Konjunktur: Saar-Handwerk startet durch


v.r.n.l.: HWK-Präsident Bernd Wegner, Unternehmerin Melanie Franke, HWK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes

Mit Schwung und guter Stimmung ist das saarländische Handwerk ins Jahr 2017 gestartet. Das belegt die Frühjahrsumfrage der Handwerks­kammer des Saarlandes (HWK) unter rund 1.400 Handwerksbetrieben.
 Die Zufriedenheitswerte bewegen sich hinsichtlich der Geschäftslage auf hohem Niveau. Zuwächse bei den Aufträgen und eine gestiegene Betriebsauslastung kennzeichnen das erste Quartal. Die gezielte Förde­rung der Meisterausbildung ist ein wichtiger Schritt zur Fachkräftesicherung.
 
„Das saarländische Handwerk ist aufgrund der guten konjunkturellen Rah­menbedin­gungen vielversprechend in das neue Jahr gestartet. Die positive Stim­mung drückt sich in den hohen Zufriedenheitswerten aus und ist auch ein Grund dafür, dass unser Handwerk sehr optimistisch nach vorne schaut“, fasst HWK-Präsident Bernd Wegner die Ergebnisse der Frühjahrsumfrage zusammen. Dennoch gebe es auch Risiken. Unsicherheitsfaktoren sind etwa der EU-Austritt Großbritanniens oder die noch unklare wirtschaftspolitische Ausrichtung der USA. Aber auch die Fachkräfteversorgung werde für das Handwerk weiter eine Herausforderung bleiben, betonte HWK-Präsident Bernd Wegner. Vor diesem Hintergrund sei die gezielte Förderung der Meisterausbildung mit dem sogenannten Meisterbonus ein wichtiger Schritt, der der gesamten saarländischen Wirtschaft zugute komme.
 
Wirtschaft braucht Meister
HWK-Hauptgeschäftsführer Dr. Arnd Klein-Zirbes betont, dass der Bedarf an beruflich ausgebildeten Fachkräften steige, während gleichzeitig der Trend zur Akademisierung ungebrochen sei. Eine Entwicklung, die der saarländi­schen Wirtschaft schade. Die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung müsse sich zeitnah in den Haushalten abbilden. „Die Einführung des Meisterbonus ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, betont Dr. Arnd Klein-Zirbes. Außerdem sei das Unternehmertum zu stärken. Deshalb sollte der Meisterbonus eine Gründerprämie enthalten, wie dies in anderen Bundesländern bereits der Fall ist. Eine solche Prämie honoriert die Entscheidung von Handwerksmeistern für die wirtschaftliche Selbstständigkeit und motiviert gleichzeitig zu diesem Schritt. „Die gezielte Förderung von Jungmeisterinnen  und Jungmeistern auf dem Wege in die Selbstständigkeit ist eine nachhaltige Investition in die Zukunft unseres Lan­des“, unterstreicht Dr. Klein-Zirbes.

Das sieht auch Jungmeisterin Melanie Franke, Geschäftsführerin von F & T GmbH Bauelemente und Metallbau Franke aus Schwalbach Hülzweiler, so. Die Goldschmiede- und Metallbauermeisterin wünscht sich eine bessere fi­nanzielle Unterstützung für die zukünftige Meisterausbildung. „Es ist nicht einzusehen, warum ein akademisches Zweit-Studium zum Beispiel kosten­frei ist, aber angehende Handwerksmeister für ihre Ausbildung bezahlen sollen“, betont Franke. Deshalb sei der Meisterbonus ein gutes Instrument, junge Handwerker zur Meisterausbildung zu motivieren.
 
Die aktuelle Geschäftslage
Die Stimmung im saarländischen Handwerk hat den im Herbst 2016 er­reichten Höchststand gehalten. Insgesamt 90 Prozent (Frühjahr 2016: 87 %) sprechen von einer guten oder befriedigenden Geschäftslage. Der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslagebeurteilung lag mit 43 Prozent um 12 Prozentpunkte höher als im Frühjahr 2016 (2016: 31 %). Nur bei jedem zehnten Unternehmen (2016: 13%) liefen die Geschäfte schlecht.
 
