„Handwerker leisten Hilfe zur Selbsthilfe“


Brigitte Dill-Dufner und Martin Zewe vom Senior Expert Service

INTERVIEW: Das DHB im Gespräch mit Martin Zewe, Regionalbeauftragter des Senior Expert Service (SES)
 
Im Saarland ist Martin Zewe, hauptberuflich Kundendirektor und Senior Betreuer Beratende Berufe bei der Deutschen Bank, seit 2017 ehrenamtlich Ansprechpartner für den Senior Experten Service (SES). Der SES hat sich zur Aufgabe gemacht, dass Fachleute ehrenamtlich ihr Wissen und ihre Berufserfahrung weitergeben können, sowohl in Entwicklungs- und Schwellenländern als auch in Deutschland, wo seine Expertinnen und Experten nicht zuletzt Auszubildende unterstützen.

DHB: Herr Zewe, was ist der Senior Experten Service?
Zewe: Der Senior Experten Service – kurz SES – ist die größte deutsche Entsendeorganisation für ehrenamtliche Fach- und Führungskräfte im Ruhestand oder mit einer beruflichen Auszeit. Der SES hat seinen Sitz in Bonn und wird von den Spitzenverbänden der Deutschen Wirtschaft getragen, auch vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Er wird von privater und öffentlicher Hand finanziell unterstützt.

DHB: Das Umweltzentrum unserer Handwerkskammer macht sich seit Jahren mit internationalen Projekten für Umwelt- und Klimaschutz sowie für die Ausbildung junger Menschen in Afrika stark. Wie sieht das Engagement des SES für Entwicklungs- und Schwellenländer konkret aus?
Zewe: Das Einsatzfeld unserer SES-Experten ist global, Schwerpunkt sind natürlich die Entwicklungsländer, wo wir Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Damit sind SES-Experten natürlich auch in jenen Ländern aktiv, in denen das Saar-Lor-Lux-Umweltzentrum der Handwerkskammer des Saarlandes mit Projekten ,vor Ort‘ tätig ist. Um eines klarzustellen: Das ist aber keineswegs eine Konkurrenzsituation, denn die SES-Experten arbeiten ehrenamtlich, während die Tätigkeiten der vom Umweltzentrum eingesetzten Firmen als ökonomische Projekte aufgebaut sind. Insofern ergänzen sich beide Seiten. Ich halte beide Formen je nach Projekt für sinnvoll und zielführend.

DHB: Was hat ein Arbeitnehmer – etwa ein saarländischer Handwerker – davon, sich etwa im Rahmen eines Sabbatjahres ehrenamtlich im Ausland zu betätigen? Wo sehen Sie Chancen und Mehrwerte für saarländische Handwerker, sich für den SES im Ausland zu engagieren?
Zewe: Diese Frage muss sich jeder selbst individuell beantworten. Er muss entscheiden, ob er sich für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung stellt, um einen persönlichen Beitrag zur Weltgemeinschaft zu leisten. Das hängt natürlich auch von seinem privaten und beruflichen Umfeld ab. Auf jeden Fall geht mit einem solchen ehrenamtlichen Einsatz ein erheblicher Gewinn an Lebenserfahrung und Zugewinn des persönlichen Horizontes einher. Wer sich einbringen will, muss überzeugt sein, einen Mehrwert zu leisten. Im Übrigen sind wir jederzeit auf Menschen mit fundierter Ausbildung im Handwerk angewiesen, die ihr Know-how weitergeben wollen. Letztlich eine Win-win-Situation für beide Seiten!

DHB: Für mittelständische Handwerksunternehmen ist  gerade in Zeiten des aktuellen Fachkräftemangels ein – wenn auch zeitlich begrenzter – Verzicht auf ehrenamtlich engagierten Mitarbeiter nicht immer leicht. Was kann der SES tun, um diese Hürde zu nehmen?
Zewe: Einmal könnte etwa der Mitarbeiter seinen Jahresurlaub dafür einsetzen, dann entsteht für den Betrieb kein Ausfall, weder zeitlich noch wirtschaftlich. Wenn ein Einsatz außerhalb des Jahresurlaubs stattfindet, muss der Betriebsinhaber natürlich nach ökonomischen Kriterien entscheiden, ob er einen Mitarbeiter freistellt. Der Zeitraum des Einsatzes und die mögliche Abwesenheit im Betrieb müssen einfach zueinander passen. Unsere Experten – derzeit rund einhundert im Saarland – geben wir in die zentrale Datenbank des SES ein. Dort werden dann Projekte und mögliche Einsätze koordiniert. Wir hoffen darauf, dass sich Saar-Handwerker für einen Einsatz im SES zur Verfügung stellen, nicht nur während ihrer Berufsphase, sondern auch im Ruhestand, denn sie verfügen über wertvolles Know-how. Übrigens könnten sich aus einem SES-Einsatz sogar ja einmal Geschäftsbeziehungen zwischen dem Saar-Handwerksbetrieb mit Partnern in diesen Ländern entwickeln. Also auch hier wieder eine mögliche Win-win-Situation.

DHB: Neben Ihrem Beruf als Banker engagieren Sie sich nicht nur für den SES, sondern auch für den Verein „Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen“, in dem ja auch unsere Handwerkskammer engagiert ist. Welches ist Ihre persönliche Motivation zu ehrenamtlichem Engagement?
Zewe: Generell treibt mich als christlich fundiertem Menschen das Motiv an, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Bei „Saarwirtschaft hilft Flüchtlingen“ stehen Berufsorientierung und Integration in die Gesellschaft im Fokus, wir helfen bei Aus- und Weiterbildung, woran ja auch das Saar-Handwerk ein Interesse hat. Ich bin auch engagiert beim „Missionsförderverein St. Jakobus Kutzhof“, mit dem wir Projekte etwa in Mauretanien, Malawi und auf den Philippinen betreuen.