HWK-Ausbildungsberater Emser: „Verständigung mit Händen, Füßen und Humor“


Ein Mann mit grünem Hemd lächelt

Stefan Emser, HWK-Teamleiter der Lehrlingsrolle und Ausbildungsberater. F

Interview mit Stefan Emser, HWK-Teamleiter der Lehrlingsrolle und Ausbildungsberater, zum Azubi-Austausch im Herbst mit der HWK-Partnerkammer in Coutances (Normandie). 
Stefan Emser, HWK-Teamleiter der Lehrlingsrolle und Ausbildungsberater, über die Bedeutung des jährlich stattfindenden Auszubildendenaustauschs mit der HWK-Partnerkammer Chambre de Métiers et de l‘Artisanat de la Manche aus Coutances.

DHB: Herr Emser, Sie engagieren sich seit langem stark beim Lehrlingsaustausch mit unserer Partnerkammer in Coutances Warum ist dieser Austausch so wichtig?
Emser: Er ist für die jungen Menschen ein frühes und prägendes Stück praktischer Lebenserfahrung. Sie sind nahezu alle zum ersten Mal in Deutschland und erleben sozusagen „Europa live“. Sie kommen ohne Vorlauf für rund zehn Tage in fremde Familien und arbeiten in den Betrieben der Gastgeber mit. Wir leisten einen wichtigen Beitrag im Rahmen der deutsch-französischen Freundschaft und letztlich für ein starkes, gemeinsames Europa. Im Übrigen entstehen aus den Aufenthalten sehr oft lange Freundschaften.
 
DHB: Auf welchem Weg finden Sie die Gastfamilien?
Emser: Es ist nicht einfach, ausreichend Betriebe zu finden, die sich neben ihrer Tagesarbeit für solche Projekte engagieren. Ich spreche die Betriebe je nach Gewerk der Lehrlinge gezielt an, auch solche, die schon früher mitgemacht haben. Ich bin immer wieder begeistert und dankbar, wie sehr sich die Gastgeber um ihre jungen Gäste dann kümmern, mit ihnen Ausflüge machen oder gemeinsame Aktivitäten wie einen Grillabend starten.
 
DHB: Welche Rückmeldungen bekommen Sie über den Austausch?
Emser: Die Betriebe – etliche sind ja ,Wiederholungstäter‘ bei diesem Programm – machen durchweg gute Erfahrungen mit den Lehrlingen aus Frankreich. Sie arbeiten ja im Rahmen ihrer Möglichkeit voll im Gastgeberbetrieb mit. Sie sind aufgeschlossen und lernwillig. Sie wollen ja bei uns Neues lernen, wollen sehen, was anders ist als in ihrem Heimatbetrieb. Natürlich muss auch immer die ,Chemie‘ stimmen. Aber das klappt in der Regel. Interessanterweise scheint die Sprache während des Austauschs kein Hindernis zu sein. Die Betriebe und die Auszubildenden melden uns zurück, dass sprachliche Barrieren mit Gesten, Händen, Füßen und einer Portion Humor gut überwunden werden.
 
DHB: Wie erleben Sie die jungen Menschen während ihres Aufenthaltes im Saarland?
Emser: Ich erlebe Betriebe, die sich weit über das Normalmaß hinaus hineinknien. Ich erlebe sympathische Jugendliche, die aufgeschlossen und mit spannenden Erwartungen zu uns, den deutschen Nachbarn, kommen. Und ich erlebe, dass die meist anfängliche Schüchternheit und Zurückhaltung auf Seiten der Auszubildenden im Laufe des Aufenthaltes schnell schwinden und in regelrechte Begeisterung umschlägt.
 
DHB: Was wünschen Sie sich für den Austausch in der Zukunft?
Emser: Das war in diesem Jahr der 34. Lehrlingsaustausch mit Coutances. Ich wünsche mir, dass noch viele folgen werden. Wir haben hier für ein gemeinsames Europa im Kleinen durchaus eine Pionierleistung erbracht. Großes entsteht ja immer im Kleinen, um das Saarland-Motto aufzugreifen. Und ich wünsche mir, dass aus diesen Begegnungen weiter viele Freundschaften entstehen. Denn nur über den Kontakt der Menschen untereinander erwächst gegenseitiges Verständnis. Und da ist das saarländische Handwerk, das in einer Grenzregion arbeitet, mit Engagement dabei.
 

Mehr Infos:

Nachbericht zum Lehrlingsaustausch 2018