Peter Altmaier: „Freude, dass das HWK-Zukunftsprojekt kommt“


Viele Menschen stehen zusammen

Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier, besucht immer wieder die HWK | © Kerkrath und Becker & Bredel

Im Interview mit dem Handwerksblatt nimmt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier Stellung zur Modernisierung der HWK-Bildungsstätte und zu Themen wie Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) und Gründungen.
Im Rahmen des Starts der bundesweiten Gründungsoffensive durch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sprach das DHB mit ihm über die Rolle des Handwerks für die soziale Marktwirtschaft. In der ÜLU sieht der Bundesminister ein wichtiges Instrumentarium, dass sicherstellt, dass das gesamte Spektrum eines Berufsbildes bundesweit einheitlich vermittelt wird.
 
DHB: Sie machen sich für eine Gründeroffensive stark und planen entsprechende Regionalkonferenzen, Kickoff war Anfang Februar im Saarland. Was unternimmt Ihr Haus konkret, um Gründungen im Hand- werk zu fördern?
Altmaier: Wir müssen den Rückgang der Neugründungen in der gewerblichen Wirtschaft und im Handwerk stoppen und eine Trendwende erreichen. Deshalb habe ich mit den Wirtschaftsverbänden die breit an- gelegte Gründungsoffensive „GO!“ gestartet. Gemeinsam wollen wir ein Zeichen für mehr Gründungen in Deutschland setzen. Wir wollen insbesondere das Gründungsumfeld verbessern, Unternehmensnachfolgen erleichtern, mehr Frauen für die Selbständigkeit gewinnen und passgenauere Finanzierungsinstrumente anbieten. Und wir müssen die unternehmerische Selbständigkeit stärker als Chance in das Bewusstsein der Menschen rücken, damit mehr gute Ideen in Geschäftskonzepten weiterentwickelt und umgesetzt werden. Zur Gründung eines neuen Handwerksbetriebes stehen zahlreiche Informations-, Beratungs- und Finanzierungsangebote zur Verfügung, die den Start in die Selbständigkeit erleichtern. Beispielsweise ermöglicht die neue Gründerplattform eine digitale, inter- aktive Vorbereitung bis hin zur Finanzierung und bindet die Angebote von bundes- weiten Partnern ein. Unternehmerinnen
und Unternehmer sind die Stützen unserer Sozialen Marktwirtschaft. Sie schaffen Arbeitsplätze und sind mit ihrer Tatkraft und Kreativität Vorbilder für die junge Generation. Ich möchte mit meiner Gründungsoffensive alle erreichen – denjenigen, der eine Bäckerei übernehmen möchte genauso wie Technologie-Startups. Denn wir brauchen vielfältige Geschäftsideen und Erfindungs- geist, um auch in Zukunft Wohlstand und Wachstum in Deutschland zu sichern.
 
DHB: Wie bewerten Sie es als Bundeswirtschaftsminister und Saarländer, dass die Handwerkskammer des Saarlandes ihre Bildungsstätte im Zuge eines millionenschweren Projekts, das Bund und Land fördern, modernisiert?
Altmaier: Das finde ich eine prima Sache. Wie erwähnt investiert die Bundesregierung in moderne Berufsbildungsstätten. Hierfür stehen im Etat des Bundeswirtschaftsministeriums jährlich 29 Millionen Euro zur Verfügung. Auf dem neuesten Stand der Technik ausgestattete Bildungszentren sind die Voraussetzung für die Weiterbildung unserer Fachkräfte und den Transfer neuer Technologien in die Wirtschaft, insbesondere in kleine und mittlere Unternehmen. Seit September 2018 sind Zuschüsse von bis zu 90 Prozent möglich, wenn in Ausstattungen zur Fort- und Weiterbildung zu Digitalisierungsthemen investiert wird. Dem derzeitigen Vorhaben gingen jahrelange Vorbereitungen und Überlegungen voraus. Als Saarländer erfüllt es mich mit ganz besonderer Freude, dass das Projekt vorankommt.

DHB: Welchen Stellenwert räumen Sie der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) ein? Wie müssen die Rahmenbedingungen aussehen, damit sie zukunftsfest ist?
Altmaier: Mit der ÜLU ist im Handwerk ein seit Jahrzehnten bewährtes System etabliert, was im Wesentlichen zwei Dinge bewirkt: Durch die ÜLU wird sichergestellt, dass Auszubildende – egal in welchem Teil Deutschlands, in welchem Betrieb und mit welcher Spezialisierung sie ihren Beruf er- lernen – die gesamte Bandbreite des Berufsbildes vermittelt bekommen. Das sichert ihnen eine langfristig arbeitsmarktfähige Berufsausbildung und den Betrieben, die Fachkräfte suchen, einen verlässlichen Qualitätsstandard im Hinblick auf die berufliche Qualifikation. Der Transfer von aktuell im Berufsbild geforderten technologischen Entwicklungen über die überbetrieblichen Bildungszentren ist auch ein Technologietransfer in den Betrieb. Der Ausbildungs- betrieb wird entlastet beziehungsweise ist überhaupt nur durch die überbetriebliche inhaltliche Ergänzung in der Lage auszubilden. Und die Ausbildungsleistung der Handwerksbetriebe ist unverzichtbar für das deutsche Wirtschaftssystem, denn viele im Handwerk ausgebildete Fachkräfte werden auch im weiteren Verlauf ihres Arbeitslebens in anderen Wirtschaftsbereichen beschäftigt. Das System der ÜLU im Handwerk ist – insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen technologischen Herausforderungen – ein Beispiel für eine verlässliche Anpassung an die technologischen Entwicklungen. Dass die überbetriebliche Unterweisung innerhalb der dualen Ausbildung auch durch das Bundeswirtschaftsministerium mit rund 50 Millionen Euro jährlich gefördert wird, ist eine Investition in die Zukunft. Voraussetzung für den notwendigen Wissenstransfer und damit eine Ausbildung auf hohem Niveau sind auf dem neuesten Stand der Technik ausgestattete Bildungszentren mit entsprechend hoch qualifizierten und motivierten Ausbilderinnen und Ausbildern. Auch dafür sorgen wir.