Investitionsexperte Bäuml: „Die Zeit ist reif für das HWK-Zukunftsprojekt“


Bruno Bäuml 2018

Berater der HWK Bruno Bäuml, Foto: © Diersch

Interview mit Bruno Bäuml, Investitionsexperte, zum Thema HWK-Zukunftsprojekt. 
 
Das Deutsche Handwerksblatt spricht mit Bruno Bäuml, Berater der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) und ehemaliger Investitionsexperte des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa), über die bevorstehende Standortentscheidung für die neue HWK-Bildungsstätte.
 
DHB: Herr Bäuml, Sie gelten bundesweit als ausgewiesener Experte für Investitionsprojekte der beruflichen Bildung. Unsere Handwerkskammer steht vor der Entscheidung, wo sie eine neue Bildungsstätte bauen soll. Was geben Sie uns mit auf den Weg?
Bäuml: Die Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) hat die Vorplanungen und Grundlagenermittlungen weitestgehend abgeschlossen. Die Kostenvergleiche Altbau zu Neubau zeigen ein eindeutiges Ergebnis, dass es rechtfertigt aus wirtschaftlichen Gründen sowie erweiterten Platzbedarf mit einem Neubau weiter zu planen. Die Standortentscheidung ist ein zentraler Punkt. Wichtig ist die Grundstücksverfügbarkeit und die Grundstücksgröße, damit die benötigte Nutzfläche aus dem Raumprogramm auch mit einer wirtschaftlichen Bauweise und zeitlich zügig umgesetzt werden kann. Am Standort sollte gute Anbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr (Bus und Bahn), Stadtnähe und ausreichender PKW Parkmöglichkeiten bestehen. Aus der Sicht des Kunden (Lehrgangsteilnehmer) sollte der Bildungsstättenbetreiber somit auch auf die Attraktivität am neuen Standort Wert legen. Sollte das Grundstück noch eine Reservefläche für spätere Zukunftsoptionen enthalten, so wäre der ideale Standort gefunden. Zur Klärung der Grundstücksbebaubarkeit und deren schnellen zeitlichen Umsetzung ist auf belastbare Aussagen der Baubehörden zu achten.
 
DHB:  Worin unterscheidet sich eine Bildungsstätte, die in den 70er Jahren gebaut wurde von einem aktuellen Bildungsstätten- Neubau?
Bäuml: Waren früher große Werkstätten und Theorieräume angesagt, so verbindet sich heute Theorie und Praxis meist durch Gruppenarbeit. Theoretische Vor- und Nacharbeit werden in Theorieinseln neben den angrenzenden Werkstattbereichen mit sechs bis zwölf Lehrgangsteilnehmern absolviert. Auch sind die vorhandenen und geplanten Kompetenzbereiche (Metall, Information und Kommunikation, AAL „Ambient Assisted Living“, PuU „Personal und Unternehmensführung“) baulich auf das Gebäude abgestimmt zu integrieren. Der Einsatz von regenerativen Energien am Gebäude kann zu Demonstrations- und Lehrzwecken genutzt werden. Eine moderne Bildungsstätte mit vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten und einem ansprechenden Lernumfeld wird gerne genutzt. Die neuen technischen Entwicklungen sowie die Anwendung moderner Lehrmethoden lassen sich in einer 70er Jahre Bildungsstätte nicht mehr abbilden. Auch sind im Vergleich die Kosten eines Neubaus gegenüber einer umfangreichen Modernisierungsmaßnahme oft wirtschaftlicher.
 
DHB: Welche Phasen sind in einem solchen Projekt zu unterscheiden?
Bäuml: Grundsätzlich beginnt ein Zukunftsprojekt (Neuausrichtung und Festlegung der Bildungsstrategie) mit der Vorplanung „Phase O“. Der Betreiber der Bildungsstätte erstellt für seine geplante Modernisierung-/Neubaumaßnahme eine Gesamt- / Nutzungskonzeption mit Zieldefinition. Auf dieser Grundlage wird durch die Einbindung von Fachexperten/Gutachtern der Bedarf „Phase 1“, die Bauplanung und Ermittlung der Baukosten „Phase 2“ und die Ausstattung „Phase 3“ geprüft.
 
DHB: Mit welchen Zeiträumen muss man rechnen?
Bäuml: Die Kosten- und Finanzierungsfrage ist immer eng mit der Zeitfrage verbunden. So ist in Absprache mit den an der Finanzierung beteiligte Institutionen eine Zeitschiene festzulegen, um allen Projektbeteiligten Planungssicherheit mit einem festen zeitlichen Rahmen zur wirtschaftlichen Realisierung des Projektes zu geben.
 
DHB: Sie haben einen guten, bundesweiten Überblick über die Bildungsstätten. Wo steht aus Ihrer Sicht das saarländische Handwerk?
Bäuml: Die Zeit ist reif! Alle Modernisierungsmaßnahmen, Neubauten und Weiterentwicklung der Überbetrieblichen Schulungsstätten (ÜBS) zum Kompetenzzentrum haben auch einen Zuwachs an Lehrgangsteilnehmer der Aus-, Fort- und Weiterbildungskurse gebracht. Ein voll besetzter Kurs ist somit auch für den Bildungsbetrieb wirtschaftlich durchführbar. Ich spreche dem saarländischen Handwerk die Empfehlung aus, dass angestrebte Zukunftsprojekt zeitlich zügig am neuen Standort umzusetzen.
 

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