Handwerksmotor läuft weiter rund


Drei Männer in Anzügen und eine Frau stehen vor einer Stellwand

© Diersch

Ergebnisse der Herbstkonjunkturumfrage 2018 der HWK vorgestellt.
Der Konjunkturmotor im saarländischen Handwerk läuft weiter rund. Das zeigen die Ergebnisse der Herbstumfrage der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) unter rund 1.400 Handwerksbetrieben. Die Stim­mung ist positiv. Umsätze wie auch Auftragsbestände legten per Saldo zu. Eine Sonderumfrage zur Fachkräftesituation im saarländischen Handwerk belegt, dass die Suche nach Fachkräften und Auszubilden­den gerade für saarländische Handwerksunternehmen ein zentrales Thema ist.
 
„Die Konjunktur im saarländischen Handwerk brummt. Dies drückt sich in der positiven Stimmung und hohen Zufriedenheitswerten aus. Ein Anzeichen da­für ist unser Geschäftsklimaindex, der mit 137 Punkten erneut einen Höchst­stand erreicht hat. Die Konjunktur läuft rund, das saarländische Handwerk schaut op­timistisch nach vorne“, fasst HWK-Präsident Bernd Wegner die Er­gebnisse der Herbstumfrage zusammen. Allerdings bleibe die Fachkräfte­versorgung nach wie vor für das Handwerk im Saarland eine zentrale Her­ausforderung, wie eine Sonderumfrage zur Fachkräftesituation zeige.
 
HWK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes bringt die Ergebnisse der Sonderumfrage zur aktuellen Fachkräftesituation auf den Punkt: „Die Resul­tate belegen, dass die Situation der Fachkräftesicherung gegenüber der Um­frage vor zwei Jahren nach wie vor angespannt ist. Die Suche nach qualifi­ziertem Personal und Auszubildenden bleibt schwierig.“ Beim Thema Fach­kräftebedarf bestehe für das saarländische Handwerk dringender Hand­lungsbedarf. „Alte Konzepte reichen nicht mehr. Deshalb geht unsere Hand­werkskammer neue Wege“, so Dr. Klein-Zirbes. Dabei verweist er auf zahl­reiche Maßnahmen und Projekte der HWK zur Nachwuchswerbung. Dazu gehört die neue Landingpage „Karriere im Handwerk“, die ab sofort unter dem Menüpunkt „Ausbildung“ auf der Homepage der Handwerkskammer (www.hwk-saarland.de) eine Übersicht der Bildungs- und Karrieremöglich­keiten im Handwerk bietet. Neu ist ebenfalls die App „Karriere-Lotse 2.0“, die über die Weiterbildungsangebote im Handwerk informiert. Weitere Maßnah­men sind unter anderem die direkte Ansprache von Studienaussteigern im Rahmen des Projekts „Vom Hörsaal zum Handwerk“, das Lehrstellen-Radar, eine App, die über freie Lehrstellen informiert, sowie der preisgekrönte HWK-YouTube-Kanal „Mach Dein Ding!“, der verschiedene Ausbildungsberufe des saarländischen Handwerks vorstellt. „In diesem Zusammenhang ist auch un­bedingt die wertvolle Arbeit unserer Ausbildungs- und Migration-Coaches zu erwähnen. Sie stützen die Ausbildungs- und Qualifizierungsbereitschaft von Betrieben für Jugendliche ohne berufliche Erstausbildung und geben Ju­gendlichen und Betrieben Unterstützung, damit ein reibungsloser Einstieg in die Ausbildung gelingt und die Ausbildung erfolgreich ist“, so HWK-Hauptge­schäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes. Die Coaches werden von der  Bundesagentur für Arbeit sowie vom saarländischem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr gefördert. Letztgenanntes unterstützt auch finanziell Maßnahmen wie den HWK-YouTube-Channel.
 
Elektrotechnikermeister Axel Trapp, Inhaber der Firma Axel Trapp Elektro Anlagenbau GmbH & Co KG aus Spiesen-Elversberg, und seine Ehefrau Heike bestätigen die zunehmend schwierige Situation, geeigneten Fachkräf­tenachwuchs zu finden. Daher sucht das Unternehmen seit Jahren das direkte Gespräch mit jungen Menschen, um Ihnen die Faszination des Hand­werks zu vermitteln. „Wir kümmern uns direkt um unsere Zielgruppe. Des­halb kooperieren wir mit Schulen. Wir gehen in die Klassen, stellen uns vor und informieren über die Berufsbilder“, betont Heike Trapp, die das Thema Fachkräftesicherung als Personalchefin im Unternehmen betreut. Dabei legt sie Wert darauf, den Schülern zu verdeutlichen, wie vielseitig die Berufsfel­der in ihrem Unternehmen sind und was eine gute Bewerbung auszeichnet. Im zweiten Schritt werden Klassen ins Unternehmen eingeladen, um ihnen direkte Einblicke in die Berufswelt zu vermitteln. Mit diesem Konzept hat die Trapp Elektro GmbH gute Erfahrungen gemacht. „Es melden sich regelmä­ßig Schüler bei uns und fragen nach Praktika. Daraus ist schon so mancher Ausbildungsvertrag entstanden“, so Axel Trapp.
 

Zur konjunkturellen Lage des saarländischen Handwerks

Ihre Geschäftslage bewerten die befragten Handwerksbetriebe auch in die­sem Herbst als positiv. Insgesamt 95 Prozent der Betriebe sprachen von ei­nem guten (64 %) oder befriedigenden (31 %) Geschäftsverlauf. Schlecht liefen die Geschäfte nur in jedem zwanzigsten Betrieb (Herbst 2017: 7 %).
 
