Goldener Herbst im Saar-Handwerk: Der Konjunkturmotor brummt


drei Männer stehen vor einer Messewand

© Diersch

Den Ergebnissen der Herbst-Konjunkturumfrage der HWK zufolge läuft der Konjunkturmotor im saarländischen Handwerk weiter rund.
Die Zufriedenheitswerte bewegen sich auf einem hohen Niveau. Umsätze wie auch Auftragsbestände legten per Saldo im dritten Quartal zu. Sehr optimistisch blicken die Betriebe auf die kommenden Monate. Informationen zum Investitionsverhalten im Handwerk liefern die Resultate einer Sonderumfrage aus dem ersten Quartal 2017.
 
„Der Konjunkturmotor im saarländischen Handwerk läuft weiter auf Hochtouren. Man könnte mit Blick auf die Konjunkturindikatoren sogar sagen, dass die Taktzahl noch etwas gestiegen ist“, bringt HWK-Präsident Bernd Wegner die Ergebnisse der HWK-Herbstumfrage auf den Punkt. „Die Stimmung unter den Handwerksbetrieben ist ausgesprochen positiv. Und auch die Erwartungen für die künftige Entwicklung sind sehr optimistisch“, so Präsident Bernd Wegner weiter.
 
Die gute konjunkturelle Lage bestätigt Manfred Johann, Geschäftsführer der Manfred Johann GmbH, einer Tischlerei aus Theley: „Die Auftragslage unseres Betriebes ist derzeit sehr gut. Wir blicken optimistisch in die Zukunft, und wir stehen finanziell auf soliden Beinen“, so Tischlermeister Manfred Johann.
 
HWK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes würdigt die Investitionstätigkeit des Saar-Handwerks. „Die Umfrage ‚Investitionstätigkeit im Handwerk’ aus dem Frühjahr 2017 zeigt, dass rund jeder zweite Handwerksbetrieb in den vergangenen drei Jahren investiert hat. Die Handwerksbetriebe wissen, dass davon ihre Wettbewerbsfähigkeit abhängt“, so HWK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes.
 
 

Die Konjunkturlage im Herbst 2017

Insgesamt bewerten 95 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage in der Herbst-Konjunkturumfrage mit gut oder befriedigend. Damit erreicht der Stimmungsindikator im 10-Jahresvergleich einen neuen Höchstwert. Der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslagebeurteilung liegt bei 53 Prozent. Schlecht liefen die Geschäfte nur in jedem zwanzigsten Betrieb (Herbst 2016: 10 %).

Die Nachfrage nach handwerklichen Leistungen nahm zu. Ein Drittel der Betriebe (Herbst 2016: 22 %) verzeichnete einen gestiegenen Auftragsbestand. Diesen standen 12 % (Herbst 2016: 17 %) gegenüber, die einen Rückgang verbuchten.
 

Insgesamt berichten 88 % von einem stabilen oder höheren Auftragsbestand

Die wirtschaftliche Dynamik schlug sich auch bei den Umsätzen nieder. 34 Prozent  (Herbst 2016: 25 %) der Befragten schlossen das dritte Quartal mit einem Umsatzplus ab. 52 Prozent der Handwerksbetriebe hatten so hohe Erlöse wie im Vorquartal (Herbst 2016: 60 %). Nur 15 Prozent (Herbst 2016: 15 %) verbuchten rückläufige Umsatzzahlen.

Die Betriebsauslastung lag im Gesamthandwerk bei durchschnittlichen 84 Prozent, vier Prozentpunkte über dem Herbstwert des Vorjahres. Bei 45 Prozent der Unternehmen waren die Kapazitäten zu mehr als 90 Prozent ausgelastet. Die Aufträge reichten im Schnitt für 8,2 Wochen (Herbst 2016: 7,3 Wochen).

Die Beschäftigung belebte sich. 25 Prozent (Herbst 2016: 17 %) der Betriebe gaben an, zusätzliches Personal eingestellt zu haben. Hingegen verminderten nur sieben Prozent (Herbst 2016: 10 %) ihre Mitarbeiterzahl. 67 Prozent (Herbst 2016: 73 %) der Unternehmen änderten ihren Personaleinsatz nicht.

