Tischlerei Joru macht mit bei ,Mach Dein Ding!‘


Das Juro-Team (von rechts): Lothar Ruhland, Lisa Rupp, Chantal Karollus, Florian Jost, Hans Joachim Blass, Marius Schifferdecker, Martin Erbe

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Ein hochmoderner Maschinenpark, viel Platz in den großen Hallen, Holz und Holzwerkstoffe warten auf ihre Verarbeitung, es summt und brummt, die Mitarbeiter sind hochkonzentriert und es riecht angenehm nach Holz. Ja, und eine gute, alte Hobelbank gibt es auch noch in der Möbelmanufaktur Jost & Ruhland (Joru) im Saarwellinger Gewerbegebiet nahe dem ,Campus Nobel‘. „Für viele verbindet sich mit einer Schreinerei immer noch der Fernseh-Schreinermeister Eder aus der Kindheit. Aber damit hat eine Schreinerei heute nichts mehr zu tun“, sagt Florian Jost (32), zusammen mit Lothar Ruland (61), geschäftsführender Gesellschafter des Handwerksunternehmens. „Wir verbinden aber Hightech mit den Traditionen des Handwerks zu maßgeschneiderten Qualitätsprodukten“, so Jost.
Der gebürtige Saarländer aus Beckingen hat eine ungewöhnliche Karriere hinter sich. Er begann nach dem Abitur mit dem Studium der Tiermedizin in Budapest, merkte aber relativ schnell, dass es eine „letztlich ungesicherte Sache war“. Er verließ die Universität und begann mit 26 Jahren in dem Betrieb, dessen geschäftsführender Mit-Gesellschafter er heute ist, mit seiner Schreinerausbildung und machte seinen Meister: „Arbeiten mit Holz hat mich immer schon fasziniert, ich wollte etwas Bodenständiges und Greifbares machen.“ Jost gehört also zu jenen jungen Leuten, die ihr Studium rechtzeitig abgebrochen haben und auf eine Karriere im Handwerk gesetzt haben. Bereut hat er bis heute diesen Schritt keine Sekunde. Zusammen mit seinem einstigen Lehrmeister Lothar Ruhland startete er 2014 die Möbelmanufaktur Joru.

Gute Werbung fürs Handwerk
Jost steht voll hinter der Aktion der Handwerkskammer des Saarlandes ,Mach Dein Ding!‘ Über YouTube will die Kammer mit Filmen aus Fachbetrieben wie Joru junge Menschen erreichen, die zum Beispiel nach einer Alternative zum Studium suchen oder sich niedrigschwellig über das Handwerk informieren wollen. Jost zögerte auch keinen Augenblick, als er ums Mitmachen gebeten wurde.
Die Ausbildungszahlen im Schreiner-Gewerk sind seit Jahren rückläufig, viele Betriebe bilden gar nicht mehr aus, dagegen müsse man ankämpfen und selbst aktiv werden, so Jost zupackend. „Wir brauchen auch in Zukunft Schreiner, denn der Markt verlangt nach unserer Maßarbeit“, sagt Jost. Und Senior-Kompagnon Ruhland fügt hinzu: „Da wir qualifizierte Mitarbeiter haben wollen und brauchen, müssen wir sie eben selbst qualifizieren. Und das nehmen wir ernst.“ Florian Jost: „Mit dem YouTube-Film über unseren Betrieb und den Schreinerberuf wollen wir zur Orientierung der jungen Leute beitragen, die sich oft in der informationsüberfluteten Welt kaum zurechtfinden“, ergänzt Jost. Auch 2017 werden wieder Auszubildende eingestellt.

Von der Uni ins Handwerk
Mit der gebürtigen Schwäbin Chantal Karollus (25) hat Jost eine Mitarbeiterin im Team, die nach ihrem Bachelor-Abschluss in Kulturwissenschaften bei ihm eine jüngst beendete Schreinerausbildung absolvierte. Die zierliche junge Frau fühlt sich sichtlich wohl im Joru-Team: „Es macht einfach Spaß, hier zu arbeiten.“ Mit San Reuleaux (21 Jahre) und Marius Schifferdecker (26 Jahre) haben Jost und Ruhland noch zwei  ehemalige Studierende im Team, die bei ihrer beruflichen Zukunft aufs Handwerk setzen und ihre Schreinerlehre begonnen haben. Auch Raphael Valentin (24 Jahre) hat nach Studium seine Schreinerausbildung bei Joru gemacht und strebt jetzt eine Laufbahn als Werklehrer in einer Waldorf-Schule an, berichtet Jost. Dabei dürften ihm die erlernten handwerklichen Fähigkeiten sehr nützlich sein.
Die Geschäfte bei Joru mit 13 Mitarbeitern (einschließlich Geschäftsführung) laufen sehr gut: das erste Quartal 2017 ist mehr als ausgebucht, das Unternehmen stehe finanziell auf gesunden Beinen. Das Portfolio umfasst sowohl Möbel für den Privat- als auch den gewerblichen Bereich. Eine Spezialität sind Küchen, die nach Maß komplett mit Elektrogeräten eingebaut werden. „Mit guten Möbeln aus dem Möbelhaus aus industrieller Produktion können wir preislich gut mithalten“, sagt Ruhland. Gut angelaufen ist die Produktion individuell vom Kunden designter Möbel unter der Marke form.bar, einer Gründung des Saarbrücker Start-up-Unternehmens Okinlab. Die Joru-Kunden kommen aus einem Umkreis von gut 50 Kilometern – einschließlich Luxemburgs und Lothringens.