Digitalisierung ist Gewinn für duale Ausbildung


Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer über die Bedeutung des IT-Gipfels für das Saarland.
DHB: Frau Ministerpräsidentin, der IT-Gipfel im Saarland war ein großer Erfolg. Welche Wirkung hat er für den Wirtschaftsstandort Saarland über den Tag hinaus?
Kramp-Karrenbauer: Beim zehnten Nationalen IT-Gipfel haben die Vordenker aus der Welt der Informationstechnologie insbesondere das Thema „Lernen und Handeln in der digitalen Welt“ diskutiert. Neben den rund 1.100 namhaften Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft haben wir mit unseren regionalen Rahmenveranstaltungen und Aktivitäten im Internet mehr als eine halbe Million Menschen erreichen können. Im Rahmen des IT-Gipfels sind zwei unserer weiterführenden Schulen aus dem Saarland als „Smart School“ an den Start gegangen, um in den nächsten Jahren Erfahrungen auf dem Gebiet der Entwicklung und Anwendung digitaler Lernkonzepte zu sammeln. Außerdem werden wir als erstes Bundesland flächendeckend den Mini-Computer Calliope an den dritten Grundschulklassen zur Verfügung stellen können, um Kinder spielerisch an die Technik heranzuführen.
Wir werden im Saarland darüber hinaus für Nachhaltigkeit sorgen, indem wir als Politik mit allen gesellschaftlichen Gruppen im Rahmen des Digitalisierungsforums im Dialog bleiben und weiterhin ein aktiver Begleiter der Bundesaktivitäten sein werden.
 
 
DHB: Das Saarhandwerk hat sich mit zahlreichen Maßnahmen in diesen Gipfel eingebracht. Was kann die Landespolitik unternehmen, um die Handwerksbetriebe bei der digitalen Transformation zu unterstützen?
Kramp-Karrenbauer: Fast alle der rund 130 Ausbildungsberufe im Handwerk sind bereits heute zumindest mittelbar von der Digitalisierung betroffen. Bei Industrie 4.0 geht es um Themen wie direkte Kommunikation zwischen Werkstück und Maschine und um die Mensch-Roboter-Kommunikation. Es geht um die weitgehende Vernetzung von Bauteilen, Werkzeugen und Transportsystemen im Internet der Dinge. Hier gilt es eng mit der Forschung zu überlegen, wie wir in Deutschland unseren Wettbewerbsvorteil nutzen können.
Bei dem IT-Gipfel hat unsere Handwerkskammer gezeigt, wo heute bereits die Digitalisierung Einzug hält – von der automatisierten Haussteuerung bis zum Einsatz von Robotern und der individualisierten Fertigung. Einige unserer Ausbildungsberufe sind bereits grenzüberschreitend gemeinsam mit unseren Nachbarn in Frankreich. Künftig werden aber auch Berufsgrenzen verwischen und Kompetenzen im Bereich der Informatik/Digitalisierung zunehmend wichtiger und müssen über das gesamte Berufsleben aktuell gehalten werden. Betriebliche Ausbildung ist daher nur die eine Seite der Medaille; die andere ist die Weiterbildung.
 
 
DHB: Ein Thema ist immer wieder die Breitbandversorgung im ländlichen Raum. Wann gibt es im Saarland schnelles Internet für alle Gewerbegebiete?
Kramp-Karrenbauer: Mit dem Projekt „NGA-Netzausbau Saar“ haben wir im Saarland ein bundesweit einmaliges Projekt aufgesetzt, mit dem landesweit alle Bereiche ohne marktgetriebene Versorgungsperspektive gefördert auf Bandbreiten von mindestens 50 Mbit/s ausgebaut werden. Die Maßnahme umfasst Wohn-, Misch- und Gewerbegebiete gleichermaßen und soll bis Ende 2018 – spätestens Anfang 2019 – abgeschlossen sein. Dabei wird die Glasfaser bereits bis auf wenige hundert Meter an die Gebäude herangeführt. Für weitere Ausbauschritte, die noch höhere Bandbreiten ermöglichen, bildet dies eine ideale Grundlage. Der 4. Breitbandgipfel im Saarland hat bereits Ende November diese Fragen aufgegriffen und erste Lösungsansätze erarbeitet.
 
 
DHB: Sie haben den Stand unserer Handwerkskammer besucht, an dem wir das digitale Bildungsprojekt KOLA vorgestellt haben. Wie haben Sie die Jugendlichen wahrgenommen, die sich für das Thema duale Ausbildung und Digitalisierung interessierten?
Kramp-Karrenbauer: Es hat mich besonders gefreut, dass auch saarländische Schülerinnen und Schüler am Nationalen IT-Gipfel teilgenommen haben und sich einen Überblick über die digitale Bildungslandschaft verschaffen konnten. Die Begegnung mit den Schülerinnen und Schülern im Lernpark war für mich eine große Bereicherung. Dabei wurde ich in meinem Eindruck bestärkt, dass wir mit dem neu initiierten Digitalisierungsrat und dem Digitalisierungsforum genau die richtigen Schwerpunkte setzen. Eines der großen Themen dort ist nämlich die digitale Bildung. Im Bereich der dualen Ausbildung wird die Digitalisierung ein besonderer Gewinn sein, da die neuen E-Learning-Methoden ein effizienteres Lernen ermöglichen werden. Beispielsweise kann mit dem Einsatz von „Smart-Services“ für den Bereich des Lernens an und mit der Maschine eine digitale Lernwerkstatt entstehen, an der der Lernende seinen Kenntnis- und Wissensstand permanent selbst überprüfen und sich weiterbilden kann. Entsprechend bringt die Digitalisierung insbesondere für den Bereich der dualen Ausbildungen lernerleichternde und lernfördernde Potenziale mit sich.
 
 
DHB: Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der Bildungspolitik mit Blick auf Wissens- und Wertevermittlung?
Kramp-Karrenbauer: Die fortschreitende Digitalisierung wird in den nächsten Jahren unser Verständnis von Bildung nachhaltig verändern. Schon jetzt gehören digitale Medien wie Smartphones oder Tablets für die heranwachsende Generation zum Alltag. Wichtig wird sein, dass die Bildungspolitik die Möglichkeiten der digitalen Medien in den Vordergrund stellt. Zum einen müssen wir die Kinder und Jugendliche anleiten, wie sie sich die Technik in richtiger Weise zunutze machen können. Zum anderen wird die Zukunft unserer Gesellschaft davon abhängig sein, wie wir die Potentiale und Talente der Menschen optimal fördern. Entsprechend muss die Bildungspolitik diese Entwicklung berücksichtigen. Mit dem Blick auf die digitale Wertevermittlung lässt sich feststellen, dass die digitale Technik nicht direkt moralisch sein kann. Vielmehr sollte uns der Einsatz neuer Techniken dabei helfen, Werte - wie Freundschaft oder Respekt - sowohl zu vermitteln und auch frei entfalten zu können. Daneben sollten uns die digitalen Medien dabei unterstützen, mehr Wissen zu erlangen. In diesem Zusammenhang müssen wir die Vermittlung von digitalen Kenntnissen strategisch ausbauen. Im Bereich der Bildungspolitik bedeutet das, dass wir die Lehrkräfte an Schulen, Hochschulen und in der Weiterbildung auf den pädagogisch sinnvollen Einsatz digitaler Medien im Unterricht vorbereiten.