 

HWK-Geschäftsklimaindex

Das positive Stimmungsbild spiegelt sich auch im Verlauf des Geschäftsklimaindex wider, der neben der aktuellen Geschäftslage auch die Zukunftserwartungen der Unternehmen abbildet. Der Klimaindikator setzt in diesem Herbst seinen Aufwärtstrend fort und erreicht mit aktuell 94 Punkten einen neuen Höchststand.

 

Optimistische Erwartungen

Die Unternehmen blicken sehr zuversichtlich auf die kommenden Monate. Insgesamt erwarten 93 Prozent (Herbst 2016: 88 %) der Betriebe eine gleichbleibende oder gar bessere Geschäftslage.

Die Prognose der Umsatzentwicklung fällt per Saldo positiv aus. 27 Prozent (Herbst 2016:  26 %) der Betriebe sind davon überzeugt, das letzte Quartal dieses Jahres mit einem Umsatzplus abschließen zu können. Nur neun Prozent erwarten dagegen sinkende Umsätze (Herbst 2016: 13 %).

Die Nachfrage nach handwerklichen Leistungen dürfte wachsen. 24 Prozent der befragten Unternehmen (Herbst 2016: 21 %) erwarten eine Zunahme der Auftragszahlen, während zehn Prozent (Herbst 2016: 14 %) eine Nachfrageabschwächung befürchten. 66 Prozent sind überzeugt, dass sich die Zahl der Bestellungen konstant entwickeln wird.

95 Prozent der Betriebe (Herbst 2016: 93 %) wollen ihre Mitarbeiterzahl unverändert lassen oder sogar zusätzliches Personal einstellen.
 
 

Investitionstätigkeit im saarländischen Handwerk

Um Informationen über das Investitionsverhalten der Betriebe zu erhalten, haben HWK und ZDH im ersten Quartal 2017 eine Sonderumfrage zum Thema "Investitionstätigkeit im Handwerk" durchgeführt. Die Handwerksbetriebe wurden nach ihren Investitionen in den vergangenen drei Jahren befragt und die Umfragewerte hochgerechnet. Das Resultat: 22 Prozent erhöhten ihre Investitionsausgaben, genauso viele hielten sie konstant und acht Prozent verminderten sie. Insgesamt investierte also rund jeder zweite Handwerksbetrieb, nur 16 Prozent taten dies nicht.

40 Prozent der Betriebe, die in den zurückliegenden drei Jahren Investitionen getätigt haben, investierten in neue Maschinen, Geräte und Werkzeuge. Ein Viertel gab an, den Fuhrpark erneuert oder erweitert zu haben. 21 Prozent haben in Einrichtungsgegenstände investiert und 18 Prozent in die Sanierung/Renovierung betrieblich genutzter Gebäude.
Hauptmotiv war der Ersatz von verbrauchten oder abgenutzten Produktionsmitteln (28 Prozent). 13 Prozent erhöhten ihre betrieblichen Kapazitäten und drei Prozent rationalisierten ihre betrieblichen Produktions- und Geschäftsprozesse.
 
Dass im Handwerk investiert wird, zeigt das Beispiel der Manfred Johann GmbH. Über die Investitionsaktivitäten seines Betriebes berichtet Tischlermeister Manfred Johann: „Wir haben in den vergangenen drei Jahren rund 1,2 Millionen Euro investiert, davon viel in IT und stark in modernste Zuschnittmaschinen, sozusagen in ,Handwerk 4.0‘. Gerade haben wir 350.000 Euro in eine Fünf-Achsen-CNC-Bearbeitungsmaschine investiert“, so der Tischlermeister Manfred Johann.

 

Ausblick

Die Wirtschaftsforscher rechnen damit, dass im kommenden Jahr die Wirtschaft weiter wächst. „Angesichts der prognostizierten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen dürfte der Konjunkturzug im Handwerk in Fahrt bleiben“, sind Wegner und Dr. Klein-Zirbes überzeugt. Trotz der positiven Zukunftsperspektiven darf ihrer Meinung nach eine wichtig Aufgabe nicht vernachlässigt werden, um die Wachstumschancen des Handwerks nicht zu gefährden: die Sicherung der Fachkräfteversorgung. „Schon heute hören wir von Betrieben, dass Sie mehr Aufträge bewältigen könnten, jedoch dafür nicht die erforderlichen Fachkräfte finden“ gibt Präsident Wegner zu bedenken.
 
 
Saarbrücken, 17. November 2017