Die Auftragsbestände entwickelten sich ebenfalls positiv. 28 Prozent der Betriebe (2016: 24 %) berichten von einem gestiegenen Auftragsbestand. 19 Prozent (2016: 22 %) verzeichneten einen Rückgang. Die wirtschaftliche Dy­namik zeigt sich auch bei den Umsätzen. Die Entwicklung verlief per Saldo fast stabil. 24 Prozent der Betriebe (2016: 22 %) verbuchten ein Umsatzplus und 51 Prozent (2016: 51 %) meldeten eine konstante Entwicklung. Ein Viertel (2016: 27 %) schloss das erste Quartal mit einem Minus ab.
 
Die Auftragsreichweite hat im Vergleich zum Vorjahr zugenommen und lag im Schnitt bei neun Wochen (2016: 7,8 Wochen). Damit korrespondiert auch die gestiegene durchschnittliche Auslastung der betrieblichen Kapazitäten mit 79 Prozent (2016: 75 %). 30 Prozent der Betriebe gaben an, zu mehr als 90 Prozent ausgelastet gewesen zu sein (2016: 22 %). Lediglich acht Pro­zent (2016: 11 %) hatten so wenige Aufträge, dass sie ihre Kapazitäten maximal bis zur Hälfte auslasten konnten.
 
Die Mehrheit hielt die Beschäftigung stabil. 77 Prozent (2016: 75 %) der Befragten änderten ihre Mitarbeiterzahl nicht. Zwölf Prozent (2016: 11 %) schufen zusätzliche Arbeitsplätze, während 11 Prozent (2016: 15 %) ihren Personalbestand verringerten.
 
HWK-Geschäftsklimaindex auf Höchststand
Das positive Stimmungsbild spiegelt sich im Verlauf des HWK-Geschäfts­klimaindex wider. Er bildet die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage sowie die Zukunftserwartungen der Unternehmen ab. Gegenüber dem Frühjahr 2016 ist der Klimaindikator um weitere vier Zähler auf 92 Punkten gestiegen. Das ist ein neuer absoluter Höchststand.
 
Optimistische Erwartungen
Für die kommenden Monate sind die saarländischen Handwerksunterneh­men sehr zuversichtlich. Insgesamt erwarten 94 Prozent (2016: 89 %) eine stabile oder bessere Geschäftsentwicklung.
 
So dürfte sich die Nachfrage nach handwerklichen Leistungen weiter bele­ben. 36 Prozent (2016: 31 %) hoffen auf steigende Auftragszahlen, wäh­rend 9 Prozent (2016: 12 %) mit einem Nachfragerückgang rechnen. Insgesamt erwarten 91 Prozent (2016: 89 %) eine konstante oder steigende Nachfrage.
Auch die Umsatzprognosen deuten auf Zuwächse hin. 37 Prozent der Be­fragten (2016: 34 %) sind davon überzeugt, das zweite Quartal mit einem Umsatzplus abschließen zu können. Mit dem Gegenteil rechnet nur jeder zehnte Betrieb (2016: 14 %). 53 Prozent gehen von einer stabilen Entwicklung aus.
In den kommenden Monaten dürfte nach den Angaben der Unternehmen die Beschäftigung ebenfalls zunehmen. 13 Prozent (2016: 10 %) der Befragten wollen zusätzliches Personal einstellen und nur 3 Prozent (2016: 8 %) rech­nen mit einem sinkenden Personalbestand. 84 Prozent beabsichtigen, die Zahl ihrer Mitarbeiter nicht zu verändern.
 
Ausblick
Für 2017 rechnen die Wirtschaftsexperten mit einer positiven Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts. „Von dieser positiven Entwicklung werden auch das Saarland und der Wirtschaftsbereich Handwerk profitieren. Es sieht nach einem Hoch im Sommer aus“, sind Wegner und Dr. Arnd Klein-Zirbes über­zeugt. Die Zeichen für eine weitere konjunkturelle Belebung sind jedenfalls günstig. „Das belegen auch die positiven Erwartungen an die Umsatz- und Nachfrageentwicklung für das zweite Quartal“, so die HWK-Spitze. Nach wie vor gelte es aber, das Fachkräfteproblem zu lösen.
 
Saarbrücken, 11. Mai 2017