Gerüstbauermeister Rende: „Gerüst ist nicht gleich Gerüst!“


Männer stehen vor einem Lastwagen mit Gerüsten

Gerüstbauermeister und Inhaber Sandro Rende (2.v.l.) mit dem "Mach Dein Ding!" Team | Foto: © Meyer

Gebr. Rende Gerüstbau ist mit dabei beim YouTube-Kanal der HWK.
Wer einmal das Freiburger Münster oder ein Bambusgerüst in China eingerüstet hat, merkt sehr schnell: Da liegen Welten zum kleinen Gerüst am Einfamilienhäuschen dazwischen, das neu verputzt oder dessen Fassade gestrichen werden soll. „Jedes Gerüst wird individuell für den jeweiligen Arbeitszweck berechnet und gebaut. Gerüst ist also nicht gleich Gerüst! Und das macht den Beruf des Gerüstbauers so spannend und abwechslungsreich“, berichtet Marius Beith (24), der auf dem YouTube-Kanal „Mach Dein Ding!“ der HWK zusammen mit dem Serien-Protagonisten und Studenten Marius Kitz den Beruf vorstellt.

Marius Beith aus dem saarländischen St. Wendel kam über einen Umweg vom Straßenbauer („war nicht das Richtige für mich“) zur Saarwellinger Gerüstbau Rende GmbH, wo er derzeit im dritten Lehrjahr ist und im März kommenden Jahres seine Gesellenprüfung ablegt. „Wir sind viel an der frischen Luft, haben ständig wechselnde Baustellen und tragen bereits in der Ausbildung eine Menge Verantwortung. Im Gerüstbau ist Sicherheit oberstes Gebot und die Anforderungen an uns sind schon anspruchsvoll“, berichtet er dem DHB. Bevor er bei Rende seine Ausbildung startete, machte er im Saarwellinger Gewerbegebiet „John“ ein Praktikum; „Danach war klar: Das ist es“ und er bekam einen Ausbildungsplatz von Gerüstbaumeister und Firmenchef Sandro Rende (39). Er kann später aufsteigen zum Kolonnenführer und – falls Lust und Motivation vorhanden – seinen Meister machen. Die Verdienstmöglichkeiten sind nach Abschluss der Ausbildung recht ordentlich.

Was muss man sonst mitbringen für den Beruf? „Teamfähigkeit, stabile Gesundheit, Ausdauer, man muss anpacken können und wollen und schwindelfrei sein“, meint Marius Beith. Sein höchstes Gerüst, das er mit aufbauen half, war mit 42 Metern Höhe das am roten Scheer Tower II auf dem Saarbrücker Universitätsgelände. Übrigens: Kein Gerüstteil darf nach Vorgaben der Berufsgenossenschaft schwerer als 25 Kilogramm sein. Der Trend gehe in den kommenden Jahren zu noch geringeren Stückgewichten bei höherer Stabilität der Gerüst- teile: „Unsere Branche wird in den kommenden Jahren erheblich in die nächste Materialgeneration investieren müssen“, so Rende.

Im gleichen Atemzug beklagt er den doch ziemlich ruinösen Preiskampf in diesem Gewerbe. Allein im Saarland gibt es rund 140 Gerüstbauer und 27 Unternehmen. Rendes Betrieb konzentriert sich auf die Industrie als Kundenkreis: „Im Saarland sind die 50 größten Industrieunternehmen unsere Kunden.“ Er arbeitet in Rheinland- Pfalz sowie in der Rhein-Main- und Rhein-Neckar-Region. Als entscheidendes Erfolgskriterium für sein Unternehmen mit 47 Beschäftigten und rund vier Millionen Euro Jahresumsatz bezeichnet er das Know- how der gesamten Mannschaft: „Der Kunde erwartet maßgeschneiderte Beratung für seinen Zweck und absolute Zuverlässigkeit.“ Längst hat auch die Digitalisierung in diesem Gewerk Einzug gehalten: Jedes Gerüst wird genau am Computer „im Voraus in 3D geplant“, Tablets gehen mit auf die Baustelle. Auf Ausbildung des Gerüstbauer- Nachwuchses legt Sandro Rende allergrößten Wert, derzeit hat er in seinem Betrieb fünf Auszubildende.
„Wir haben immer schon viel ausgebildet, wir waren schon mal bundesweit die Nummer eins in der Zahl der Auszubildenden. Für jeden Meister eines Gewerks sollte es eine Ehrenpflicht sein, Nachwuchs auszubilden und nicht über eben jenen fehlenden Nachwuchs zu jammern.“ Rende nimmt das sehr ernst: „Wenn ich Aufträge vergebe, dann nur an Firmen, die auch ausbilden.“
Warum hat er in dem YouTube- Film mitgemacht? „Wir brauchen dringend Nachwuchs, denn unsere Altersstruktur im Gewerbe liegt bei 58 Jahren. Viele, die schon 30 oder mehr Jahre dabei sind, gehen bald in Rente.“ Und, so der Firmenchef weiter: „Wir haben ein Imageproblem in der Gesellschaft, wir werden gar nicht richtig wahrgenommenem“, so Rende.

„Deshalb bin ich hier dabei. Wir müssen die jungen Leute dort ansprechen, wo sie sich aufhalten, und das sind nun einmal die sozialen Medien. Im Übrigen finde ich diese Kampagne unserer HWK, bei der Berufe in kurzen Filmen vorgestellt werden, sehr gut.“ Rende erhofft sich dadurch auch die eine oder andere Bewerbung oder zumindest Interesse für eine Ausbildung als Gerüstbauer.