„Das Handwerk hat im Saarland eine besondere Stellung“


Jürgen Barke auf dem Balkon in Saarbrücken

Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke, Foto: © Dirk Guldner

Interview mit Jürgen Barke, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium
 
Das DHB im Gespräch mit dem Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr, Jürgen Barke, zur Einführung des Meisterbonus im Saarland.

DHB: Im Masterplan Handwerk 2020 legt unsere Handwerkskammer einen Schwerpunkt auf die Fachkräftesicherung und die Gleichwertigkeit der akademischen mit der beruflichen Bildung. Inwiefern entspricht der Meisterbonus diesem Ansinnen?
 
Jürgen Barke: Wenn man für ein Hochschulstudium im Wesentlichen nicht zahlen, bei der Meisterausbildung aber hohe Kosten einplanen muss, dann ist das alles andere als eine Gleichbehandlung. Von diesem Gedanken geht Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger bei ihrem Vorstoß für den Meisterbonus aus – genau wie die Handwerkskammer in ihrem Masterplan. Dieser Aufstiegsbonus ergänzt das Meister-BAföG. Er deckt nicht alle Kosten ab, senkt aber die Schwelle vor einer Meisterausbildung. Das ist wichtig, weil es die jungen Saarländerinnen und Saarländer nach der Schule auch motiviert, einen Handwerksberuf im dualen System zu erlernen, statt an die Uni oder HTW zu gehen. Ich sehe in der Stärkung des Handwerks und der dualen Ausbildung einen ganz zentralen Beitrag zur Sicherung der Wirtschaftskraft unseres Landes.

DHB: Wem soll der Meisterbonus zugutekommen?
 
Jürgen Barke: Den Meisterbonus sollen Absolventinnen und Absolventen einer Aufstiegsfortbildung im technisch-gewerblichen, kaufmännischen und landwirtschaftlichen Bereich oder einer gleichwertigen Fortbildung erhalten. Voraussetzung dafür: Der Abschluss entspricht dem Niveau 6 oder 7 der Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen. Die Abschlussprüfung muss nach dem 1. Januar 2018 erfolgreich vor der Handwerkskammer, der IHK Saarland oder der Landwirtschaftskammer abgelegt worden sein. Der Bonus soll aber auch gezahlt werden, wenn die Prüfung zum staatlich geprüften Techniker beim Ministerium für Bildung und Kultur abgelegt wird. Als Nachweis genügt jeweils das Prüfungszeugnis.

DHB: Welche Rolle spielt dieses fürs Saarland neue Instrument mit Blick auf den Standortwettbewerb unter den Bundesländern?
 
Jürgen Barke: Gute Leute hierbehalten oder ins Saarland holen – das spielt für das Zukunftsbündnis Fachkräfte Saar eine wichtige Rolle. Eine Aufstiegsförderung macht den Standort attraktiver und trägt damit dazu bei, dass trotz ungünstiger demografischer Entwicklung die Saar-Wirtschaft ihre Leistungsfähigkeit behält.

DHB: Das Saarland wird oft als Industrieland bezeichnet. Welche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach der handwerkliche Meisternachwuchs?
 
Jürgen Barke: Auch das Handwerk hat im Saarland eine besondere Stellung. Es kommt im Koalitionsvertrag mit einem eigenen Kapitel vor. Das Handwerk hat immerhin 66.000 Beschäftigte und macht einen Umsatz von mehr als 5 Mrd. Euro. Es steht für Kompetenz, Können und Karriere. Es ist Top-Ausbilder, knapp jeder dritte Auszubildende startet seinen Berufsweg im Handwerk. Wir fördern das mit unserem Aktionsprogramm „14 Punkte für ein starkes Handwerk“. Aber natürlich gibt es auch bei den 12.000 Betrieben des Handwerks ein Nachfolgeproblem. In den nächsten Jahren stehen 2.000 von ihnen zur Übernahme an.

DHB: Unternehmensgründungen auf Basis des handwerklichen Meisterbriefes weisen eine sehr geringe Insolvenzquote auf. Rund 80 Prozent dieser Unternehmen sind nach fünf Jahren noch am Markt. Welche Bedeutung haben für Sie diese Gründungen und wie kann im Saarland die Gründerquote erhöht werden?
 
Jürgen Barke: Eine große Bedeutung. Wer seine Gründung umfassend vorbereitet, schafft damit die Basis für künftige Erfolge. Hier wird eine professionelle Beratung nützlich sein. Das Beratungsprogramm des Saarlandes setzt da an: Mit besonderen Fördersätzen für das Handwerk werden Beratungshonorare bei Gründungsvorhaben und geplanten Betriebsübernahmen bezuschusst. Im Übrigen führen wir unsere Motivationskampagne „Dein Sprung in die Selbstständigkeit“ natürlich fort, um die Zahl der Gründungen im Saarland weiter zu erhöhen.


Lesen Sie auch die Pressemeldung der HWK zum Meisterbonus