Wirtschaftsverband Holz und Kunststoff: „Meister Eder käme heute nicht mehr über die Runden“


Drei Männer mit Krawatte stehen zusammen

Landesinnungsmeister Karl-Friedrich Hodapp, der stellvertretende Landesinnungsmeister Raphael Haas und Verbandsgeschäftsführer RA Michael Peter (von links nach rechts), Foto: Udo Rau

Der Wirtschaftsverband Holz und Kunststoff Saar e.V über die Herausforderungen der Zukunft
Der saarländische Branchen- Wirtschaftsverband Holz und Kunststoff Saar e.V. will mächtig aufrüsten. Das überbetriebliche Ausbildungszentrum mit Sitz im Saarbrücker Stadtteil Von-der-Heydt soll für rund eine Million Euro auf einen zukunftssicheren Stand gehievt werden. „Gerade vor dem Hintergrund der Digitalisierung in unseren Gewerken wollen und müssen wir das Ausbildungszentrum für die kommenden Jahrzehnte wetterfest machen“, sagt Geschäftsführer RA Michael Peter. Jetzt geht es um die Sicherstellung der Finanzierung und die Zuschüsse dieses „Zukunftsprojektes“ in Verhandlungen mit Land und Bund. Auf einem elf Hektar großen Gelände nahe der Autobahn A1 befinden sich Lehrwerkstatt und Geschäftsstelle des Verbandes (fünf Mitarbeiter). Denn auch der Tischler/Schreiner-Beruf ändert sich rasant. „Meister Eder in seiner schönen, alten Werkstatt käme heute so nicht mehr über die Runden“, meint Landesinnungsmeister und Verbandsvorsitzender Karl-Friedrich Hodapp, geschäftsführender Gesellschafter der Saarbrücker Schreinerei Hodapp GmbH mit 25 Mitarbeitern. Der Beruf werde anspruchsvoller und erfordere auch mehr Voraussetzungen als früher, so Hodapp. „Eine abgebrochene Hauptschullaufbahn reicht nicht als Qualifikation für unseren Beruf. Wir brauchen schon findige Köpfe.“ Und dieser Entwicklung müsse der Verband mit seinen 350 Innungsmitgliedern Rechnung tragen, um zukunftsfest zu sein. Immerhin durchlaufen jährlich aus allen drei Ausbildungsjahrgängen rund 300 Auszubildende die Ausbildungsstätte.
 

Ausbildungsbetriebe gesucht

Wie sieht es mit dem Schreiner-/ Tischlernachwuchs an der Saar aus? Gar nicht so schlecht, Hodapp will nicht in die Klagen manch anderer einstimmen. „Es gibt genügend Nachfrage junger Leute, daran mangelt es nicht. Der Engpass liegt woanders: Nämlich in der rückläufigen Zahl der ausbildungswilligen Betriebe“, so Hodapp. Allerdings sei auch auf der Zeitachse die Betriebszahl insgesamt rückläufig. Raphael Haas, stellvertretender Landesinnungsmeister und Inhaber der Schreinerei Raphael Haas mit 22 Mitarbeitern in Schwalbach-Elm, pflichtet Hodapp bezüglich ausreichender Nachfrage nach Ausbildungsplätzen bei: „Ich hatte in diesem Jahr zehn Bewerbungen für die Ausbildung, wir können jährlich aber nur zwei einstellen.“
 
Viele kleine Betriebe wollen und können sich die Ausbildung nicht mehr leisten, so Hodapp und Haas. Kleinstbetriebe mit nur wenigen Mitarbeitern störe die durch die Berufsschule und Lehrgänge bedingte Abwesenheit, da die Kosten für die Vergütung ja weiterlaufen. „Manche rechnen und stellen statt eines Auszubildenden lieber eine Hilfskraft ein, die permanent eingesetzt werden kann“, meint Hodapp.
 
Die Zahl der Saar-Betriebe, die tatsächlich ausbilden, liege bei nur etwa 70. Aktuell werden im Schreinerhandwerk im Saarland rund 200 junge Menschen ausgebildet. „Von den infrage kommenden rund 250 Betrieben bildet nur jeder vierte aus“, bedauert Hodapp. Ausbildung sei schließlich eine Zukunfts- und gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Daher plädieren wir für eine tarifliche oder kammerweite Ausbildungsabgabe“, so die Verbands- und Innungsspitze, Hodapp weiß sehr wohl, dass diese Forderung ein „heißes Eisen“ und letztlich ein Eingriff in die Tarifautonomie darstellen kann. „Aber es wäre nur gerecht, dass nicht ausbildende Betriebe einen Obolus in einen großen Topf zahlen würden, aus dem Ausbildungsbetriebe unterstützt würden.“ Denn es geht letztlich um die Zukunftssicherung des Handwerks: „Ohne qualifizierten Nachwuchs geht es angesichts der technologischen Veränderungen in keiner Branche“, so Hodapp und Haas.
 

Besonderer Service für Mitglieder 

Michael Peter und sein Innungsvorstand suchen – und brauchen – neue Mitglieder. Denn im Saarland gibt es immerhin rund tausend Branchenbetriebe mit gut 3.000 Mitarbeitern. Verbandsmitglieder sind gerade mal ein Drittel. Dabei hat man den Mitgliederbereich schon ausgeweitet: Zu den Schreinern/ Tischlern als größter Gruppe kommen andere Wohnhandwerker wie die Raumausstatter sowie die Bestatter hinzu. Denn vereint sei man noch schlagkräftiger. An den Mitgliedsbeiträgen zum Verband/ Innung (Jahresetat 750.000 Euro) könne es nicht liegen: Die jährlichen Beiträge liegen je nach Betriebsgröße und Lohnsumme zwischen 340 Euro Mindestbeitrag bis zu etwa 2.600 Euro, so Peter. Und schließlich bekämen die Innungsmitglieder ja auch etwas für ihren Beitrag: kostenlose Rechtsberatung und -vertretung, Betriebsvergleiche, Zeitwertermittlung von Maschinen und Anlagen, Imageverbesserung durch diverse Internetauftritte und das eigene Verbandsmagazin oder Informationen über Normen und Zertifizierungen. „Wir sind ein modernes Dienstleistungsunternehmen“, sagt Peter. „Innungen werden auch heute mehr denn je als Interessenvertretung benötigt. Wir brauchen sie daher mehr denn je“, meint Haas. Zur Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) meint die Innungsspitze: „Sie ist ein guter Ansprechpartner für uns. Wir pflegen eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. Die HWK ist für die Generallinie da, wir sind die Detail-Spezialisten und beispielsweise der Tarifpartner.“ Da war die Saar-Innung übrigens bundesweit Vorreiter: „Wir waren im Bund die erste Schreinerorganisation mit einer Tarifpartnerschaft mit der IG Metall.“ Kontakt: E-Mail: hkhsaar@schreiner-saar.de, Homepage: www. schreiner-saarland.de.
 

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