Serie: 125 Jahre Handwerkskammer des Saarlandes Teil 5: Umbrüche und Weichenstellungen

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Archivfoto: Handwerkskammer des Saarlandes

Von Mitte der 1970er-Jahre bis zum Ende des 20. Jahrhunderts durchlief die Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) eine deutliche Wandlung: Aus einer Verwaltungsinstitution wurde ein moderner Dienstleister für die Betriebe im Land. Diese Zeit war geprägt von wirtschaftlichen Umbrüchen und politischen Weichenstellungen, von der deutschen Wiedervereinigung, der wachsenden Bedeutung des europäischen Gedankens und einem starken Fokus auf Mittelstandsförderung.

Ein Präsident mit Weitblick

Die Entwicklung der Handwerkskammer in diesen Jahrzehnten ist untrennbar mit dem damaligen HWK-Präsidenten Winfried E. Frank verbunden. Bereits zu Beginn seiner Amtszeit setzte er sich vehement für eine bessere Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen durch die Landesregierung ein. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: 1976 verabschiedete der saarländische Landtag das „Gesetz zur Förderung der kleinen und mittleren Unternehmen sowie der freien Berufe in der Wirtschaft“. Gleichzeitig wurde ein Mittelstandsbeirat beim Wirtschaftsministerium eingerichtet.

Die Folge: Betriebsgründungen wurden gezielter gefördert, die Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) gestärkt. Besonders zum Ende der 1970er- und 1980er-Jahre zeigte sich, wie sehr das Handwerk von diesen Maßnahmen profitierte – nicht zuletzt durch seine zunehmende Bedeutung für den saarländischen Arbeitsmarkt.

Ein neues Gesicht für die Handwerkskammer

Auch die HWK selbst passte sich dem Wandel an. Der Dienstleistungsgedanke rückte dabei zunehmend in den Vordergrund: Beratung, Aus- und Weiterbildung sowie die Unterstützung der Mitgliedsbetriebe gewannen an Bedeutung. Diese neuen Aufgaben konnten im bisherigen Kammergebäude jedoch nicht mehr angemessen wahrgenommen werden. Die HWK-Vollversammlung fasste daher im November 1980 den Beschluss, an derselben Stelle ein neues Verwaltungsgebäude zu errichten. Bereits im Januar 1984 konnte die Geschäftsstelle in die neuen Räume umziehen. Nur wenige Jahre später folgten weitere Erweiterungen.

Bildungszentrum mit Zukunftstechnologie

Ein bedeutender Schritt war der Ausbau der Gewerbeförderungsanstalt zur „Gewerbe-Technologie-Transferzentrale“ (GTZ) und zur „Akademie des Handwerks“ (AdH). CNC-Technik, Automatisierung und Mikroelektronik hielten Einzug in die Bildungsangebote. 1989 war der Ausbau abgeschlossen, die Teilnehmerzahlen in der Fort- und Weiterbildung stiegen deutlich an. Allein 1991 nahmen rund 3.000 Personen an den Meistervorbereitungskursen teil.

Aufgrund räumlicher Kapazitätsengpässe am alten Standort wurde die „Staatliche Meister- und Technikerschule“ 1991 in die Räumlichkeiten der Handwerkskammer des Saarlandes verlegt. Im August 1998 gründete sich der Förderverein der Meister- und Technikerausbildung sowie -fortbildung im saarländischen Handwerk.

Beratung, Denkmalpflege und Umweltschutz

Mit dem technologischen und wirtschaftlichen Wandel der 1980er-Jahre wuchs auch die Bedeutung der Unternehmensberatung. Die HWK baute ihr Angebot kontinuierlich aus – insbesondere in den Bereichen Betriebswirtschaft, Technik und Recht. Später kamen Gründungsberatung, Denkmalpflege (Beratungsstelle ab 1986) und Umweltschutz (ab 1989) als neue Schwerpunkte hinzu. Auch das Forum junger Handwerksunternehmer und der Arbeitskreis Unternehmerfrauen im Handwerk nahmen in dieser Zeit ihre Arbeit auf.

Europa wächst zusammen – auch im Handwerk

Der europäische Gedanke prägte die Kammerarbeit zunehmend. 1984 schloss die HWK eine Partnerschaft mit der Chambre de Métiers et de l’Artisanat Manche in Coutances (Normandie), die bis heute durch regelmäßige Azubi-Austausche und Vorstandsbesuche gelebt wird. 1989 gründete sich schließlich der „Internationale Rat der Handwerkskammern der Saar-Lor-Lux-Region“, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit weiter zu stärken.

Brücken zur Hochschule

Ein weiterer Meilenstein war der Kooperationsvertrag mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (htw) in Saarbrücken – ein Signal für die zunehmende Verknüpfung von Praxis und Wissenschaft.

Wie sich das saarländische Handwerk im neuen Jahrtausend entwickelte, erfahren Sie im abschließenden Teil dieser Reihe in der September-Ausgabe des DHB. Dazu passend wird es auch wieder ein Rätsel zum Jubiläum geben.


Quelle: Fabry, Philipp W., Dr. phil., „Das saarländische Handwerk und seine Organisationen in Geschichte und Gegenwart“, Verlag „Die Mitte“, Saarbrücken, 1999