Bischof Dr. Ackermann: „Arbeit gibt Würde, Arbeit integriert“


Bischof Dr. Stephan Ackermann

Bischof Dr. Stephan Ackermann, Foto: © Thewalt

Interview mit Dr. Stephan Ackermann, Bischof von Trier, über die Bedeutung von Arbeit für die Integration. 
 
Über die Bedeutung von Arbeit für die Integration und den Bezug der Kirche zum Handwerk sprach das Deutsche Handwerksblatt mit Bischof Dr. Stephan Ackermann. Aktionen wie die Jobbörse sieht er als wichtige Plattformen des persönlichen Kontakts.

DHB: Herr Bischof, Arbeit bedeutet im Handwerk mehr als reine Erwerbstätigkeit. In diesem Zusammenhang fällt oft der Begriff „Erfüllung“. Was verbindet die Kirche mit dem Begriff Arbeit?
Ackermann: Die Arbeit ist ein wesentlicher Teil im Leben eines Menschen. Arbeit gibt Würde, Arbeit integriert. In der Arbeit kann der Mensch die Gaben und Talente, die ihm geschenkt sind, verwirklichen und ausleben. Gerade im Handwerk, wo das Ergebnis oft ganz sichtbar oder greifbar ist, liegt der erfüllende Charakter der Arbeit nahe. Wir im Bistum Trier befassen uns schon seit vielen Jahren mit diesem Thema: Zum einen mit der Aktion Arbeit im Einsatz für langzeitarbeitslose Menschen, und ganz aktuell mit einer Ausstellung im Dommuseum und Veranstaltungen zum Thema „lebenswerte Arbeit“ (www.lebenswert-arbeit.de).

DHB: Der berühmte Soziologe Max Weber hat im 20. Jahrhundert eine starke Verbindung zwischen Handwerk und Christentum gesehen, das Handwerk selbst greift in seiner bundesweiten Imagekampagne immer wieder Themen wie die Arbeit der Steinmetze an Kirchen auf. Welche Verbindungen sehen Sie zwischen Handwerk und Christentum?
Ackermann: Ganz abgesehen davon, dass die zentrale Gestalt des christlichen Glaubens, Jesus von Nazaret, nicht wie man vielleicht erwarten könnte, in eine Schriftgelehrten- oder Priesterfamilie hineingeboren wurde, sondern in die Familie eines Bauhandwerkers, spielen in den Kirchengemeinden, besonders in den ländlichen Regionen, Handwerksfamilien seit Generationen eine große Rolle. Handwerker engagieren sich vielfältig für die Kirche vor Ort, auch in den kirchlichen Gremien, sei es in der Vermögensverwaltung oder im Pfarrgemeinderat. Darüber hinaus sind die Kirchengemeinden, aber auch etwa Einrichtungen der Caritas oder der Ordensgemeinschaften, oft wichtige Kunden für das Handwerk.

DHB: Wie beurteilen Sie Aktivitäten unserer Handwerkskammer, wie die Jobbörse zur Integration geflüchteter Menschen?
Ackermann: Jobbörsen, wie die der saarländischen Handwerkskammer bieten Menschen, die fremd sind in unserem Land und sich mit der Suche nach Arbeit vielleicht schwer tun, eine Plattform und ermöglichen ihnen den nächsten Schritt zur Integration und zur Sicherung ihrer Selbstachtung. Denn jeder, der eine Arbeit hat, fühlt sich gebraucht, bringt sich für die Gesellschaft ein und kann anderen helfen. Bei meinem Besuch durfte ich erleben, dass die Jobbörse auf unkomplizierte und lockere Weise den direkten persönlichen Kontakt zwischen jungen Geflüchteten und Handwerksbetrieben möglich macht.

DHB: Was kann die katholische Kirche heute Handwerksunternehmern und Arbeitnehmern für den betrieblichen Alltag mit auf den Weg geben?
Ackermann: Arbeit ist mehr als Broterwerb, sie gibt Würde und Erfüllung. Das, was ich „schaffe“, ist ein Dienst am Nächsten: Ich erfülle den Wunsch oder Bedarf eines Kunden, eines Auftraggebers, meines Arbeitgebers … Gute Produkte sind auch ein Dienst an der Welt. Und nicht zuletzt erweist sich ein verantwortungsvoller Umgang mit der Arbeit, dem Auftrag und vor allem natürlich den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht langfristig als der erfolgreichere Weg.

DHB: Papst Franziskus hat einen großen Veränderungsprozess in der Kirche angestoßen. Was bedeutet das für ihre Arbeit, hat sie sich in den letzten Jahren sehr verändert?
Ackermann: Für mich bedeuten die Impulse, die von Papst Franziskus ausgehen, dass man auch im „Handwerk“ eines Bischofs nie auslernt, sondern sich immer neuen Fragen und Herausforderungen stellen muss. Die Kirche ist keine starre Größe. Vor allem erinnert Papst Franziskus die ganze Kirche mitsamt ihren Bischöfen daran, dass wir nicht für uns selbst da sind, sondern dass wir einen Auftrag für die Welt zu erfüllen haben.

Weitere Informationen zur Jobbörse unserer HWK: Bischof Dr. Stephan Ackermann besucht Jobbörse