AGVBau Saar: „Wir müssen uns im Ehrenamt engagieren“


Zwei Männer stehen vor Dämmstoffen

Landesinnungsmeister Peter Braeuning (rechts) mit AGVBau-Hauptgeschäftsführer Claus Weyers, Foto: © Rau

DHB-Serie: Der Arbeitgeberverband der Bauwirtschaft des Saarlandes e.V. (AGVBau Saar) repräsentiert mehrere Innungen des Bauhandwerks wie die Landesinnung der Dachdecker.
"Das Engagement in unserer Gesellschaft für ehrenamtliche Tätigkeiten lässt leider nach. Ohne das Ehrenamt aber funktionieren viele Bereiche unseres Lebens und unserer Wirtschaft nicht oder nur unvollständig. Wir brauchen besonders unter den jungen Menschen welche, die sich – wo auch immer – dort engagieren.“ Dachdeckermeister Peter Braeuning (59) aus Saarbrücken-Dudweiler weiß, wovon er spricht. Denn der geschäftsführende Gesellschafter leitet in vierter Generation den 1897 gegründeten Dachdeckerbetrieb Peter Marx GmbH und ist seit September 2010 Landesinnungsmeister der saarländischen Dachdecker. Das Ehrenamt verschlinge eine Menge Zeit, aber „wir müssen uns engagieren“, so Braeuning. Verwaltungs- und organisationsmäßig wird Bräuning von AGV-Bau- Saar-Hauptgeschäftsführer Claus Weyers (60) unterstützt, der die Geschäfte der Innung führt. Die saarländische Dachdeckerinnung besitzt den Status einer Landesinnung.

Im Saarland gibt es aktuell 267 Dachdecker- Betriebe (vom Ein-Mann-Betrieb bis zum Mittelständler) mit rund 1.300 Beschäftigten. Davon sind 134 Betriebe, also rund die Hälfte, in der Innung organisiert. „Aber wir stellen mit unseren Innungsbetrieben rund zwei Drittel der Beschäftigten unseres Gewerks“, sagt Geschäftsführer Claus Weyers. Klar: Werbung um neue Mitglieder ist eine Daueraufgabe für die Innungsspitze, was aber nicht leicht sei, so Braeuning. Denn schließlich ist die Mitgliedschaft in der Innung im Gegensatz zur gesetzlich vorgeschriebenen Mitgliedschaft in der regionalen Handwerkskammer freiwillig. „Am Mitgliedsbeitrag für die Innung kann es eigentlich nicht liegen“, meint Weyers. Der beträgt je nach Betriebsgröße und Lohnsumme zwischen 256 Euro bis 2.500/2.800 Euro im Jahr. Dafür bekommen die Innungsmitglieder aber auch etwas geboten. Und schließlich sei ein Engagement für den Betrieb, mit dem man seinen Lebensunterhalt verdiene, auch im ureigensten Interesse.
 
Wichtige Brancheninformationen
Was nun bringt eine Innungsmitgliedschaft dem einzelnen Betrieb? „Einmal Einfluss unserer Dachdeckerinnung sowohl lokal als auch regional auf aktuelle uns betreffende Themen, womit wir uns in der Öffentlichkeit etwa gegenüber politischen Institutionen im demokratischen Prozess zu Wort melden“, so Braeuning. Man sei Tarifpartner mit Tarifautonomie, gestalte als Technikverband die technischen Regeln für das Dachdeckerhandwerk maßgeblich mit und man halte die Mitglieder in den wichtigen Branchenfragen auf dem Laufenden, biete Rechtsberatung und -hilfe, so Braeuning und Weyers.

In den Fachorganisationen der Handwerkskammer vertreten die Innungen die Interessen ihrer Mitglieder und bringen ihr Fachwissen ein, so etwa in Fragen der Ausbildung. „Die Zusammenarbeit mit unserer saarländischen Handwerkskammer etwa im Ausbildungsbereich funktioniert gut“, so Landesinnungsmeister Braeuning.

Zuviel Bürokratie
Weniger gut ist er auf die politischen Rahmenbedingungen und die Administration zu sprechen. „Macht die Gesetze endlich praktikabler!“, appelliert Braeuning an die Politiker. Bauen müsse angesichts der schon herrschenden Wohnungsknappheit einfacher werden, was aber keineswegs schlechter heiße. Das Bauen werde aufgrund ständig nach oben geschraubter Anforderungen bei den Bauvorschriften laufend komplizierter, aufwändiger und damit für den Bauherrn auch teurer. „Der Bauherr braucht heute fünfzig Prozent mehr ,Schlipsträger‘ als früher für einen Bauantrag“, meint er ironisch. Auch die Europäische Datenschutzgrundverordnung (mittlerweile als DSGVO ein unbeliebt-geflügelter Begriff) sei zweifelsohne wichtig, aber in der jetzt vorliegenden Form kaum akzeptabel. Der geforderte bürokratische Aufwand „verbrennt sinnlos betriebswirtschaftliche Ressourcen“, so Bräuning. Unbefriedigend im Saarland sei die Entsorgungslage beim Dämmstoff Expandiertes Polystrol (EPS). Im Saarland gebe es derzeit mit der Müllverbrennungsanlage Velsen nur ein Unternehmen, das die Dämmstoffabfälle annehme und entsorge. Die Kapazität reiche aber nicht aus und es komme zu langen Vorlaufzeiten. Zwischenzeitlich müssen die Betriebe die ausgebauten Dämmstoffe auf ihrem Gelände zwischenlagern.

Braeuning: „Das ist in der jetzigen Form nicht zufriedenstellend, ja ärgerlich.“ Ja, und teurer sei die Entsorgung gegenüber früher auch geworden. Auch diese Mehrkosten müssen die Betriebe auffangen und bei großer Wettbewerbsintensität am heimischen Markt in der Kalkulation unterbringen. Erfreulich aber: Nachwuchsprobleme gibt es im Dachdeckerhandwerk nicht. Derzeit werden im Saarland 150 Auszubildende in diesem Gewerk gezählt. Der HWK-YouTube-Film über den Dachdeckerberuf bei „Mach Dein Ding!“ gehört zu den am meisten aufgerufenen.

Kontakt
E-Mail: agv@bau-saar.de, Tel.: 0681/ 38925-0, E-Mail: agv@bau-saar.de.

 

DHB-Serie zu Innungen und Verbänden des saarländischen Handwerks