Vermeintliche und echte Ausbildungsabbrüche


Bernd Wegner, Präsident der HWK

© Kerkrath

DHB-Kommentar von HWK-Präsident Bernd Wegner

Mit schöner Regelmäßigkeit taucht das Thema „Ausbildungsabbrecher“ in den Medien auf. Nicht selten lautet dabei die Botschaft: Immer mehr Lehrlinge würden ihre Ausbildung „hinschmeißen“. Dabei wird gerne die Zahl der vorzeitigen Vertragslösungen als Beleg angeführt. Doch ist diese Zahl für sich genommen wirklich geeignet, um Rückschlüsse auf die Qualität der beruflichen Ausbildung zu ziehen? Ich meine, nein! Im Handwerk erfasst man die Zahl der aufgelösten Ausbildungsverträge über alle Ausbildungsjahre hinweg; alle Auflösungen aus dem ersten, zweiten sowie dritten Lehrjahr werden zusammengerechnet und in Relation zur Gesamtzahl der Lehrlinge gesetzt. Diese Quote war im saarländischen Handwerk in den letzten fünf Jahren ziemlich stabil und lag 2017 bei knapp über 18 Prozent.

Die Gründe für eine Vertragsauflösung sind vielschichtig. In der Praxis unserer Berater zeigt sich immer wieder, dass Vertragsauflösungen nicht gleichzusetzen sind mit einem tatsächlichen Ausbildungsabbruch. Meist wechseln Auszubildende entweder in einen anderen Ausbildungsbetrieb oder in einen anderen Ausbildungsberuf. Sie gehen also dem regionalen Ausbildungsmarkt nicht verloren. Hinzu kommt, dass es derzeit ein großes Angebot an offenen Lehrstellen gibt. Dies kann dazu führen, dass Jugendliche aus persönlichen Motiven heraus und aufgrund vielfältiger Alternativen den Ausbildungsplatz wechseln. Die reale Abbrecherquote, also die Zahl derer, die nach ihrem Abbruch keine berufliche Ausbildung mehr absolvieren, liegt im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Von Bernd Wegner, Präsident der Handwerkskammer des Saarlandes