SB OB Uwe Conradt: „Wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte“


Uwe Conradt lächelt

Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt | © Landeshauptstadt Saarbrücken – Anika Colbus

Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt im 100-Tage-Interview über die Bedeutung des Handwerks für Saarbrücken und die Modernisierung der HWK-Bildungsstätte.
Seit 1. Oktober 2019 ist Uwe Conradt Oberbürgermeister der saarländischen Landeshauptstadt. Dem Deutschen Handwerksblatt schildert er im Gespräch, wie er die ersten Monate in seinem Amt erlebt hat und welche Rolle die geplante HWK-Bildungsstätte in Alt-Saarbrücken aus seiner Sicht als Teil der Bildungs- und Wirtschaftsinfrastruktur der Landeshauptstadt spielen wird.    
 
DHB: Seit rund 100 Tagen sind Sie im Amt – was waren Ihre Highlights?
Conradt: Das Schöne an meinem neuen Amt ist vor allem die Abwechslung. Ich lerne ständig neue Menschen kennen, innerhalb und außerhalb der Verwaltung, arbeite mich in neue Themen ein, nehme Termine wahr. Die Tage sind lang, die Nächte kurz, Zeit für eine langsame Eingewöhnung gibt es nicht. Ich bin froh, dass ich mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei wichtigen „Baustellen“ bereits die Weichen in die richtige Richtung stellen konnte, etwa bei der Berufsfeuerwehr oder beim Ludwigsparkstadion. Begegnungen mit Bürgerinnen und Bürgern liegen mir besonders am Herzen. In diesen Gesprächen erfahre ich am authentischsten, was die Menschen in dieser Stadt bewegt, was ihnen Sorgen macht, was sie sich wünschen. Und dann gibt es da noch so angenehme Termine wie den Vorlesetag, an dem ich Grundschulkindern eine Geschichte vorlesen durfte, oder den Gottesdienst, in dem ich im Dezember das Friedenslicht von den Pfadfindern entgegennehmen durfte.  
 
DHB: Welche Rolle spielt das Handwerk für die Landeshauptstadt Saarbrücken?
Conradt: Mit seinen facettenreichen Berufsbildern und Wirtschaftszweigen ist das Handwerk eine tragende Säule des Wirtschaftsstandorts Saarbrücken. In unserem Gewerberegister sind insgesamt rund 2200 angemeldete Handwerksbetriebe erfasst. Die meist mittelständischen Betriebe in diesem Bereich sind sehr technologieoffen. Sie verbinden in der Entwicklung ihrer Produkte und Dienstleistungen Qualität und Tradition mit Innovation. Mit hohem Einsatz in der Digitalisierung und Energieeffizienz bereitet sich das Handwerk außer- dem bestens für die Zukunft vor. Auch in der Kultur- und Kreativwirtschaft leistet es einen großen Beitrag. Darüber hinaus hat das Handwerk in Saarbrücken gut aus- gebildete Fachkräfte zu bieten. Es ist nicht nur stabiler Arbeitgeber, sondern sorgt mit seiner großen inhaltlichen Bandbreite auch für zahlreiche Ausbildungsmöglichkeiten. Das Handwerk in Saarbrücken ist überwiegend kleinbetrieblich strukturiert und häufig sogar familiengeführt. Das bedeutet eine große Standorttreue, die uns zugutekommt und eine gewisse Planungssicherheit in der Wirtschaftsentwicklung gibt. Aber auch das Handwerk hat Herausforderungen zu bewältigen. Gemeinsam mit den Betrieben müssen wir uns um den Fachkräfte- und Nachwuchsmangel kümmern und auch das Thema Unternehmensnachfolgen beachten.  
 
DHB: Die Handwerkskammer des Saarlandes plant bauliche Maßnahmen zur Modernisierung ihrer Bildungsstätte. Welche Bedeutung haben diese baulichen Maßnahmen für die gesamte Entwicklung der Landeshauptstadt Saarbrücken?  
Conradt: Zunächst mal bedeutet diese Modernisierung eine weitere Aufwertung für den Stadtteil Alt-Saarbrücken. Die neue Bildungsstätte wird für den Nachwuchs im Handwerksbereich mit Sicherheit attraktiv sein und hoffentlich noch mehr junge Menschen dazu bewegen, sich für eine Ausbildung bei uns in Saarbrücken zu entscheiden. Das bringt frischen Wind in den Stadtteil. Wir haben in Saarbrücken die Universität und verschiedene weitere Hochschulen, wir sind Bildungsstandort im Saarland. In dieses Angebot passt die neue Bildungsstätte der HWK sehr gut. Wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte in der Stadt. Gerade auch im Handwerksbereich – denn vieles, was gebaut oder hergestellt wird, muss sich an neue Maßstäbe anpassen, ob das nun im Bereich der Digitalisierung oder im Klima- und Umweltschutz ist. Wer hier in Saarbrücken in der Bildungsstätte der HWK gut ausgebildet wird, kann später auch direkt an der Entwicklung der Landeshauptstadt mitarbeiten. Und falls uns jemand verlassen sollte, sind die jungen Leute in anderen Teilen der Republik oder im Ausland bestens qualifizierte Botschafterinnen und Botschafter für unsere Stadt und unsere Region.  
 
DHB: Die HWK wird die Bauanträge im Frühsommer 2020 beim Bauaufsichtsamt der Landeshauptstadt Saarbrücken einreichen. Mit welchen Zeiträumen zur Genehmigung des Baus rechnen Sie?  
Conradt: Bauanträge bearbeitet die Untere Bauaufsichtsbehörde direkt nach Eingang. Ich bin zuversichtlich, dass wir zügig voran- kommen werden.  
 
DHB: Wie sehen die weiteren Schritte bei der Entwicklung eines modernen Messe-, Kongress-, Event- und Kulturforums im Bereich der Congresshalle in Saarbrücken aus?
Conradt: Das Gesamtkonzept beim Bund als Fördergrundlage für das Vorhaben ist abgegeben, jetzt beginnt die Planung der einzelnen Teilprojekte. Neben dem Bau des neuen Messe-, Kongress- und Kulturforums im Stadtteil St. Johann ist die geplante neue Rad- und Fußgängerbrücke hinüber nach Alt-Saarbrücken ein wesentliches Element des Modellvorhabens. Zu den ersten Planungen gehört auch die Konzipierung eines Multifunktions-Hubs, der sich ebenfalls in Alt-Saarbrücken in der Nähe der HWK befinden wird. Dabei wer- den wir besonders an den Verkehr denken. Wir brauchen Stellplätze für den Neubau der Messe und weitere Sharing-Systeme für Pkw und Fahrräder. Sukzessive werden zu den drei Kernprojekten auch die entsprechende Infrastruktur, insbesondere Straßen und Plätze, mitentwickelt und geplant. Die Fertigstellung des Modellvorhabens ist für 2026 vorgesehen.