Die Qualität des öffentlichen Raumes steht im Fokus


Interview mit dem Baudezernenten der Stadt Saarbrücken Professor Heiko Lukas
Saarbrückens Baudezernent über die Prioritäten bei der städtebaulichen Entwicklung. Attraktive Ladengeschäfte sind für ihn ein wichtiger Anker für die Attraktivität der Innenstadt.

DHB: Sie hatten Ende letzten Jahres in der HWK einen Workshop zur Entwicklung von Alt-Saarbrücken organisiert. um was ging es? Welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen?
Lukas: In den Räumlichkeiten der HWK haben wir in Kooperation mit den berufspolitischen Verbänden im Herbst 2016 einen für alle Bürger offenen Workshop veranstaltet. Ziel war es, Potentiale und Entwicklungsmöglichkeiten des Stadtteiles Alt-Saarbrücken aufzuzeigen und aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Handlungsbedarfe und Schwerpunktbereiche wurden diskutiert, die in weiteren Planungsschritten intensiver zu bearbeiten sein werden.

DHB: Was macht die städtebauliche Situation in der Landeshauptstadt so besonders?
Lukas: Der Prozess des Stadtbauens, die städtebauliche Aufwertung der Innenstadt Saarbrückens ist in vollem Gang. Wir entwickeln den Standort Saarbrücken im Rahmen der sich um uns ändernden Situationen weiter. Die Qualität des öffentlichen Raumes, der gebauten Umwelt in unserer Innenstadt, steht bei den laufenden Projekten im Focus. Ein Beispiel ist die derzeitige Baustelle zur Neugestaltung und Instandsetzung der Bahnhofstrasse, die inzwischen deutliche Konturen annimmt. Ein anderes Beispiel sind die laufenden Arbeiten in der Kaltenbachstrasse. Die dort umgesetzte handwerkliche Qualität überzeugt und fasziniert täglich viele Passanten. Dieses und nächstes Jahr werden wir weitere Projekte umsetzen, wie zum Beispiel die städtebauliche Aufwertung rund um die Ludwigskirche, den Synagogenvorplatz am Beethovenplatz oder die zusätzlichen Radwegeverbindungen zwischen Innenstadt und Alt-Saarbrücken im Rahmen der Instandsetzung der Wilhelm-Heinrich-Brücke.

DHB: Welche Vorteile bietet Saarbrücken einer Institution wie unserer Handwerkskammer?
Lukas: Eine landesweit bedeutende Institution wie die Handwerkskammer gehört in das wirtschaftliche Zentrum der Landeshauptstadt. Den Standort im Herzen der Stadt möchten wir stärken und unterstützen daher im engen Dialog die Erweiterungsabsichten der Handwerkskammer in Saarbrücken. Eine gelebte zukünftig engere Kooperation von Hochschulen und HWK, zum Beispiel im Rahmen der beruflichen Weiterbildung, kann nur hier in Saarbrücken räumlich nah und vernetzt umgesetzt werden. Die HWK ist in Saarbrücken sehr gut erreichbar, wir verfügen hier über die notwendigen Infrastrukturen. Die Büros der HWK-Verwaltung und die HWK-Ausbildungswerkstätten gehören dicht beisammen - dies ist durch Erweiterungen am Standort Alt-Saarbrücken ideal möglich.

DHB: Wo sehen sie mit Blick auf die Situation der Ladengeschäfte den dringendsten Handlungsbedarf in der Landeshauptstadt?
Lukas: Die Landeshauptstadt Saarbrücken hat eine starke attraktive und lebendige Innenstadt. Angesichts der bevorstehenden Änderungen in der Handelslandschaft ist die langfristige und nachhaltige Entwicklung der Saarbrücker Innenstadt unser vorrangiges Ziel. Ein starker Handel in Saarbrücken ist der wichtige Anker für die Entwicklung und Attraktivität der Innenstadt. Aber ebenso sind die Qualität des öffentlichen Raumes und innerstädtisches bezahlbares Wohnen mehr denn je wichtig für die Attraktivität einer lebendigen Innenstadt. „Stadt leben“, dazu gehören Handel, Gewerbe, soziale Einrichtungen, kleinteilige Strukturen, Begegnungsorte, Marktplätze, attraktiver öffentlicher Raum und vor allem ausreichend bezahlbarer Wohnraum. Unser Ziel ist es lebendige Stadtteilquartiere durch soziale und funktionale Mischungen in Gebäuden und in den Stadteilquartieren zu stärken.

DHB: Welche Bedeutung hat die Stadtteil Gestaltung grundsätzlich in Zeiten des Standort Wettbewerbes?
Lukas: Lebendige Quartiere in allen Stadtteilen Saarbrückens bilden die notwendigen lebenswerten Identifikationsorte für die Bürger unserer Stadt. Nur attraktive Quartiere sind wettbewerbsfähig. Es bedarf jeweils stadtteilspezifischer Strategien, quartiersbezogener Managementleistungen, entsprechend der lokalen Rahmenbedingungen. Diese sehen zum Beispiel in Brebach anders aus als in Dudweiler oder in Malstadt. Es bedarf der Stadtöffentlichkeit. Wir müssen mit den Bürgern offen über ihre Erwartungen und Bedürfnisse reden, wie man die Dinge sieht. Nur im Dialog wahren und entwickeln wir die städtebauliche Qualität.