Die Geschäftslagebeurteilung bewegt sich weiterhin auf einem hohen Niveau. Gleichwohl entwickelten sich Umsatz und Auftragseingänge rückläufig. Zwar sank die Auftragsreichweite, doch die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten blieb weiter hoch. Bei der Beschäftigungsentwicklung ergibt sich, verglichen mit dem Vergleichszeitraum im Vorjahr, ein negativer Saldo. Die befragten Handwerksunternehmerinnen und Handwerksunternehmer blicken verhalten zuversichtlich auf die kommenden Monate.
Die wirtschaftliche Lage bleibe für die Unternehmen des Saarhandwerks weiterhin herausfordernd, kommentiert HWK-Präsident Bernd Wegner die Umfrageergebnisse. „Gesamtwirtschaftlich stagniert die Wirtschaft. Konjunkturelle wie strukturelle Effekte überlagern sich. Und das bekommt auch das Handwerk zu spüren. Fachkräftemangel, Bürokratie, geopolitische Krisen und Kriege sowie Defizite in der öffentlichen Infrastruktur, man denke nur an die schleppenden Fortschritte bei der Digitalisierung, haben eben auch Einluss auf das Handwerk.“ Vor diesem Hintergrund sei es umso beachtlicher, wie das saarländische Handwerk in diesem rauen konjunkturellen Fahrwasser den Kurs hält, bemerkt der HWK-Präsident. Zentrale Herausforderung bleibe die Fachkräfteversorgung. „Leider ist die Zahl der jungen Leute, die sich für eine handwerkliche Ausbildung entscheiden, zu gering. Es ist daher essentiell, im Schulterschluss mit der Politik die duale Ausbildung als gleichwertige Alternative zur akademischen Laufbahn weiter zu stärken und bei jungen Leuten gezielt für eine Ausbildung im Handwerk zu werben“, so Wegner weiter.
HWK-Hauptgeschäftsführer Jens Schmitt sieht jetzt zudem die Politik gefragt, den Handwerksbetrieben als Umsetzern großer Zukunftsprojekte wie der Klima- und Energiewende, der Mobilitätswende und weiterer zentraler Handlungsfelder den Rücken zu stärken. Das Motto „Zeit, zu machen!“ aus der aktuellen Imagekampagne des Handwerks ist für Schmitt daher nicht ausschließlich Ausdruck des lösungsorientierten handwerklichen Selbstverständnisses, sondern auch ein Appell an die politischen Entscheider auf Bundes- und Landesebene, mittelstandsgerechte Wirtschaftspolitik zu machen. „Die Politik ist gefordert, sich bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen und der Transformation der Wirtschaft nicht einseitig und zu sehr auf die Industrie zu fokussieren. Sicherlich ist der industrielle Kern wichtig, doch es sind eben auch die vielen Handwerksbetriebe, die den strukturellen Wandel aktiv mitgestalten. Sie versorgen private Haushalte vor Ort mit handwerklichen Dienstleistungen und sind wichtige Zulieferer für andere Unternehmen. So ist beispielsweise die Energiewende ohne das Handwerk praktisch nicht machbar. Damit das Saarhandwerk sein volles wirtschaftliches Potenzial entfalten kann und die Zukunft des Saarlandes als Wirtschaftsstandort gesichert bleibt, ist die Politik gefragt, den Abbau bürokratischer Hemmnisse voranzubringen, die Betriebe bei der Fachkräftesicherung zu unterstützen und die Infrastruktur im Land nachhaltig zu verbessern“, so Schmitt.
Handwerksunternehmerin Stephanie Klippel ist es ein Anliegen, die Fachkräfte in ihrem Betrieb zu halten. Seit 2020 führt die gelernte Steuerfachangestellte und studierte Betriebswirtin als geschäftsführende Gesellschafterin in dritter Generation den Saarbrücker Familienbetrieb Elektromontage Klippel & Wolf GmbH. Aktuell beschäftigt das auf Haustechnik und Elektroinstallation spezialisierte Unternehmen 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter fünf Auszubildende, die den Handwerksberuf Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik erlernen. Gerne würde Stephanie Klippel zwei weitere Gesellen oder Gesellinnen einstellen, wie sie unterstreicht, doch die Suche nach Fachkräften sei selbst in der Landeshauptstadt herausfordernd. Zufrieden zeigt sich die Unternehmerin über die geschäftliche Entwicklung in ihrem Betrieb: „Unsere Auftragsbücher sind aktuell gut gefüllt und ich bin sehr zuversichtlich, dass das auch so bleiben wird“, berichtet Stephanie Klippel. Insbesondere im Bereich Altbausanierung und Aufträgen der öffentlichen Hand zum Beispiel beim Neubau von Kindertagesstätten habe ihr Team aktuell gut zu tun, so die Unternehmerin weiter. Auch mit Blick auf den Neubaubereich geht sie für die Zukunft von einer erneut steigenden Nachfrage aus.
