HWK-Vizepräsident Kopp: „Wir müssen unser Handwerk offensiv vermarkten“


Ein Mann im Anzug steht an einem Tisch

© Kerkrath

HWK-Vizepräsident Holger Kopp über die Bedeutung der Fachkräftesicherung und der Digitalisierung für das saarländische Handwerk. 
Das Deutsche Handwerksblatt sprach mit Steinmetz- und Bildhauermeister Holger Kopp über die Themen Fachkräftesicherung und Digitalisierung im saarländischen Handwerk.
 
DHB: Herr Kopp, als Vizepräsident der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) und des Arbeitgeberverbandes des saarländischen Handwerks (AGHV) machen Sie sich stark für den Standort Saarland. Welche Rolle spielt dabei die Fachkräftesicherung?
Kopp: Eines haben alle unsere Gewerke gemeinsam: Sie brauchen guten Fachkräftenachwuchs. Denn unser Handwerk lebt von Menschen, die buchstäblich ihr sich wandelndes ,Handwerk‘ verstehen. Digitalisierung wird immer mehr Einzug in die berufliche Bildung halten. Und da heißt es lernen. Neben der Digitalisierung ist also die Fachkräftesicherung ganz klar die große Herausforderung für uns. Handwerk war noch nie langweilig und wird es auch nie sein. Wir arbeiten mit Menschen, mit dem Endkunden. Wer in der Fabrikhalle am Montageband steht, hat dazu keinen Bezug mehr. Und viele wollen nicht bei Kunstlicht arbeiten, sondern draußen, das ist ein Plus für uns. Wir haben nicht so viele Stellschrauben: Daher müssen wir uns offensiv vermarkten, müssen unser Handwerk interessant machen. Eines ist mir noch wichtig: Wir brauchen für den Nachwuchs angemessene Ausbildungsvergütungen, da gibt es noch vereinzelt Nachholbedarf. Wenn man über die Zukunft des Handwerks spricht, gehört die Vergütung dazu.
 
DHB: Wie bewerten Sie den „Businessplan Bildung 2025“ der HWK?
Kopp: Vorneweg: Das ist ein gutes Instrument und der Businessplan war auch überfällig. Und er ist das Ergebnis einer wirklich guten, gemeinsamen Arbeit zwischen Ehrenamt und Hauptamt der HWK. Wir brauchen den Businessplan zur Verwirklichung unserer Zukunft, daran orientieren wir uns. Unsere HWK ist heute Dienstleister für ihre Mitgliedsunternehmen – beginnend von der Eintragung in die Handwerksrolle bis zum Einheitlichen Ansprechpartner (EA).
 
DHB: Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der Modernisierung der HWK-Bildungsstätten?
Kopp: Unsere neuen Bildungsstätten müssen konsequent, wo nötig, auf Digitalisierung und neue Technologien, also auf „Handwerk 4.0“, ausgelegt werden. Denn immer mehr fließen die Anforderungen durch die Digitalisierung in die Inhalte der beruflichen Bildung ein. Das ist auch nötig. Daher müssen wir ein wirklich zukunftsorientiertes Innenleben implementieren, was auch Geld kostet. Es soll kein Prunkgebäude werden, aber die Menschen, die darin arbeiten und lernen, sollen sich auch wohlfühlen. Es muss aber auch ökologisch und nachhaltig gebaut werden, das ist schon eine planerische Herausforderung.
 
DHB: Sie sind Steinmetz- und Holzbildhauermeister. In diesem Gewerk besteht Meisterpflicht. Wie wichtig ist der Meisterbrief aus Ihrer Sicht?
Kopp: Der Meisterbrief ist elementar wichtig für uns, er ist eine der besten „Wertpapiere“ in der deutschen Wirtschaft. Er steht für Qualität. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat uns jüngst bei der Internationalen Handwerksmesse in München ausdrücklich versichert, dass er die Meisterpflicht zum Beispiel bei den Fliesenlegern wiedereinführen will, und das bis Ende des Jahres. Ich stimme dem ausdrücklich zu, schließlich wird der Meister für die duale Ausbildung gebraucht, denn nur der Meisterbetrieb darf ausbilden. Das wird oft übersehen. Die aktuell gute Konjunktur bindet viele Interessenten an einer Meisterausbildung zeitlich in sehr hohem Maße an den Betrieb. Wir brauchen aber dringend junge Meister! Und die Meistervorbereitung – oft abends oder samstagsparallel zur regulären Berufstätigkeit zu absolvieren, ist schon eine enorme Herausforderung.
 
DHB: Was wünschen Sie sich von der Bundesregierung – Stichwort „Rückvermeisterung“?
Kopp: Wenn man einen Fehler gemacht hat, eben die Abschaffung der Meisterpflicht in verschiedenen Gewerken, soll man auch den Mut zur Korrektur haben. Das ehrt. Ich wünsche mir, dass die politischen Akteure das auf breiter Front einsehen. Das wäre dann der berühmte Schritt in die richtige Richtung. Hier gibt es deutlichen Nachholbedarf für die Große Koalition in Berlin.