Handwerksförderung ganz konkret


Lisa Herbrand und Klaus Schröder schauen auf einen Mann
Die HWK bietet umfangreiches Beratungsportfolio zu zahlreichen betriebswirtschaftlichen und technischen Fragestellungen
Fritz M.* (63), Handwerksmeister aus dem Nordsaarland, will seinen Betrieb mit 25 Beschäftigten in etwa zwei Jahren übergeben. In der eigenen Familie gibt es keinen Nachfolger, also hat sich Fritz M. frühzeitig nach einem anderen Übernehmer umgeschaut. Er hat Glück: Felix S.*, Meister in seinem Betrieb und schon 10 Jahre im Haus, ist an einer Übernahme interessiert. Wie Fritz M. geht es vielen anderen Betriebsinhabern auch.

„In den kommenden fünf Jahren stehen im Saarland rund 2.000 Handwerksbetriebe zur Übernahme an, bei einer statistischen Durchschnittsgröße von sechs, sieben Beschäftigten geht es dabei um rund 12.000 bis 14.000 Arbeitsplätze“, sagt Saar-Handwerkskammerpräsident Bernd Wegner. Für das kleine Saarland schon eine gewichtige Größe am heimischen Arbeitsmarkt.

Unsere beiden Handwerksmeister nutzen den kostenlosen Unternehmensberatungservice ihrer Handwerkskammer und informieren sich frühzeitig. „Eine Unternehmensübergabe macht man in der Regel nur einmal im Leben. Sowohl als Betriebsinhaber als auch als potenzieller Übernehmer hat man diesbezüglich keine Erfahrungswerte auf die man zurückgreifen kann. Hier helfen wir mit unserem großen Beratungsportfolio gerne weiter“, sagt Dipl.-Betriebswirtin Lisa Herbrand, seit 2015 Leiterin des HWK-Bereichs Unternehmensberatung. Sie ist Chefi n eines Zwölf-Personen-Teams.

Das sind neben ihr drei weitere Betriebswirtschaftler, zwei technische Berater, zwei Beauftragte für Innovation und Technik, eine Außenwirtschafts- und Messeberaterin sowie unterstützendes Sekretariat. „Einige wissen gar nicht, dass sie unsere, auch von Bund und Land unterstützten, Beratungsleistungen kostenfrei in Anspruch nehmen können“, so Herbrand.

Bei Betriebsübergaben geht es vorneweg – wie so oft – ums Geld: Was ist der Betrieb wert? Welche Kredite laufen noch? „Hier ist es hilfreich zunächst das Vorhaben zu konkretisieren und eine Bewertung des Unternehmens vorzunehmen. Übergabe mit oder ohne Immobilie? Welche Rolle spielt die Altersversorgung des Noch-Inhabers? Welche Rechtsform wird benötigt? Diese und viele andere Fragen klären wir im Vorfeld gemeinsam ab“, so Herbrand. Bei der Ermittlung des Unternehmenswertes geht das HWK-Team nach dem AWH-Standard vor (AWH steht für Arbeitskreis der wertermittelnden Berater im Handwerk). Haben sich die Parteien hier geeinigt, geht es um die Finanzierungsmöglichkeiten für den Nachfolger.

Klare Finanzstrukturen und Controlling sind darüber hinaus für jeden Betrieb überlebenswichtig. „Viele Unternehmen haben aktuell eine gute Auftragslage und Auslastung, aber unterm Strich bleibt bei dem ein oder anderen trotzdem zu wenig übrig“, so Herbrand.

 

Themenbereiche der HWK-Unternehmensberatung

Die Struktur des Betriebes müsste dann noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden. „Wir helfen bei der Überprüfung der Strukturen. Die Stundenverrechnungssätze müssen dann einmal genauer betrachtet werden. Oft ist auch eine fehlende Nachkalkulation das Problem“, weiß sie: „Hier können wir ansetzen um gemeinsam Lösungen zu finden.“ Wichtig sei auch eine optimale Betriebsorganisation, wo manchmal einiges im Argen liege. „Das fängt bei Kleinigkeiten wie der richtigen Beladung der Fahrzeuge am Morgen vor der Fahrt zum Kunden an“, so Herbrand.

Auch Marketing, ein weiteres Beratungsfeld, darf für den Handwerksmeister kein Fremdwort sein. Das reicht vom internen Marketing zur Fachkräftesicherung, wobei sich das Unternehmen für seine Mitarbeiter als guter Arbeitgeber darstellen muss bis zum externen Marketing, dem Auftreten nach außen, einer guten Webseite, dem Umgang mit Reklamationen.

Innovations- und Technologieberatung sind ein wichtiges Feld für die HWK-Berater. „Unsere Beauftragten für Innovation und Technologie verstehen sich als Bindeglied zwischen Handwerk und Wissenschaft. Sie unterstützen unsere Betriebe bei der Umsetzung technologischer Neuerungen im Betrieb und kooperieren im Rahmen von Projekten mit Hochschul- und Forschungseinrichtungen“, so Lisa Herbrand. „Digitales Handwerk“ ist ein Top-Thema: Der Umgang mit digitalen Medien, Einsatz von mobilen Endgeräten im Arbeitsprozess und Einsatzmöglichkeiten von Cloud-Lösungen.

Weitere Arbeitsfelder der HWK-Berater sind: Unterstützung bei Existenzgründungen inkl. Erstellung von Planrechnungen, Außenwirtschafts- und Messeberatung, Denkmalpflege und Gestaltung, Arbeitssicherheit und Barrierefreiheit. „Unsere Kammer bietet ihren Mitgliedern mit diesem Service ein kostenfreies Instrument für eine Vielzahl betrieblicher Belange, das sie auch intensiv nutzen sollten“, so HWKPräsident Bernd Wegner.

Die HWK stellt Ihnen in den nächsten Wochen im Rahmen einer Serie die Unternehmensberatung der HWK näher vor. Mehr Informationen erhalten Sie im Bereich Unternehmensberatung

* Namen von der Redaktion geändert