Bundesvorsitzender Oliver Heib: "Ich bin in meine Ehrenämter einfach reingewachsen.“


Oliver Heib auf einem Gerüst

Stuckateurmeister Oliver Heib | © Rau

Stuckateurmeister Oliver Heib engagiert sich in unterschiedlichen Ämtern für das Handwerk.
Der nahe Flughafen Saarbrücken auf der Ensheimer Höhe ist für Oliver Heib (52) mittlerweile unverzichtbar. Denn seit September 2019 ist der Stuckateurmeister und Geschäftsführer der St. Ingberter Albert Heib GmbH Bundesvorsitzender des Verbandes „Ausbau + Fassade“ mit rund 1800 Mitgliedsfirmen im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes und muss in dieser Funktion öfter zum Verbandssitz in die deutsche Hauptstadt. „Insofern bin ich froh, dass wir von der Saar eine gute Luftverkehrsanbindung nach Berlin haben.“

Heib hat den Verbandsvorsitz nach zwei Jahren im Vorstand in einer schwierigen Phase der Umstrukturierung übernommen. Abgeschreckt hat ihn das nicht. Der Mann mit dem ausgeglichenen Wesen strahlt Gelassenheit und Bodenständigkeit aus. „Im Augenblick verbringe ich eine Menge Zeit mit interner Krisenbewältigung.“ Da falle der Blick seiner Kollegen in Berlin schon mal auf die kleine SaarInnung, wo man dank guter Vernetzung Probleme meist schnell und oft auch ohne Lärm im Konsens über die Bühne bringe. „Die beneiden uns in Berlin da schon mal um unsere Konsenskultur“, hat er beobachtet. Sein Mandat läuft zunächst bis Ende 2021, dann stehen Neuwahlen an: „Wenn ich wiedergewählt werde, mache ich natürlich weiter.“ Denn ehrenamtliche Tätigkeiten sind für ihn selbstverständlich, „sonst funktioniert unsere Gesellschaft nicht“, meint er. Heib treibt auch die Tradition seines Unternehmens am heimischen Standort an, das mittlerweile über 125 Jahre alt ist und gerade neue Betriebsräume in St. Ingbert bezogen hat, weil es in den bisherigen Räumlichkeiten zu eng wurde.

Der Berlin-Job ist nur eine von mehreren ehrenamtlichen Tätigkeiten, die er im Interesse der Sache übernimmt. Seit zehn Jahren ist er Landesinnungsmeister der Landesinnung Saar Stuck-Putz-Trockenbau, er sitzt im Berufsbildungsauschuss der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) und ist Mitglied in der HWK-Vollversammlung. Er betreut im Bundesverband das „Nationalteam Stuckateure“, eine bundesweite Initiative zur Förderung des Nachwuchses.

Die Mannschaft nimmt regelmäßig an Europa- und Weltmeisterschaften der Stuckateure teil. Außerdem er ist von der Handwerkskammer öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger im Stuckateurhandwerk.

Was treibt den Saarländer zu so viel ehrenamtlichem Engagement an? Schließlich hat er als Geschäftsführer für seine 25 Mitarbeiter bereits täglich alle Hände voll zu tun. „Ich hatte schon früh von meinem Vater dazu den Impuls bekommen, der mir als stellvertretender Landesinnungsmeister der Stuckateure vorgelebt hat, was es heißt, sich ehrenamtlich zu engagieren“, so Oliver Heib. Schon früh nahm ihn der Vater mit zu Versammlungen und Berufsveranstaltungen: „Da bin ich dann einfach reingewachsen.“ Und zitiert den oft kolportierten Spruch „Und einer muss es ja schließlich machen.“ Ohne ein eingespieltes Team in seinem Unternehmen sei ein solches Arbeitspensum allerdings nicht stemmbar. „Zwei Tage pro Woche gehen dafür drauf. Wir sind im Betrieb gut aufgestellt, haben fünf Meister.“ Ehefrau Claudia managt die Verwaltungsarbeit im Büro. Die Baubranche läuft seit Jahren gut, Auftragssorgen für seinen Betrieb kennt er nicht, das beruhigt und macht den Kopf frei für die Zusatzarbeit.

Nachwuchsausbildung steht in seinem Gewerk – wie im gesamten Handwerk ganz oben auf der Agenda. Die Zahl der Auszubildenden sei wieder leicht gestiegen, dennoch gebe es aber keinen Grund zur Entwarnung. Heib selbst hat derzeit sechs Auszubildende (für seine Geschäftszweige Malerarbeiten und Stuck) im Unternehmen. Aber natürlich müsse dauerhaft für den Beruf geworben werden: „Ich animiere ständig meine Kollegen auch hier im Saarland zur Ausbildung.“ Im Saarland gibt es rund 170 Stuckateurbetriebe mit etwa 1300 Beschäftigten, davon sind etwa 800 in der Innung organisiert. Die voranschreitende Digitalisierung der Betriebe sieht er als wichtige Herausforderung. In seinem eigenen Betrieb „sind wir schon nahezu papierfrei organisiert.“

Wie viel Freizeit bleibt bei einem solchen Pensum noch übrig? „Eigentlich nichts“, meinen Claudia und Oliver Heib. „Mal eine Runde Golf spielen, Schwimmen und Saunabesuche. Ach ja, und unsere zwei Katzen fordern uns auch noch.“ Und die Zeit, als beide in jungen Jahren eifrig gemeinsam Rock ‚n‘ Roll tanzten, die ist halt vorbei.

HWK-Präsident Bernd Wegner würdigt das besondere Engagement seines Kollegen Oliver Heib als vorbildhaft: „Dass das saarländische Handwerk über die Grenzen unseres Bundeslandes wahrgenommen wird, liegt auch und insbesondere am ehrenamtlichen Engagement auf Bundesebene von Persönlichkeiten wie Oliver Heib. Er ist ein Vorbild und verdient unser aller Dank und Anerkennung.“