„Kampagne für Energieeffizienz und zur Werbung für den Handwerksberuf“


Doris Gaa Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Saarpfalz mbH
Interview mit Doris Gaa, Initiatorin der Kampagne „Hände hoch fürs Handwerk“

Das DHB im Gespräch mit Doris Gaa, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Saarpfalz mbH (WFG). Von ihr kam der Anstoß zur Kampagne „Hände hoch fürs Handwerk“, die sich vor allem mit den Themen Energieeffizienz und Fachkräftesicherung befasst. Die Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) und die WFG organisieren im Rahmen der Kampagne z.B. Schulbesuche von Handwerkern, die für Gewerke stehen, die Maßnahmen zur Realisierung höchster Energieeffizienz in Schulgebäuden umsetzen.
 
DHB: Warum ist das Handwerk für den ländlichen Raum besonders wichtig?
Gaa: Gerade im ländlichen Raum ist es wichtig, durch viele kleine und mittlere Betriebe zukunftssichere Arbeitsplätze zu bieten. In vielen Regionen und Kommunen des ländlichen Raumes ist das Handwerk der wichtigste Wirtschaftsfaktor und damit unverzichtbar als Arbeitgeber, Ausbilder und Versorger.
In Zeiten des demografischen Wandels ist es von Bedeutung, durch Arbeit vor Ort, die jungen Menschen in der Region zu halten oder sogar von Außerhalb an den Standort zu ziehen. Handwerksbetriebe sind in der Regel regional orientiert und ihrem Heimatstandort treu. Eine Vielzahl von gesunden und starken Handwerksbetrieben aller Branchen stellt die lokale Wirtschaftsstruktur auf eine breitere und damit stabilere und weit weniger strukturell oder konjunkturell anfällige Basis. Gerade im ländlichen Raum ist dies deutlich zukunftssicherer, als wenn die Wirtschaftsstruktur von wenigen größeren Unternehmen geprägt ist. Das ist auch der Vorteil im Saarpfalz-Kreis und konkret heißt dies, dass hier rund 9000 Menschen in knapp 1.800 Betrieben arbeiten und rund 750 Menschen eine Ausbildung absolvieren.
 
DHB: Sie sind die Initiatorin der Kampagne „Hände hoch fürs Handwerk“ im Saarpfalz-Kreis. Warum haben Sie die Kampagne „Hände hoch fürs Handwerk“ in den Saarpfalz-Kreis geholt und welche Chancen sehen Sie in der Kampagne für das örtliche Handwerk?
Gaa: Wir sind als Wirtschaftsförderung des Saarpfalz-Kreises Mitglied im Netzwerk der Wirtschafsförderer Deutschlands (NWD). Hier kam der Anstoß von den Kollegen des Westerwaldkreises, die diese Kampagne im Jahr 2015 initiiert hatten. Für uns war gleich klar, dass wir auch in unserer Region verstärkt für das Handwerk werben wollen. Denn rund ein Drittel der Betriebe, die wir betreuen, kommt aus dem Handwerk und stellt somit die größte Gruppe unserer Beratungskontakte dar. Die Chancen für das örtliche Handwerk liegen auf der Hand. Das Handwerk schafft Arbeitsplätze, steht für hohe Qualität und bietet wohnortnahe, individuelle Lösungen für den Kunden. Mit der Kampagne werden diese Vorzüge stärker in den Fokus gerückt. Schüler nehmen Handwerksberufe als mögliche Optionen wahr und Verbraucher ziehen Handwerksbetriebe vor Ort stärker in Betracht.