Handwerkliche Leistungen waren bei den Kunden gefragt. 39 Prozent der Be­triebe (Herbst 2017: 33 %) verzeichneten einen gestiegenen Auftragsbe­stand. Diesen standen 17 Prozent (Herbst 2017: 12 %) gegenüber, die einen Rück­gang verbuchten. Insgesamt berichteten 83 Prozent von einem stabilen oder hö­heren Auftragsbestand.
 
Die wirtschaftliche Dynamik zeigte sich auch bei der Umsatzentwicklung. 32 Prozent (Herbst 2017: 34 %) der Unternehmen schlossen das dritte Quar­tal mit einem Umsatzplus ab. 52 Prozent hatten so hohe Erlöse wie im Vor­quartal. Nur 16 % (Herbst 2017: 15 %) verzeichneten rückläufige Umsatz­zahlen.
 
Die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten bleibt weiter hoch. Sie lag im Gesamthandwerk bei durchschnittlichen 84 Prozent und entsprach damit dem Herbstwert des Vorjahres. Bei 47 Prozent der Unternehmen waren die Kapazi­täten zu mehr als 90 Prozent ausgelastet. Die Auftragsreichweite be­trug im Schnitt 8,7 Wochen (Herbst 2017: 8,2 Wochen).
 
Die Beschäftigungsentwicklung belebte sich gegenüber dem Vorquartal leicht. 17 Prozent (Herbst 2017: 25 %) der Betriebe stellten zusätzliches Per­so­nal ein. Hingegen sanken bei zehn Prozent (Herbst 2017: 7 %) die Mitar­beiter­zahl. 73 Prozent (Herbst 2017: 67 %) der Unternehmen änderten ihren Perso­naleinsatz nicht.
 

HWK-Geschäftsklimaindex

Der HWK-Geschäftsklimaindex, der neben der aktuellen Geschäftslage auch die Zukunftserwartungen der Betriebe abbildet, stieg im Vergleich zum Herbst 2017 um fünf Zähler auf aktuell 137 Punkte. Damit erreicht er wieder einen neuen Höchststand.
 

Erwartungen für das vierte Quartal 2018

Sehr zuversichtlich blicken die Unternehmen auf die kommenden Monate. Ins­gesamt 92 Prozent (Herbst 2017: 93 %) der Befragten erwarten eine gleichblei­bende oder bessere Geschäftsentwicklung. 25 Prozent der Be­triebe (Herbst 2017: 26 %) sind guter Dinge, hingegen befürchten nur 8 Pro­zent (Herbst 2017: 7 %) eine Eintrübung.
 
Der Aufwärtstrend bei den Umsätzen dürfte anhalten. Per Saldo betrachtet, fällt die Umsatzprognose positiv aus. 31 Prozent (Herbst 2017: 27 %) der Betriebe sind davon überzeugt, das letzte Quartal dieses Jahres mit einem Plus abschlie­ßen zu können. Lediglich zwölf Prozent (Herbst 2017: 9 %) er­warten sinkende Umsätze.
 
Die Nachfrage nach handwerklichen Leistungen dürfte aufwärtsgerichtet blei­ben. So rechnen 31 Prozent (Herbst 2017: 24 %) mit einer Zunahme der Auf­tragszahlen, während zehn Prozent (Herbst 2017: 10 %) eine Nachfra­ge­abschwächung befürchten. 59 Prozent sind der Auffassung, dass sich die Zahl der Bestellungen konstant entwickeln wird.
 
83 Prozent (Herbst 2017: 87 %) und damit die Mehrzahl der Betriebe beab­sich­tigen, ihre Mitarbeiterzahl unverändert zu lassen. Da nur fünf Prozent der Befrag­ten (Herbst 2017: 5 %) in Betracht ziehen, die Beschäftigtenzahl zu reduzieren, jedoch zwölf Prozent weitere Stellen schaffen wollen, ergibt sich sogar eine posi­tive Tendenz.
 

Ergebnisse der Sonderumfrage zur Fachkräftesituation

Im dritten Quartal 2018 hatten insgesamt 71 Prozent (Umfrage 2016: 53%) der befragten Unternehmen Probleme bei der Stellenbesetzung mit qualifi­zierten Fachkräften. 47 Prozent (2016: ein Drittel) gab an, trotz langer Suche kein geeignetes Personal gefunden zu haben. 24 Prozent (2016: 20 %) wa­ren erst nach längerer Suche erfolgreich.
 
Ebenfalls Schwierigkeiten hatten die Betriebe bei der Besetzung freier Aus­bil­dungsplätze. So konnten 34 Prozent (2016: 21 %) ihre freien Lehrstellen nicht besetzen und elf Prozent (2016: 13 %) waren erst nach langer Suche erfolg­reich.
 
Die Betriebsinhaber, die Ausbildungsplätze unbesetzt lassen mussten, wur­den nach den Gründen gefragt. 41 Prozent (2016: 48 %) der Unternehmer gaben an, dass keine geeigneten Bewerbungen vorlagen. Bei 46 Prozent (2016: 36 %) fand sich kein Interessent. Den Fall, dass zugesagte Ausbil­dungsplätze von den Auszubildenden nicht angetreten wurden, hatten acht Prozent (elf Prozent) der Unternehmen. Die Konsequenz zeigt sich auf dem Ausbildungsmarkt. Ak­tuell verzeichnet die Handwerkskammer einen Rück­gang bei den Neuverträgen von 2,6 Prozent.

Unser Bild zeigt:
HWK-Präsident Bernd Wegner (3.v.l.) und HWK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes (1.v.l.) empfingen die Unternehmer Axel und Heike Trapp als Gäste der Pressekonferenz zur Herbstumfrage 2018.
 
Saarbrücken, 15. November 2018