Unternehmerin Christine Zenner: „Digitalisierung bringt erhebliche Effizienzgewinne“


Eine Frau hält ein iPad in der Hand

Handwerksunternehmerin Christine Zenner | Foto: Diersch

Interview mit Christine Zenner über die Digitalisierungsstrategie von Zenner Aluminiumbau.
 
Handwerksunternehmerin Christine Zenner verantwortet im Merziger Familienbetrieb Zenner Aluminiumbau die Systemadministration. Im Interview verrät sie, wie ihr Unternehmen Schritt für Schritt digitaler wird.
 
DHB: Frau Zenner, Digitalisierung ist in aller Munde. Welche digitalen Anwendungen haben Sie bereits in Ihrem Unternehmen eingeführt?
Zenner: Digitale Anwendungen sind aus unserem Betrieb nicht mehr wegzudenken. Unser erstes Servernetzwerk haben wir vor 20 Jahren eingeführt, seitdem erweitern wir das System. Zeiterfassung und Datentransfer erfolgen bei uns digital. Um effizient kommunizieren zu können, nutzen unsere Mitarbeiter einen Firmenchat. Auf diesem Weg landen die wichtigsten Informationen direkt auf dem Smartphone oder Tablet. Aktuell führen wir ein Warenwirtschaftssystem ein. Dieses Vorhaben ist aufwändig, da hierfür durchgängige und teils komplexe Arbeitsabläufe abgebildet werden müssen. Dennoch liegt uns das Projekt sehr am Herzen, da es uns erhebliche Effizienzgewinne in Aussicht stellt.
 
 DHB: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen bei der Einführung digitaler Prozesse?
Zenner: In der Fülle der Möglichkeiten die für uns besten Lösungen zu erkennen. Dazu zählt nicht zuletzt die Wahl der passenden Software. Es kam vor, dass wir auf falsche Programme gesetzt haben, die nicht geeignet waren, unsere Prozesse abzubilden. Hier mussten wir zugegeben Lehrgeld zahlen. Zwei Dinge haben wir durch diese Erfahrung jedoch gelernt: Erstes, dass wir den Weg hin zu mehr Digitalisierung nur mit einem fachkundigen Berater meistern können, der unvoreingenommen auf unsere Prozesse schaut. Zweitens, dass es für hochspezialisierte Betriebe wie unseren kein Patentrezept gibt.
 
DHB: Was erhoffen Sie sich von der digitalen Ausrichtung Ihres Unternehmens?
Zenner: Wir wollen unsere Arbeitsabläufe reibungslos gestalten, um Missverständnisse zu vermeiden. Jeder Mitarbeiter soll immer genau wissen, welchen Schritt er als nächstes zu erledigen hat. Dazu müssen wir Prozesse digital abbilden. Wenn uns das gelingt, werden Arbeitsanweisungen für die Mitarbeiter klar nachvollziehbar. Das führt auch zu mehr Zufriedenheit innerhalb der Belegschaft, denn schließlich arbeitet jeder gern fehlerfrei. Durch das Zerlegen in kleine Einzelschritte verlieren schwierige Prozesse ihre Komplexität. Prozessoptimierung spielt bei uns in allen Bereichen eine Rolle. Ich kann mich gut erinnern, wie mein Mann früher mit Block, Mappe und Fotoapparat auf die Baustelle fuhr, um Auftragsinformationen zusammenzutragen. Heute erledigt er alles mit seinem Tablet.
 
DHB: Wie konnte die Handwerkskammer Sie bei Ihrem Projekt unterstützen?
Zenner: Gemeinsam mit anderen Handwerksunternehmen haben wir an der Konvoiberatung der Handwerkskammer des Saarlandes zum Thema Digitalisierung teilgenommen. Ziel der Beratung war es, die Strategie jedes Betriebes zu hinterfragen und voranzutreiben. In den Workshops haben uns die Experten der HWK mit wesentlichen Fragen konfrontiert, beispielsweise, ob unsere Prozesse den Anforderungen des europäischen Datenschutzgesetzes (DSGVO) genügen. Wertvoll war für uns auch der Erfahrungsaustausch mit anderen Handwerksunternehmern.
 
DHB: Jemand sagte einmal „Die Langsamen bremsen die Schnellen aus“. Inwieweit ist eine schnelle Breitbandversorgung aus Ihrer Sicht wirtschaftlich notwendig?
Zenner: Die Anforderungen an Infrastrukturen steigen. Dazu ein Beispiel: Führt ein Betrieb ein Cloudsystem zur Datensicherung ein, wird ein Teil der Breitbandleistung für Synchronisierungsprozesse geblockt, was andere Abläufe bei einer langsamen Verbindung bremst. Grundsätzlich ist eine schnelle Breitbandverbindung unerlässlich, um Anwendungen wie Cloudsysteme zu nutzen und hohe Datenvolumina zu übermitteln. Deshalb müssen digitale Infrastrukturen mit technischen Entwicklungen und dem wachsenden Bedarf von Handwerksunternehmen Schritt halten.