. Nicht zu vergessen: Die Arbeit mit frischen Lebensmitteln setzt hohe Hygieneanforderungen in diesem Geschäft voraus.“
 
Ansprechpartner ist Stefan Emser, Tel.: 0681/58 09-134.