Umweltminister Jost: „Solide Qualitätsarbeit durch gut ausgebildetes Handwerk“


Reinhold Jost steht vor grauem Hintergrund

Umweltminister Reinhold Jost | Foto: © S. Bauer/saarländisches Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

Umweltminister Reinhold Jost im Interview über die Bedeutung des Handwerks beim Thema Nachhaltigkeit. 
Umweltminister Reinhold Jost sieht das Saarland beim Umweltschutz auf einem guten Weg. Der EMAS-Zertifizierung misst er einen unschätzbaren Wert in Sachen Nachhaltigkeit bei.
 
DHB: Sehr geehrter Herr Minister Jost, die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit haben derzeit Konjunktur. Wie hat sich aus Ihrer Sicht die gesellschaftliche Debatte darüber in den letzten Jahren verändert?
Jost: Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind nicht neu. Spätestens seit der Konferenz für nachhaltige Entwicklung in Rio wird regelmäßig akademisch und politisch darüber debattiert. Seither hat sich auch schon etwas bewegt. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz hat die Versorgung mit Strom und Wärme deutlich nachhaltiger gemacht. Der Ausstieg aus der Kohleverstromung ist beschlossen. Seit einigen Monaten erreichen die Themen jetzt die Straße. Überwiegend junge Menschen bei der „Fridays for Future“-Bewegung haben erkannt, dass es um ihre Zukunft geht. Ein vergleichbares, hoffentlich dauerhaftes gesellschaftliches Engagement habe ich lange vermisst. Ich finde das großartig und es wäre töricht, diesen Schwung gerade als Umweltpolitiker nicht mitzunehmen.
 
DHB: Welche Maßnahmen setzt die saarländische Landesregierung bei den Themen Klimaschutz, Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit um?
Jost: Mein Ressort hat 2016 die saarländische Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt. Vor 30 Jahren waren wir bundesweit die Ersten, die im Staatsforst die naturnahe Waldwirtschaft eingeführt haben. Unsere Forste sind eine wichtige CO2-Senke und sie werden seit Jahren sowohl Flächen- als auch Volumenmäßig immer größer. Deutschlandweit haben wir den größten Mischwaldanteil und mehr als zehn Prozent davon werden als Urwälder sich selbst überlassen, unter anderem im grenzüberschreitenden Nationalpark Hunsrück-Hochwald. In der Biosphäre Bliesgau wird nachhaltige Entwicklung gelebt und auch beim Öko-Landbau sind wir mit rund 16 Prozent Flächenanteil bundesweit die Nummer Eins. Diese Spitzenposition werden wir bis 2025 auf 25 Prozent ausbauen. Zum Vergleich: Der Bundesdurchschnitt liegt bei etwa neun Prozent.
 
DHB: Ihr Haus setzt sich seit vielen Jahren für eine integrierte Regionalentwicklung im Saarland ein. Was bedeutet dies für das Handwerk und welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft?
Jost: Seit 2014 hat mein Haus Mittel aus verschiedenen Töpfen in einer Größenordnung von mehr als 16,7 Mio. Euro als Zuwendungen für die Entwicklung im ländlichen Raum ausgeschüttet. Das war gut angelegtes Geld, das Gesamtinvestitionen von mehr als 42,5 Mio. Euro auslöste. In der Regel haben von diesen Investitionen Handwerksbetriebe aus der Region profitiert: Sei es beim Bau eines Kuhstalls oder bei der Sanierung einer gastronomisch genutzten alten Mühle. Die genannten Beispiele sind nur zwei von insgesamt 352 geförderten Projekten, die mit handwerklichen Leistungen verbunden waren. Maurer, Dachdecker, Installateure, Schreiner, Fensterbauer, und andere Gewerke haben davon profitiert. Auch in Zukunft ändert sich daran nichts. Erst im April habe ich mit dem Innenminister ein Förderprogramm aufgelegt, bei dem bis 2021 rund 1,7 Mio. Euro pro Jahr zusätzlich zur Verfügung stehen. Damit können Kommunen Projekte in Angriff nehmen, die vornehmlich auf mehrfunktionale Dorfgemeinschaftsinfrastruktur, Versorgungsund Basisdienstleistungen Sanierung und Umnutzung bestehender Bausubstanz ausgerichtet sind. Das Handwerk im Saarland hat also durchaus die Chance, davon zu profitieren. Die Herausforderungen sind klar: Von den jeweiligen Auftragnehmern wird solide Qualitätsarbeit durch gut ausgebildete Handwerkerinnen und Handwerker erwartet.

DHB: Die Themen Nachhaltigkeit, Ressourceneffizienz und Biodiversität werden oft mit dem Handwerk in Verbindung gebracht. Wie sehen Sie die Rolle des Handwerks?
Jost: Das Handwerk kann in all diesen Bereichen Innovationstreiber sein. Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz müssen im Eigeninteresse jedes Betriebes sein. Ökonomie und Ökologie dürfen gerade beim Handwerk keinen Widerspruch darstellen. Außerdem ist es wichtig, sich ständig an neue Trends und Bedürfnisse anzupassen. Neue Entwicklungen werden auch künftig für neue Berufsfelder sorgen. All diese Chancen sollte kein Handwerksbetrieb verschlafen.

DHB: Seit einigen Jahren ist unser Saar-Lor-Lux-Umweltzentrum zusammen mit Ihrem Ministerium Treiber bei den Eco Management and Audit Scheme (EMAS) – Zertifizierungen. Wie wichtig sind aus Ihrer Sicht die EMAS-Zertifizierungen und wie bewerten Sie hier die Entwicklung?
Jost: Im Hinblick auf die Themen „Nachhaltigkeit und Umweltschutz“ stellt die EMAS-Zertifizierung einen unschätzbaren Wert da. Der verantwortungsvolle Umgang mit den natürlichen Ressourcen, mit Mensch und Umwelt, die Erhöhung der Rechtssicherheit und die verbesserte Betriebsorganisation bilden die Kernpunkte des Systems und dienen durch den vorausschauenden Umweltschutz der Langzeitsicherung von Unternehmen. Dies gilt gerade auch für kleine und mittlere Handwerksbetriebe, weshalb wir die Einführung von EMAS unterstützen und uns auch selbst vor vielen Jahren für die Einführung von EMAS entschieden haben und dies seither erfolgreich weiterentwickeln. Die hervorragende Kooperation meines Ministeriums mit HWK und IHK, hat entscheidend dazu beigetragen, dass das Saarland seit Jahren die Spitzenposition im EMAS- Ländervergleich einnimmt. Übrigens ist in diesem Jahr erstmals ein saarländischer EMAS-Betrieb für den europäischen EMAS-Award vorgeschlagen.