Stuckateur-Innung: „Permanente Aus- und Weiterbildung gefragt“


Zwei Männer stehen in einem Raum, der renoviert wird

Landesinnungsmeister Oliver Heib (l.) und Innungsgeschäftsführer Claus Weyers | Foto: © Rau

Oliver Heib, Landesinnungsmeister der Stuckateure des Saarlandes, hat konkrete Forderungen an Politik und Produkthersteller.
Wir sind die ersten Handwerker, die nach dem Rohbau ins Gebäude kommen.“ Stuckateurmeister Oliver Heib (51), seit 2012 Landesinnungsmeister der Landesinnung Saar Stuck-Putz-Trockenbau, steht mit den Mitarbeitern seines Gewerks sozusagen im Zentrum des Baugeschehens. Der Stuckateur ist heute weit mehr als der Name aussagt: Er sorgt nicht nur für den Außenputz und die Wärmedämmung, sondern ist auch Profi für Trockenbau, Raumgestaltung und -aufteilung. Er steht an der Schnittstelle etlicher Werkstoffe, der „Stucki“ – wie sich die Stuckateure gerne selbst in Kurzform nennen – muss über die Wechselwirkungen der Vielzahl heute verwendeter Baustoffe Bescheid wissen.
 
„Daher ist einmal die Basisausbildung heute enorm vielseitig, später im Tagesgeschäft sind permanente Aus- und Weiterbildung gefragt“, so Oliver Heib, Inhaber eines Stuckateurbetriebes mit über 125-jähriger Geschichte in St. Ingbert. Die praktische Ausbildung der saarländischen Stuckateure findet im Ausbildungszentrum der AGV Bau Saar in Saarbrücken-Schafbrücke statt.
 

Nachwuchs dringend gesucht

Heute gibt es im Saarland rund 170 Stuckateurbetriebe mit rund 1300 Beschäftigten. „Davon ist gut die Hälfte mit rund 800 Beschäftigten in unserer Innung organisiert“, so Innungsgeschäftsführer Claus Weyers. Die Stuckateurinnung des Saarlandes ist Mitglied im Bundesverband Ausbau + Fassade (Berlin).
 
Ausgebildet über die drei Ausbildungsjahrgänge hinweg werden derzeit im Saarland knapp 70 Auszubildende. „Das ist zu wenig“, so Heib. „Wir können etliche offene Stellen nicht besetzen. An der Ausbildungsvergütung liegt es nicht, die ist sehr ordentlich.“ Mit Werbeaktionen in Schulen oder dem Azubi-Tag im Ausbildungszentrum wird für den überwiegend männlich geprägten Beruf geworben.

Welche Forderungen hat die Innung an die Politik? „Dass die Bauaufsicht beim Thema Brandschutz endlich die Kirche im Dorf lässt und mehr den gesunden Menschenverstand walten lässt“, sagt Heib. „Und dass die Vorschriften bundeseinheitlich werden, so dass beim grenzüberschreitenden Einsatz wie hier bei uns an der Grenze zu Rheinland-Pfalz die gleichen Vorschriften gelten.“
 

Forderung an Unternehmen

Was bedeutet die Digitalisierung für die Stuckateure? „Im Augenblick noch eher wenig“, so der Landesinnungsmeister. „Aber man könnte die Brandschutzvorschriften auf Tablets den Praktikern in die Hand geben. Heute haben wir noch dicke Ordner mit viel Papier. Die Vorschriften könnten digital hinterlegt werden.“ An die Unternehmen appellieren Weyers und Heib, dass endlich der Zwang „zur Verwendung nur systemgebundener Materialien des gleichen Herstellers wegfällt.“ Beispiel: Wenn im Trockenbauelement des Herstellers X eine identische Schraube des Herstellers Y verwendet wird, lehne die Industrie die Gewährleistung ab. „Das ist nicht mehr nachvollziehbar und kostet uns oft unnötig Zeit und Geld am Bau.“ Natürlich wollen Heib und Weyers noch mehr Kollegen für die Innungsmitgliedschaft begeistern: „Wir sind die Interessenvertretung. Wir kümmern uns um Aus- und Weiterbildung, arbeiten beim Brandschutz mit, bieten unseren Betrieben Rechtsberatung und halten sie über die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen auf dem Laufenden.“ Die Mitgliedsbeiträge amortisierten sich schon bei einer rechtlichen Auseinandersetzung: Sie liegen im Durchschnitt bezogen auf einen Fünf-Mitarbeiter-Betrieb im Jahr bei etwa 600 Euro.

Der sportbegeisterte Landesinnungsmeister Oliver Heib ist im Bundesverband zuständig für die Ausbildung des Stuckateur- Nationalteams, eine ehrenamtliche Tätigkeit für sein Gewerk. Zur Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) meint Heib: „Immer wieder gibt es mit unserer HWK Sachfragen zu lösen, die wir aber hier im Saarland angesichts unserer Überschaubarkeit meist schnell klären. Also insgesamt pfl egen wir eine gute Zusammenarbeit.“
HWK-Präsident Bernd Wegner: „Die ,Stuckis‘ sind ganz wichtig in der Kette der Bauhandwerker. Sie sorgen für eine trockene Fassade und damit für gutes Raumklima und im Innenausbau gestalten sie die Raumaufteilung. Und nicht zu vergessen, leisten sie mit einer Spezialausbildung Großes in der Restaurierung alter Gebäude oder Sakralbauten. Wir sind stolz und froh, sie im Handwerk zu haben.“ UR

Kontakt: Landesinnung Saar Stuck – Putz – Trockenbau, Kohlweg 18, 66123 Saarbrücken, Tel. 0681/ 38925-0, E-Mail: agv@ bau-saar.de.

www.stuck-saar.de

 

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