„Der EA Saar ist ein One Stop Shop“


Die EA-Verantwortlichen Doris Clohs (links), HWK, und Heike Cloß, IHK, Foto: Dirk Guldner

Interview Einheitlicher Ansprechpartner mit Heike Cloß (IHK) und Doris Clohs (HWK)
 
Heike Cloß, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin bei der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes (IHK), und Doris Clohs, Bereichsleiterin Handwerksrecht und HWK-Beitrag bei der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) leiten federführend die saarländische Servicestelle des Einheitlichen Ansprechpartners (EA-Saar). Im Interview berichten die beiden Expertinnen, wie sich beide Häuser in der Zusammenarbeit ergänzen und wie sich der EA Saar in den nächsten Jahren, nicht zuletzt im Bereich Digitalisierung, weiterentwickeln wird.

DHB: Frau Cloß, aus welchem Bedarf heraus ist der Einheitliche Ansprechpartner (EA) entstanden?
Cloß: Der Einheitliche Ansprechpartner wurde von der Europäischen Kommission zum Jahresende 2009 eingeführt, um den Europäischen Binnenmarkt zu einem offenen Dienstleistungsmarkt auszubauen. Europäische Dienstleister sollen, unabhängig von ihrem konkreten Geschäfts- oder Wohnort, alle Aktivitäten rund um die Gründung digital und aus der Ferne abwickeln können. Damit hat die Europäische Union den deutschen Gedanken des One Stop Shops aufgegriffen und umgesetzt. Die Leistungen des EA-Saar können übrigens auch später, also während des gesamten Unternehmerlebens, in Anspruch genommen werden.

DHB: Warum war es aus Ihrer Sicht wünschenswert, dass die saarländische Lösung des EA-Saar auch künftig Bestand hat?
Clohs: Der EA-Saar informiert, berät und unterstützt alle anfragenden Unternehmen und leitet in ihrem Auftrag die erforderlichen Verfahren in die Wege. Dieses Serviceangebot wird insbesondere durch IHK und HWK sichergestellt. Deshalb ist bei ihnen auch die Gemeinsame Geschäftsstelle angesiedelt. Die Zusammenarbeit unserer beiden Häuser hat sich bewährt und ist in den letzten zehn Jahren von der Wirtschaft sehr gut angenommen worden. Wir sehen es als ein Zeichen des Vertrauens der saarländischen Politik in die ausgezeichnete Arbeit des EA, dass 2021 die gesetzliche Grundlage nicht nur erneuert, sondern als dauerhafte Lösung gewählt wurde. „Never change a winning team“: Dieses Motto wurde hier umgesetzt.

DHB: HWK und IHK erbringen die Leistungen im Rahmen des Einheitlichen Ansprechpartners zusammen. Wie ergänzen sich die beiden Häuser hierbei?
Cloß: Beide Häuser arbeiten seit Jahrzehnten erfolgreich für die saarländischen Unternehmen zusammen und erfüllen so gemeinsam wichtige Querschnittsaufgaben. Das setzt sich auch in unserer Arbeit als EA-Saar fort. Schwerpunktmäßig werden dabei die jeweiligen Mitglieder betreut. Die übrigen Aufgaben, wie beispielsweise die Durchführung von Erhebungen zum Zweck wissenschaftlicher Forschungen in Schulen, werden abwechselnd erledigt.

DHB: Anfang 2020, noch vor Corona, haben Sie mehrere Veranstaltungen durchgeführt, unter anderem zum Thema „Veranstaltungsrecht“. Versteht sich der EA-Saar auch als Qualifizierungseinheit?
Clohs: Qualifizierung ist keine Aufgabe des EA-Saar. Unsere Veranstaltungen dienen, ebenso wie Pressemitteilungen, Publikationen und Bekanntmachungen im Internet dazu, auf das Dienstleistungsangebot des EA-Saar hinzuweisen und somit für sein Dienstleistungsspektrum zu werben.

DHB: Wie wird sich der EA-Saar in den nächsten Jahren weiterentwickeln? Welche Rolle spielt die Digitalisierung dabei?
Cloß: Die Digitalisierung spielt eine zentrale Rolle für die Weiterentwicklung des EA-Saar. Vor allem das abgelaufene Corona-Jahr hat gezeigt, dass digitale Angebote von der Wirtschaft bestens aufgenommen werden. Die digitale Weiterentwicklung betrifft auch das Bundes- und Europanetz aller Einheitlichen Ansprechpartner. Über diese Portale sind alle EA-Einheiten miteinander verknüpft. Damit können alle Nutzer 24 Stunden am Tag ortsunabhängig alle unsere Dienstleistungen nutzen. Der nächste Schritt ist die Integration des EA-Netzwerkes in das neue Single Digital Gateway-Projekt der EU. Dies wird zu einer weiteren Beschleunigung der Abwicklungen führen.

DHB: Wie sieht der Vergleich mit Einheitlichen Ansprechpartnern aus der Großregion aus, zum Beispiel in Frankreich und Luxemburg? Gibt es auch hier „grenzüberschreitende“ Zusammenarbeit?
Clohs: Hier kommt nicht nur das EA-Netzwerk, sondern vor allem auch das Binnenmarktinformationssystem IMI zum Einsatz. Darüber können fast alle Fragen rund um das Gewerbe mit den zuständigen nationalen Verwaltungen geklärt werden. Schnell, unbürokratisch und ohne weitere Zusatzkosten für den Unternehmer. Für die IT-Sicherheit beim Datenabgleich sorgt die Europäische Union.

DHB: Vielen Dank für das interessante Gespräch an Sie beide!