Serie: 125 Jahre Handwerkskammer des Saarlandes Teil 1: Die Anfangsjahre

Skulptur Header
Foto: Handwerkskammer des Saarlandes


Die Wurzeln der Handwerksorganisation im Saarland reichen bis ins Jahr 1879 zurück. Am 27. April trafen sich 400 Handwerksmeister aus St. Johann, Saarbrücken und Umgebung zur ersten offiziellen Versammlung im Tivoli-Saal in St. Johann. Selbst die Bürgermeister von Saarbrücken und St. Johann nahmen teil. Mit dieser Zusammenkunft war der Grundstein für die spätere Handwerkskammer gelegt.

Allerdings brachte erst 1897 das sogenannte Handwerkergesetz den entscheidenden Durchbruch: Der Reichstag beschloss die obligatorische Einrichtung von Handwerkskammern als öffentlich-rechtliche Körperschaften. Damit wurden die Rahmenbedingungen für Gesellen, Gehilfen und Lehrlinge sowie die Voraussetzungen für den Meistertitel gesetzlich verankert. Ziel war es, eine Interessenvertretung zu schaffen, die das Handwerk stärkt und dessen Selbstverwaltung ermöglicht.

Das Jahr 1900 gilt als Meilenstein für das deutsche Handwerk: 71 Handwerkskammern wurden im gesamten Deutschen Reich gegründet – darunter auch die Handwerkskammer zu Saarbrücken, die für den Regierungsbezirk Trier und das Fürstentum Birkenfeld zuständig war.

Nach den ersten Wahlen zur HWK wurden am 6. Februar 1900 die Namen der gewählten Vollversammlungsmitglieder im Amtsblatt veröffentlicht. Am 20. April 1900 fand die konstituierende Sitzung statt – die Handwerkskammer zu Saarbrücken war offiziell gegründet.

Ihr erster Sitz befand sich im Rathaus St. Johann in der Keplerstraße, erster Präsident wurde Schlossermeister Christian Woytt. Bereits damals erkannte man die Bedeutung der Nachwuchsförderung: Die Versammlung richtete Ausschüsse für das Lehrlingswesen und den Arbeitsnachweis ein.

Im Juni 1900 trat der erste Geschäftsführer, Dr. H. Röhl, seinen Dienst an, und bereits am 1. Dezember 1900 zog die Kammer in die Saarbrücker Bleichstraße um. Die folgenden Jahre waren geprägt von zahlreichen Neuerungen: Handwerkstage, Gewerbeausstellungen, wirtschaftspolitische Stellungnahmen, Prüfungskommissionen und Fortbildungen in Recht und Buchführung erweiterten das Angebot der Kammer.

1908 bezog die HWK ihren neuen Sitz am Saarbrücker Neumarkt. Doch der Erste Weltkrieg stellte eine Zäsur dar: Das Wachstum der Kammer wurde unterbrochen, die Arbeit lief aber – wenn auch gedrosselt – weiter.

Trotz aller Herausforderungen hatte sich die Handwerkskammer bis dahin als unverzichtbare Interessenvertretung des Handwerks etabliert – eine Rolle, die sie bis heute ausfüllt.

Quelle: Fabry, Philipp W., Dr. phil., „Das saarländische Handwerk und seine Organisationen in Geschichte und Gegenwart“, Verlag „Die Mitte“, Saarbrücken, 1999

Der Artikel ist im Deutschen Handwerksblatt, Ausgabe Saarland im März 2025 erschienen.