Schornsteinfegerinnung: „Wir sind wichtiger Bestandteil der Energiewende“


Schornsteinfegerinnung Becken Scherer 2018

Harald Becken (l.) und der neue Landesinnungsmeister Eric Scherer sehen das Schornsteinfegerhandwerk im Saarland gut aufgestellt. © Rau

Harald Becken und sein Nachfolger im Amt des Landesinnungsmeisters der Schornsteinfeger, Eric Scherer, über den Strukturwandel im Schornsteinfegerhandwerk und die Aufgaben der Innung. 
 
Was wir im Handwerk nicht selbst regeln, das schreibt uns dann irgendwann die Politik vor.“ Schornsteinfegermeister Harald Becken (66) hat klare Vorstellungen von der Rolle einer Berufsvertretung. Der Marpinger, geboren in Sulzbach, ist im Land bekannt wie der sprichwörtliche „bunte Hund“ und ein Urgestein im Saar-Handwerk. Ende Mai 2018 übergab er nach siebzehn Jahren das Amt des Landesinnungsmeisters (LIM) der Schornsteinfeger an Eric Scherer (49) aus Heusweiler. „44 Jahre insgesamt im Ehrenamt tätig, davon 17 als Landesinnungsmeister, das reicht. Das war nicht immer vergnügungssteuerpflichtig“, meint Becken rückblickend.

Er ist immer noch ein Beweger, aktiv, engagiert, gut vernetzt und spielt weiter vorne mit, so als Präsident des Arbeitgeberverbandes der Saarländischen Handwerks. Im Ruhestand kann man sich Becken, den Umweltminister Reinhold Jost bei der Staffelübergabe an LIM-Nachfolger Eric Scherer als „Cheflobbyist des Schornsteinfegerhandwerks im Saarland“ bezeichnete, kaum vorstellen. Becken sei selbstbewusst und kampfeslustig, er schlage manchmal auch hart zu, manchmal auch ungenau, aber immer effizient, so der Minister weiter.
 

Dramatischer Strukturwandel

Dabei hat Becken in seinen 17 Jahren an der Spitze der Innung einen geradezu dramatischen Strukturwandel des Berufsbildes miterlebt, seine Folgen für die Kollegen gemildert und die Innung mit ihren 129 Mitgliedsbetrieben zukunftsfest gemacht. Mit einem Organisationsgrad von 100 Prozent aller Betriebe darf das saarländischen Schornsteinfegerhandwerk ohne Zweifel als Benchmark gelten.

Das neue Schornsteinfeger-Handwerksgesetz und die Marktöffnung im Jahr 2013 waren ein starker Einschnitt. Davor war alles ganz anders: Die von der Vergabebehörde zugeteilten Kehrbezirke konnten bis zur Rente gehalten werden, Wettbewerb bei den hoheitlichen Aufgaben war nicht vorhanden. Das Monopol wurde vom Gesetzgeber gekippt. Die Kunden können sich seitdem ihren Schornsteinfeger selbst aussuchen. Seither müssen sich die Schornsteinfeger etwa für den Posten den bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegermeisters (der die gesetzlichen Vorgaben überwacht) bewerben und an einem EU-weiten Ausschreibungsverfahren teilnehmen. Aus dem einstigen Quasi-Monopolisten wurde ein im Wettbewerb stehender Unternehmer. „Wir haben den Strukturwandel im Saarland gut hinbekommen“, so Harald Becken. „Wir haben aber auch Kollegen verloren, die eine unsichere wirtschaftliche Zukunftsperspektive sahen“, ergänzt Becken-Nachfolger Scherer. Aus dem klassischen „Kaminkehrer“ (wie ihn etwa die Bayern nennen) wurde ein Fachmann für Energie, für Heizungen und Umweltschutz. „Wir sind wichtiger Bestandteil der Energiewende, die kommt ohne uns nicht aus“, so Scherer. In Beckens Amtszeit fiel auch der Umbau und die Erweiterung des innungseigenen Schulungshauses in St. Ingbert-Rohrbach, in das die Schornsteinfeger insgesamt rund eine Million Euro bis heute investiert haben. Jeder Schornsteinfegerbetrieb ist übrigens auch Mitglied im „Umweltpakt Saar“.
 

Innungen wichtiger denn je

Sind Innungen heute noch zeitgemäß? „Aber selbstverständlich, mehr denn je. Sie reden entscheidend bei der Fort- und Weiterbildung mit, wirken bei der Umsetzung neuer Rechtsverordnungen mit, wir klären allgemeine Handwerksprobleme mit der Politik und wir pflegen unsere Gemeinschaft.“ Mit der Politik im Saarland, so Becken, sei es „im Prinzip gut gelaufen“.

Welche Wünsche hat Nachfolger Scherer an die Politik? „Wenn baurechtliche Verordnungen gemacht werden, dann wollen wir mitreden, denn wir sind die Experten für Brandschutz.“ Und er ärgert sich über die vor einiger Zeit aufgekeimte Diskussion über eine Absenkung des Brandschutzes bei Gebäuden. Die Schornsteinfeger haben im Saarland keine Nachwuchsprobleme. Im Schnitt durchlaufen jährlich zwischen rund 40 bis 45 junge Menschen die Ausbildung. Neben den 129 Meistern gibt es aktuell im Saarland noch rund 150 Gesellen und rund 40 Auszubildende, also etwa 320 Beschäftigte. Nachwuchsförderung hat sich auch Scherer ins Pflichtenheft geschrieben. „Ich habe eine gute Innung von Harald Becken übernommen“, meint Scherer, der von 2006 bis 2010 auch Arbeitnehmer-Vizepräsident der Handwerkskammer des Saarlandes war.

Ansprechpartner: RAin Isabel Fabry, E-Mail: ifabry@agvh.de