„Gesundheit ist unser höchstes Gut“


Ein Feinwerkmechaniker mit Kappe bei der Arbeit

Feinwerkmechaniker Philipp Lauer, Foto: © Udo Rau

Gesundheitsmanagement: Engagement in Betriebliches Gesundheitsmanagement sichert langfristig den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen.
Philipp Lauer (22) schiebt sich eine schwarze Baseball-Kappe, ein so genanntes Cap, auf den Kopf. Der Feinwerkmechaniker muss in einer stillstehenden Presse über Kopf arbeiten. Die Baseball-Kappe – sieht schick aus und passt gut zu ihm – ist aber keine normale Kopfbedeckung, wie man sie tausendfach in allen Varianten, Farben und mit Firmenlogos kaufen kann. Sie hat eine helmartige Verstärkung und schützt den Kopf gegen Stoßverletzungen. „Sie ist leicht, praktisch und man spürt sie kaum“, meint Lauer, während er weiter schraubt. Sie ersetzt in bestimmten Arbeitssituationen den schwereren und unbequemeren Kunststoffhelm.
 
„Wir haben gute Erfahrungen mit den Caps gemacht. Sie werden auch von unseren Mitarbeitern für die entsprechenden Arbeiten gerne getragen und sie sind bei uns Teil der persönlichen Schutzausrüstung“, sagt Christof Simmet, geschäftsführender Gesellschafter des Werkzeug- und Maschinenbauers Kuhn & Möhrlein in Illingen-Uchtelfangen. „Einer unserer Mitarbeiter entdeckte die Caps bei einem anderen Unternehmen und schlug vor, sie anzuschaffen.“ Das wurde prompt gemacht: „Damit haben wir manche Beulen verhindert“, meint Simmet. Für ihn ist das ein praktisches Beispiel im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) des Betriebs. Es seien nicht immer nur die ganz großen Dinge, die strategischen Planungen, die heute unter BGM zu verstehen sind, meint Simmet. Zudem sehe BGM in jedem Betrieb anders aus, je nach Branche, Arbeitssituationen und Anforderungen an die Mitarbeiter. 
 
BGM ist Dauerthema
Er und sein Mitgeschäftsführer Volker Schäfer sehen BGM begrifflich etwas kritischer als viele andere: „Für uns ist BGM ein Dauerthema. Wir nennen es aber nicht BGM, sondern Umsetzung der gesetzlichen Vorschriften unter Einsatz des gesunden Menschenverstandes. Und genau das tun wir – und das schon lange. Wir führen regelmäßig die vorgeschriebenen Arbeitssicherheitsausschuss- Sitzungen durch.“ Die sind Bestandteil der Mitbestimmung und gesetzlich geregelt. Mit dabei sind Betriebsrat, Betriebsarzt und Sicherheitsfachkräfte. „Wer dass alles ernst nimmt und danach handelt, steht beim BGM schon recht gut da“, so Simmet. Die Ergebnisse können sich sehen lassen und bestätigen ihn: Der Krankenstand im Unternehmen liege unter dem Durchschnitt vergleichbarer Betriebe. Kuhn & Möhrlein wurde 1981 gegründet, beschäftigt rund 130 Mitarbeiter und fährt rund 16 Millionen Euro Jahresumsatz ein. Kunden für die Presswerkzeuge aus Illingen sind die deutschen Automobilhersteller.
 
Man analysiere auch den kleinsten Arbeitsunfall, um daraus zu lernen, so Simmert. „Wir haben schon sehr früh Defibrillatoren angeschafft und schulen zusammen mit dem Roten Kreuz Ersthelfer im Betrieb - derzeit sind es vier - im Umgang mit den Geräten.“ Man biete auch jährlich Grippeschutzimpfungen für die Mitarbeiter an: „Die Inanspruchnahme könnte noch etwas besser sein.“
 
HWK informiert regelmäßig
Die Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) ist beim Vorantreiben des BGM natürlich mit dabei: „Besonders vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist BGM für viele Unternehmen wichtiger denn je“, sagte HWK-Präsident Bernd Wegner beim diesjährigen Satellitensymposium „Mit BGM in eine gesunde und erfolgreiche Unternehmenszukunft“ in der Saarbrücker Congresshalle. „Die IKK Südwest, die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement und unsere HWK haben sich mit der Veranstaltung zum Ziel gesetzt, das BGM noch stärker in den Köpfen der Unternehmer zu verankern.“ Da bleibt noch viel zu tun. Von  den kleinen Unternehmen in Deutschland führten rund 20 Prozent regelmäßig BGM-Maßnahmen durch, so HWK-Präsident Wegner. „Jeder sollte wissen: BGM bedeutet auch Zukunftssicherung für das Unternehmen.“
 
Über den gesetzlich geforderten Arbeitsschutz hinaus stehen im BGM Prävention, Kommunikation oder ein motivierendes und familiäres Arbeitsklima im Fokus. Besonders im klein- und mittelständisch geprägten Handwerk werden solche „weichen“ Faktoren schon immer gepflegt. BGM ist ein Win-Win-Thema: Einerseits profitieren die Mitarbeiter und ihre Gesundheit, andererseits der Betrieb durch weniger krankheitsbedingte Ausfälle.
 
Unternehmensberatung unterstützt Betriebe bei der Einführung
„Unsere HWK unterstützt die Unternehmen im Arbeitsschutz sowie bei der Umsetzung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements“, so HWK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes. „Neben der individuellen Beratung bietet die HWK-Unternehmensberatung auch zahlreiche Informationsveranstaltungen dazu an, organisiert Arbeitskreise mit Unternehmen. Sie arbeitet etwa mit anderen Institutionen zusammen zur bestmöglichen Unterstützung der Handwerksbetriebe“, ergänzt Lisa Herbrand, Leiterin der Unternehmensberatung bei der HWK. Sie nennt etwa die jährlichen, von der HWK mitgestalteten Arbeitsschutzkonferenzen des Bündnisses für Arbeits- und Gesundheitsschutz. Auch im Haus der Handwerkskammer spielt BGM eine wichtige Rolle. Personalchefin Sylvia Heinen, die in der HWK die „Rückentage“ organisiert, unterstreicht: „Gesundheit ist unser höchstes Gut. Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten.“
 
Ansprechpartner bei der Handwerkskammer des Saarlandes:

Manfred Kynast

Technischer Berater, Zulieferbeauftragter, Genehmigungslotse
Telefon 0681 5809-137
Fax 0681 5809222-137
m.kynast@hwk-saarland.de


 

Weitere Informationen:

Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden der IKK-Südwest, Professor Dr. Jörg Loth, über das Betriebliche Gesundheitsmanagement