Gründer Erik Martini: „Wir sehen große Marktchancen für unser System“


Erik Martini lacht

Kälteanlagenbauermeister und Gründer Erik Martini | Foto: © Lutz

Kälteanlagenbauermeister Erik Martini über den preisgekrönten „Fresh Air Conditioner.“
Erik Martini (52) aus Völklingen, erhielt dieses Jahr den ersten Preis des Wettbewerbs für innovatives und kreatives Handwerk. Der Förderpreis, mittlerweile zum elften Mal vergeben und mit insgesamt 15.000 Euro Preis-geld dotiert, wird gemeinsam von der Sparkassen Finanzgruppe Saar und der Handwerkskammer des Saarlandes ausgelobt. Martini erhielt den ersten Preis für den „Fresh Air Conditioner“: Der Luftauslass arbeitet ohne Kühlmittel und wird im Neubaubreich zur ökologischen Kühlung und Erwärmung von Räumen eingesetzt. Erik Martini, Kälteanlagenbauermeister und öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der HWK für das Kälteanlagenbauerhandwerk, hat 2018 zur Realisierung dieses Projektes gemeinsam mit Yannik Hoffmann (26) das Startup TCA Systems GmbH (Völklingen) gegründet. Das DHB sprach mit Erik Martini über das neuartige System und seine Chancen am Markt.

DHB: Beim diesjährigen Förder-preis haben Sie mit Ihrem Heiz-und Kühlsystem den ersten Platz belegt. Wir gratulieren Ihnen zum Kreativitätspreis. Was ist der „Fresh Air Conditoner“ und wie wurden Sie zum Entwickler?
Martini: Der Luftauslass, auch F-A-C genannt, kann heizen oder kühlen. Ich erkläre es einmal ganz ein fach: Die vom Lüftungsgerät angesaugte frische Außenluft wird gefiltert und gereinigt. Über einen Wärmetauscher wird die verbrauchte Raumluft in Form von Wärme zurückgewonnen und auf die gereinigte frische Außenluft übertragen. Jeder Raum eines Gebäudes ist individuell steuerbar. Wichtig ist, dass wir nicht mit Kältemittel arbeiten. Stattdessen kühlen und heizen wir den F-A-C mit Wasser: Das ist Ökolüftung in Reinkultur.

DHB: Wie viel Zeit verging von der ersten Idee bis zum Prototyp?
Martini: Vor fünf Jahren begann ich mit der Entwicklung, nachdem ich mir bei einem Weiterbildungskurs eines Hamburger Unternehmens unserer Branche die Initialzündung dafür per Zufall holte. In der Form, wie wir das machen, existiert aktuell noch keine Lösung auf dem Markt. Wir haben mittlerweile Gebrauchsmusterschutz vom Deutschen Patent-und Markenamt und ein Patentanwalt kümmert sich um die Patentanmeldung. Das ist aller-dings ein langwieriger Prozess. Die Hürden zum Patent sind sehr hoch, aber wir sind zuversichtlich.

DHB: Entwicklung kostet Geld und der Markteintritt auch...
Martini: ...in der Tat: Wir haben bisher ohne Förderung rund 200.000 Euro eigene Mittel in die Entwicklung gesteckt und stehen jetzt an dem Punkt, wo wir Förderung und Geld brauchen, um weiterzukommen. Wir haben zusammen mit unserer Sparkasse bei der Saarländischen Investitions- und Kreditbank Förderung beantragt und hoffen natürlich auf einen positiven Bescheid. Der Prototyp arbeitet zuverlässig hier bei uns in Völklingen. Wir verhandeln aktuell mit dem saarländischen Bauträgerunternehmen Laux über den Einbau unseres Systems in das erste Haus. Wir hatten auch bereits Besuch von großen Heizungsherstellern aus der Industrie. Die haben aber abgewinkt, weil unser System deren Geschäftsmodell natürlich tangiert, so brauchen wir etwa auch keine Heizkörper mehr im Gebäude. Für Mini-Unternehmen wie uns ist es schon extrem schwierig, in festgefügte Märkte vorzudringen. Ohne Partner dürfte es kaum gehen.

DHB: Welche wirtschaftlichen Im-pulse erwarten Sie?
Martini: Wenn wir mit der Serien-produktion unseres F-A-C beginnen können, bedeutet das natürlich auch Arbeitsplätze. Aber das lässt sich im jetzigen Stadium noch nicht beziffern.

DHB: Wie sehen die Marktchancen aus? Sehen Sie einen „Greta“-Effekt?
Martini: Wir sehen natürlich große Marktchancen, denn unser System ist absolut ökologisch. Es produziert kein CO2 und spart langfristig Energiekosten. Wenn wir erst einmal richtig bekannt sind, hoffen wir schon auf einen „Greta“-Erkenntniseffekt bei Bauherren und Architekten, denn wir tragen eine Menge zum Umwelt- und Klimaschutz bei. Wir hoffen, vom Saarland aus mit unserem System eine Innovation in den Bereich Heizung, Lüftung und Klima zu bringen.