Lage im ersten Quartal 2024
Stabil auf hohem Niveau entwickelt sich nach Einschätzung der Betriebsinhaber die Geschäftslage im saarländischen Handwerk. 90 Prozent (Frühjahr 2023: 91 Prozent) der Betriebe geben an, dass die Geschäfte im ersten Quartal dieses Jahres gut oder befriedigend liefen. Der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslagebeurteilung lag sogar bei 47 Prozent (Frühjahr 2023: 44 Prozent). Jeder zehnte Betrieb (Frühjahr 2023: 9 Prozent) sprach von einem schlechten Geschäftsverlauf.
Sowohl die Nachfrage nach handwerklichen Leistungen als auch die Umsätze gingen per Saldo zurück. 22 Prozent (Frühjahr 2023: 27 Prozent) berichteten von einem gestiegenen Auftragsbestand. 32 Prozent (Frühjahr 2023: 22 Prozent) verzeichneten hingegen einen Rückgang. Bei den Umsätzen verbuchten 23 Prozent (Frühjahr 2023: 22 Prozent) der Betriebe ein Plus und 46 Prozent (Frühjahr 2023: 52 Prozent) konstante Zahlen. 31 Prozent (Frühjahr 2023: 26 Prozent) gaben an, dass die Umsätze rückläufig waren.
Die durchschnittliche Auftragsreichweite sank in diesem Frühjahr auf 10,7 Wochen, was einem Rückgang von 2,9 Wochen im Vergleich zum Frühjahr 2023 entspricht. Dennoch blieb die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten mit 81 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres. Der Anteil der Betriebe, die angaben, zu mehr als 90 Prozent ausgelastet gewesen zu sein, lag bei 35 Prozent (Frühjahr 2023: 38 Prozent). Nur 5 Prozent (Frühjahr 2023: 6 Prozent) hatten so wenige Aufträge, dass sie ihre Kapazitäten maximal bis zur Hälfte auslasten konnten.
Die Mehrzahl der Betriebe, nämlich 63 Prozent (Frühjahr 2023: 69 Prozent), hielt die Mitarbeiterzahl konstant. Per Saldo ergibt sich jedoch ein Beschäftigungsminus. So geben 23 Prozent der Befragten (Frühjahr 2023: 21 Prozent) an, dass die Beschäftigung in ihrem Betrieb gesunken sei. 14 Prozent der Betriebe (Frühjahr 2023: 10 Prozent) stellten zusätzliches Personal ein.
HWK-Geschäftsklimaindex
Der HWK-Geschäftsklimaindex, der die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage sowie die Zukunftserwartungen der Unternehmen abbildet, hat zugelegt. So wird die Lage im ersten Quartal relativ positiv bewertet. Auch fällt die Zukunftsprognose vergleichsweise zuversichtlich aus. Alles in allem kann der Klimaindikator im Vergleich zum Vorjahresherbst um acht Punkte auf aktuell 121 Zähler zulegen.
Erwartungen an das zweite Quartal
Die Frühjahrsbelebung ist sichtbar, jedoch fällt sie den Einschätzungen der Betriebe zufolge etwas schwächer als im vergangenen Frühjahr aus. Gleichwohl sind zum Jahresauftakt die Optimisten in der Mehrzahl. Aktuell gehen 19 Prozent (Frühjahr 2023: 25 Prozent) davon aus, dass ihre Geschäfte in den kommenden Monaten besser laufen werden. Lediglich 13 Prozent, nur ein Prozentpunkt mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, erwarten eine Verschlechterung. 68 Prozent (Frühjahr 2023: 63 Prozent) sind der Auffassung, dass sich ihre Lage nicht ändern wird.
Die Nachfrage dürfte sich weiter beleben. 24 Prozent (Frühjahr 2023: 26 Prozent) der Betriebe gehen von steigenden Auftragszahlen aus. Diesen stehen nur 16 Prozent (Frühjahr 2023: 16 Prozent) gegenüber, die mit einer rückläufigen Nachfrage rechnen.
Bei den Umsätzen erwarten die Befragten per Saldo Zuwächse. 26 Prozent (Frühjahr 2023: 28 Prozent) meinen, das zweite Quartal mit einem Umsatzplus abschließen zu können. Mit einem Rückgang rechnen 16 Prozent (Frühjahr 2023: 11 Prozent). 58 Prozent (Frühjahr 2023: 61 Prozent) prognostizieren eine stabile Entwicklung.
Die Beschäftigungspläne sind vorwiegend auf Stabilität ausgerichtet. In den kommenden Monaten planen 83 Prozent, (Frühjahr 2023: 83 Prozent) den Personalbestand nicht zu verändern. Jeder zehnte Betrieb (Frühjahr 2023: 10 Prozent) will seine personellen Kapazitäten sogar ausweiten. Mit einem Rückgang der Beschäftigung rechnen nur 7 Prozent (Frühjahr 2023: 7 Prozent).
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Pressemitteilung_Frühjahrskonjunktur im Saarhandwerk.pdf