Schornsteinfegerin Apfelbaum: „Ich bin schon stolz darauf, was ich erreicht habe“


Eine Schornsteinfegerin auf einem Dach

Schornsteinfegermeisterin Ina Apfelbaum | Foto: © Becker & Bredel

Ina Apfelbaum war die erste Schornsteinfegermeisterin mit eigenem Kehrbezirk in Saarbrücken.
Wenn Ina Apfelbaum (35) in ihrem Schornsteinfegeroutfit im östlichen Saarbrücker Stadtteil  Scheidt unterwegs ist, kennt die offenbar stets gut gelaunte Frau fast jeder. Stolz trägt sie den schwarzen Zylinder („Unser Hut“) der Zunft und das schwarze Lederkoller mit den goldenen Knöpfen und erregt so Aufmerksamkeit. Daran hat sie sich längst gewöhnt. Zwar hat die Zahl der Schornsteinfegerinnen bundesweit zugenommen: „Aber es ist immer noch ziemlich ein Männerberuf“, findet sie. Immerhin hat sie selbst in ihrem Betrieb mit Jennifer Ruffing eine Schornsteinfegermeisterin angestellt. Die Frauenquote ist also mehr als erfüllt. Ina Apfelbaum ist die einzige Bevollmächtigte Bezirksschornsteinfegerin im Regionalverband Saarbrücken und nimmt so gewissermaßen eine Sonderstellung ein.
 
Als sie ihre Weiterbildung zur Meisterin im Schornsteinfegerhandwerk machte, war die Schornsteinfegerfrau „schon noch eine Nische“. Davon ließ sie sich aber nicht abhalten. Schließlich hatte sie sich sehr früh für diesen Beruf entscheiden und hatte den Meisterbrief im Visier. „Doch, ich bin schon eine Vorbildperson. Man muss dafür schon ein gewisser Schlag Mensch sein“, meint sie. Heute hat sie ihr eigenes Unternehmen, zu dem außer ihr und Jennifer Ruffing noch eine Auszubildende gehört: „Ich bin schon stolz darauf, was ich erreicht habe, Und ich bin stolz auf dieses Handwerk mit seiner großen Zunfttradition.“ Sie betreut rund 2.500 Anwesen.
 
Der Schornsteinfegerberuf hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert: Das einstige Monopol ist gefallen. Zu den hoheitlichen Aufgaben gehören noch die Feuerstättenschau, der Feuerstättenbescheid und die Abnahme neuer Heizungen. Alle anderen Leistungen wie CO-Messungen sowie Emissionsschutzmessungen und andere werden von den Schornsteinfegern als eigene unternehmerische Leistungen erbracht.

„Unser Beruf wird sich weiter stark verändern. Bis 2050 sollen in Deutschland rund 50 Prozent CO2 im Vergleich zum Referenzwert von 1990 eingespart werden. Das dürfte auf den Bereich der Privathäuser bezogen nahezu eine Nullemission sein“, stellt sie fest. „Wir sind ja heute schon energetische Berater bei unseren Objekten.“ Und dieser Wandel bedeute für die Schornsteinfeger auch eine Veränderung der Angebotspalette ihrer Dienstleistungen in Richtung neuer Technologien. „Wir werden noch mehr als Unternehmer mit eigenen Ideen gefordert. Und da muss sich unsere ehrwürdige Branche auch mental verändern“, blickt sie voraus. Das können Wartung von Lüftungsanlagen, Maßnahmen zur Reduzierung von Feinstaub oder zur CO2-Einsparung sein: „Wir werden deutlich mit mehr Technik als heute zu tun haben.“ Deshalb müssten Schornsteinfeger stets auf dem neusten Stand der Technik sein, was für sie selbst permanente Weiterbildung bedeute. Die Digitalisierung stelle auch die schwarzen Glücksbinger vor neue Herausforderungen.

Natürlich ist auch ihr kleiner Betrieb schon mitten drin in der digitalen Welt: Die Kommunikation der Mitarbeiter läuft über Smartphones. Arbeitszeit und -schritte in den Anwesen werden über Tablet Computer vor Ort erfasst und automatisch in den Firmenrechner übertragen. In den Tablets sind die für die Arbeit relevanten Daten jederzeit abrufbar. „Bei uns gibt es auf Papier nur noch die Rechnung, der Rest ist digital.“ Bei Facebook hat sie natürlich ein eigenes Profil: „Soziale Medien sind wichtig, weil sich dort viele Menschen aufhalten.“ A propos Präsenz: Als sie ihren Kehrbezirk übernahm, ließ sie – ganz analog! ihr Konterfei mit Telefonnummer auf den Einkaufswagen eines lokalen Supermarktes anbringen: „So wurde ich ganz schnell bekannt.“ Auf beiden Einsatzfahrzeugen ihres Betriebes prangen gut sichtbar die Traditions-Zylinder, auf dem Fahrzeug der Kollegin ein pinkfarbener, ein Hingucker: „Ich bin noch auf der Suche nach einem pinkfarbenen Zylinder für sie!“ Soviel Mut muss dann auch mal sein!
 
In die Schornsteinfegerausbildung müsse mehr Digitalisierung einziehen, die Prüfungsordnungen müssten weiter angepasst werden, sagt Ina Apfelbaum. Sie plädiert für den Einsatz von Mobilgeräten bei Prüfungen, da dies näher an der Arbeitsrealität sei und ein Verbot nicht mehr zeitgemäß sei, so die Schornsteinfegermeisterin.