DHB: Welche Ziele verfolgen Sie mit den verschiedenen Bausteinen der Kampagne?
Gaa: Unsere Kampagne „Hände hoch fürs Handwerk“ steht auf zwei Säulen. Zum einen setzen wir uns für das Thema Energieeffizienz ein, zum anderen werben wir gezielt für den Handwerksberuf.
 Beim Thema Energieeffizienz möchten wir alle Beteiligen, die zu einer attraktiven Gestaltung des Standorts Saarpfalz-Kreis und dem Erreichen der Klimaschutzziele beitragen können, zusammenbringen - gerade auch weil wir Biosphärenregion sind.  Ziel ist, dass sich vermehrt Privathaushalte und Kommunen aber auch Gewerbetreibende für eine energetische Gebäudesanierung entscheiden, die von den regional ansässigen Handwerksbetrieben umgesetzt wird. Deshalb sind wir froh, dass die Kampagne auch stark von den jeweiligen Bürgermeistern vor Ort unterstützt wird. Durch die Vernetzung von Endverbrauchern, Kommunen, Planern und Handwerkern sehen wir einen Weg, um handwerkliche Sanierungsarbeiten in der Region langfristig voranzutreiben und zu gestalten.  Das Handwerk ist hier ein verlässlicher Partner beim energetischen Bauen.
Bei unserer Zusammenarbeit mit den Schulen stellen wir fest, dass das Handwerk als mögliche Berufsoption noch zu wenig in Erwägung gezogen wird und auch die unterschiedlichen Berufsbilder nur unzureichend bekannt sind. Ziel ist zu zeigen, dass das Handwerk vielseitig ist und hervorragende Zukunftschancen bietet. In vielen Köpfen herrschen noch veraltete Vorstellungen von handwerklichen Berufen. Diese Bilder möchten wir aktualisieren und bringen Schulen und umliegende Handwerksbetriebe stärker zusammen, um durch langfristige Zusammenarbeit über den Bereich der Praktika gute und motivierte Auszubildende für die Betriebe zu generieren. Auch zeigen wir gezielt, dass es mit einer Ausbildung im Handwerk sehr gute Karriere- und Entwicklungs-möglichkeiten gibt, die neben der Meisterprüfung auch bis zu einem Hochschulstudium oder der Leitung eines eigenen Betriebes führen können. Dadurch soll langfristig dem Problem der Nachwuchsgewinnung entgegengewirkt werden. Es geht darum, den jungen Menschen ihre eigene Heimatregion schmackhaft zu machen und ihnen zu zeigen, dass es gleich vor der eigenen Haustür eine Vielzahl an Möglichkeiten gibt, sich eine Existenz aufzubauen. Hier sind wir auch froh, dass sich die kreiseigenen Schulen für diese Thematik stark engagieren.
 
DHB:  Welche Unterstützung benötigen Sie für eine erfolgreiche Umsetzung der Kampagne und welche Akteure braucht es Ihrer Meinung nach, dass die Kampagne auch zukünftig erfolgreich gelingt?
Gaa: Wichtig für eine erfolgreiche Umsetzung der Kampagne ist, dass alle Akteure an einem Strang ziehen und zusammenarbeiten.  Für uns ist es essentiell, dass die verschiedenen Zielgruppen wie Handwerk, Kommunen, Bürger, Planer, Schüler und Lehrer sich angesprochen fühlen und auch selbsttätig Maßnahmen in ihrem Bereich ergreifen und umsetzen. Auch die Vertreter der Politik stellen für uns engagierte Multiplikatoren dar. So ist es beispielsweise wichtig, dass Schulen dafür Raum bieten, dass sich das Handwerk als attraktiver Arbeitgeber präsentieren kann. Und auch das Handwerk selbst muss heute die Initiative ergreifen und sich selbstbewusst anbieten, um so junge Menschen für die Vielfalt an Berufen zu begeistern.  Unsere Intention von Anfang an war auch, dass die Kampagne hier im Saarland über unseren Landkreis hinaus Anklang findet. Die positive Darstellung des Handwerks sowie die Vielfältigkeit der einzelnen Berufsgruppen vorzustellen ist für das gesamte Saarland von Bedeutung. Deshalb freuen wir uns besonders, dass der Landkreis Neunkirchen die Idee bereits übernommen hat und weitere Landkreise des Saarlandes derzeit eine Umsetzung in ihrer Region planen.

DHB: Ende Juni 2017 hat die vorerst letzte Veranstaltung der Kampagne im Saarpfalz-Kreis stattgefunden. Was kommt in 2017 und 2018? Geht es weiter? Und wenn ja, wie?
Gaa: Für uns war von Anfang an klar, dass wir die Kampagne „Hände hoch fürs Handwerk“ nachhaltig und dauerhaft in unserer Arbeit etablieren. Auch haben wir viele positive Rückmeldungen erhalten, die uns bestärken, kontinuierlich weiter zu machen und das Image des Handwerks im Saarland zu fördern. In Zusammenarbeit mit unseren Partnern, der Handwerkskammer und dem Saar-Lor-Lux Umweltzentrum der Handwerkskammer, haben wir bereits die Planung für den Zeitraum Oktober 2017 bis Dezember 2018 aufgestellt. Auch dabei sollen wieder, je nach Veranstaltung, unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden.  Die beiden Themen „Handwerk und Energieeffizienz“ sowie „Handwerk und Schule“ werden wiederum mittels verschiedenen Veranstaltungsreihen in den sieben Gemeinden des Saarpfalz-Kreises in den Fokus gestellt.