„Als Handwerksmeisterin mit gutem Beispiel vorangehen“


Metallbaumeisterin Melanie Franke

© Kerkrath

Interview mit Metallbauermeisterin und Ausbilderin Melanie Franke anlässlich des Girls‘ Day 2018 in der HWK.
 
Melanie Franke (37) absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Gold- und Silberschmiedemeisterin an der HWK Koblenz und später eine zusätzliche Ausbildung als Metallbauermeisterin und Schweißfachmann bei der HWK des Saarlandes. Heute ist sie zusammen mit ihrem Vater Geschäftsführerin der Metallbau & Bauelemente Franke GmbH in Schwalbach-Hülzweiler. Das DHB sprach mit der Unternehmerin unter anderem über ihr Engagement für den Girls‘ Day.
 
DHB: Frau Franke, Sie haben als Jahrgangsbeste die Meisterprüfung im Metallbauerhandwerk bei der HWK abgelegt. Das Metallbauerhandwerk gilt als klassische Männerdomäne. Welche Erfahrungen haben Sie in diesem Gewerk gemacht?
Franke: Eigentlich rundweg nur gute. Ich wurde von meinen männlichen Kollegen gut aufgenommen und auf der Baustelle bei der Arbeit unterstützt. Wenn man mit Fachwissen und Kompetenz dort agiert, wird man auch ernst genommen. Auf meiner Visitenkarte steht zum Beispiel Schweißfachmann und nicht Schweißfachfrau. In unserem Vier-Personen-Familienbetrieb ist neben mir noch eine weibliche Mitarbeiterin tätig – Frauenquote also erfüllt.
 
DHB: Sie haben sich zusammen mit unserer Handwerkskammer beim Girls‘ Day 2018 engagiert. Warum?
Franke: Ich wurde vom Leiter der Metallwerkstatt gefragt, ob ich mitmachen wolle. Ich habe spontan ,ja‘ gesagt. Es ist ganz wichtig, jungen Mädchen auch diesen spannenden Beruf näherzubringen. Das Interesse bei den Mädchen war groß.
 
DHB: Wie kann es besser als bisher gelingen, junge Frauen für so genannte, Männerberufe‘ zu begeistern?
Franke: Bei solchen Anlässen wie dem Girls‘ Day sehen die jungen Mädchen, dass auch Frauen so genannte ,Männerberufe‘ ausüben können. In anderen Gewerken wie im Elektrobetrieb oder in der Autowerkstatt sind sie ja schon längst aktiv. Mit gutem Beispiel für uns als Unternehmerinnen voranzugehen, ist da wichtig, in dem wir in unseren Betrieben Frauen für solche Berufe einstellen. Natürlich müssen wir sie auch am Markt finden.
 
DHB: Warum ist es wichtig, die Öffentlichkeit über dieses Thema zu informieren und zu sensibilisieren?
Franke: Junge Frauen können mehr als in ihren etablierten Rollen beruflich tätig zu sein. Es muss in die Köpfe der Öffentlichkeit, mit dem Irrglauben aufzuräumen, dass Frauen eben bestimmte Berufe nicht ausüben können, die bislang Männern vorbehalten waren. Das heißt, wir müssen das tradierte Rollenverhalten hinterfragen. Richtig: Bestimmte Berufe erfordern durchaus auch eine gewisse Physis. In Zeiten knapper Personalressourcen aber müssen wir alle Quellen nutzen. Elternhaus und Schule müssen auch umdenken. Die Handwerkskammern und der ZDH werben ja auf breiter Front. Wir müssen mit unseren Anliegen in die Schulen. Zudem müssen wir kommunizieren, dass eine qualifizierte Ausbildung im Handwerk mit Meisterabschluss dem Studium ebenbürtig ist und sich auch einkommensmäßig lohnt. Ich beobachte, dass sich in der Gesellschaft langsam diesbezüglich ein Bewusstseinswandel einstellt. Wenn ich auf unser Gewerk schaue, ja, es sind aber noch viel zu wenige.
 
DHB: Wie war es bei Ihnen? Was hat Sie für das Metallbauerhandwerk begeistert?
Franke: Auch im Gold- und Silberschmiedehandwerk hatte ich ja mit Metallen zu tun, wo ich drei Jahre als Geselle gearbeitet habe. Wo meine Kreativität gefragt war. Die ist auch in meinem jetzigen Beruf gefordert: Die Palette reicht von Geländern über Treppen bis zu Speziallösungen, wir liefern Maßarbeit. Immer mehr in Edelstahl. Standardprodukte liefert die Industrie billiger. Also von Gold und Silber zu anderen Metallen: Gleiches Medium, aber andere Dimensionen.
 
DHB: Neben Ihrem Einsatz in Ihrem Unternehmen engagieren Sie sich auch ehrenamtlich in Gremien und Vereinen des Saar-Handwerks. Warum ist das Ehrenamt so wichtig für das Handwerk?
Franke: Keine Gesellschaft funktioniert ohne ehrenamtliche Tätigkeit. Wir können nicht immer nach dem Staat rufen, sondern müssen bestimmte Dinge selbst und ohne Bezahlung in die Hand nehmen. Also braucht auch das Handwerk das Ehrenamt, ohne das unsere Selbstverwaltung nicht funktionieren würde.
Ich bin etwa im Meisterprüfungsausschuss unserer HWK und bei unserer Landesinnung für die Ausbildung tätig. Zudem bin ich im ,Forum junger Handwerksunternehmer‘ aktiv.
 

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