Die Rolle der Banken in der Coronakrise


Hundert Euro Schein und das Wort Liquidität

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Angesichts der aktuellen Coronasituation haben verschiedene Geldinstitute ihre Kredit-und Finanzierungsangebote für Unternehmen angepasst.
 
Die Corona-Krise führt auch im Saarhandwerk teilweise zu Liquiditätsengpässen. Während die Baugewerke von den Folgen des Lockdowns bislang weitestgehend verschont blieben, treffen die Dienstleistungsgewerke wie Friseure oder Kosmetiker größere Umsatzeinbußen. Auch für junge Handwerksunternehmen oder Betriebe in der Gründungs- oder Übernahmephase bedeutet Corona einen Härtetest in Sachen Finanzierung. In Ergänzung zu den Soforthilfen von Land und Bund und den staatlichen Unterstützungsmaßnahmen wie Kurzarbeitergeld und Steuerstundungen haben verschiedene Geldinstitute wie die saarländischen Sparkassen, die Bank1Saar, die Deutsche Bank und die Saarländische Investitions- und Kreditbank (SIKB) ihre Kredit- und Finanzierungsangebote für Unternehmen an die Umstände angepasst.


Kredit nicht immer Königsweg, aber mögliche Option

Aus Sicht des saarländischen Handwerks verberge sich hinter dem Begriff Liquiditätssicherung nichts Geringeres als der Erhalt regionaler Betriebe sowie Arbeits- und Ausbildungsplätze, bekräftigt Bernd Wegner, Präsident der HWK. „Wenn es darum geht, die vielseitige Unternehmenslandschaft im Saarhandwerk zu erhalten, setze ich auf die Finanzierungsexperten der saarländischen Haus- und Investitionsbanken. Als wichtige Ansprechpartner für unsere Handwerksunternehmer tragen sie gerade jetzt eine besonders hohe Verantwortung“, so Wegner. Ungewöhnliche Zeiten verlangten, gewohnte Pfade zu verlassen, ergänzt Dr. Arnd Klein-Zirbes, Hauptgeschäftsführer der HWK: „Alle Beteiligten sind in dieser Krise aufgerufen, klug und schnell zu handeln. Die Methode ‚Schema F‘ ist jetzt kein guter Ratgeber. Eine ‚Kreditklemme‘ würde die ohnehin schon angespannte Situation verschärfen. Zum Glück scheint derzeit keine größere Kreditklemme zu drohen.“ Im Verlauf der Krise habe sich die Kombination mehrerer Maßnahmen zur Liquiditätssicherung als Plan A etabliert, bemerkt die Präsidentin des Sparkassenverbandes Saar Cornelia Hoffmann-Bethscheider. Hierzu zähle neben der Beantragung von Kurzarbeit, der Stundung von Steuerverbindlichkeiten sowie der Anforderung von Zuschüssen in erster Linie die Aussetzung von Leistungsraten bestehender Darlehen. „Die saarländischen Sparkassen haben seit Ausbruch der Krise bei über 3.800 gewerblichen Darlehen die Leistungsraten mit einem Gesamtvolumen von knapp 18 Millionen Euro ausgesetzt (Stand 8. Juni 2020). Diese Maßnahmen sorgen bei den Unternehmen unmittelbar für zusätzliche Liquidität. Ergänzend kann bei darüber hinaus gehendem Liquiditätsbedarf die Aufnahme von Liquiditätskrediten notwendig werden. Hier steht, durch landesspezifische beziehungsweise bundesweite Förderkreditprogramme, ein umfangreiches Instrumentarium zur Verfügung,“, berichtet Hoffmann- Bethscheider.
 

Risiken im Blick behalten

Eine „Kreditklemme“ zeichne sich nicht ab, ist Carlo Segeth, Vorstandsvorsitzender der Bank1Saar, überzeugt. „Jedes Unternehmen, das vor der Krise in der Lage gewesen wäre, zusätzliche Kreditmittel aufzunehmen, wird diese bei einem plausiblen Planungsszenario auch in der Krise erhalten. Wir sind uns der Verantwortung unseres genossenschaftlichen Förderauftrages für die mittelständische Wirtschaft bewusst und gehen weiter vertretbare Risiken ein, um die hiesigen Unternehmen zu unterstützen“, betont Segeth. Auch Gordon Haan, kommissarischer Leiter der HWKUnternehmensberatung, sieht im Nachgang zu zahlreichen Beratungsgesprächen mit saarländischen Handwerksunternehmen eher keine „Kreditklemme“ kommen: „Viele regionale Kreditinstitute und Förderbanken im Saarland haben den Unternehmen, die durch die Coronakrise Liquiditätsengpässe zu verzeichnen haben, ihre Unterstützung zugesichert, unabhängig von einem vielleicht schlechteren coronabedingten Rating. Deshalb sind wir beraterseitig zuversichtlich, dass keine ,Kreditklemme‘ droht.“

Markus Gros Leiter Geschäftskunden und Freie Berufe im Marktgebiet Saarland/ Pfalz bei der Deutschen Bank hält es für wahrscheinlich, dass einige seiner Kunden wegen Corona in ihrem Geschäftsmodell oder aufgrund fehlender Umsätze oder verändertem Kundenverhalten in ihrem Risikoprofil schwächer werden könnten. Insgesamt sieht er die Unternehmen durch den bundesweit verfügbaren öffentlich-privaten Maßnahmenmix für gut gerüstet. Deutschland sei aufgrund der guten wirtschaftlichen Ausgangssituation in der Lage, durch eine Palette von Hilfsmaßnahmen sowie Konjunkturprogrammen eine vergleichsweise gute Absprungbasis zu schaffen. „Das sollte sich für Unternehmen und Finanzinstitute im Kreditvergabeprozess positiv auswirken“, ist sich Gros sicher. Auf die Frage, wie restriktiv Kredite in Zeiten von Corona vergeben werden, antwortet er: „Als Bank müssen wir die Risiken weiter im Blick behalten. Wie eine Bonitätsprüfung ausfällt, hängt vom jeweiligen Kunden und seinem Risiko ab. Und klar ist auch: Wenn der Kunde schon vor der Corona-Krise massive Probleme hatte, sein Geschäft fortzuführen, bekommt er möglicherweise keinen Förderkredit, da hier extern vorgegebene Voraussetzungen greifen. So sollten Unternehmen beispielsweise per Jahresende 2019 beziehungsweise in den letzten drei Jahren gesunde Bilanzen und Gewinn und Verlustrechnungen aufweisen“.
 

Finanzierungslösung für saarländische Unternehmen

Das Saarland hat, in Zusammenarbeit mit der landeseigenen Förderbank, SIKB AG, den Sofort-Kredit-Saarland aufgesetzt. Insgesamt ist das Programm mit 25 Millionen Euro hinterlegt. Die Antragsberechtigung gilt auch für Gründer, die sich erst im vergangenen Jahr selbstständig gemacht haben. Anträge können von Unternehmen aus allen Gewerken des Handwerks aber auch aller anderen Branchen gestellt werden. „Eine Voraussetzung für die Bewilligung des Kredites ist, dass die Firma aufgrund der Corona-Krise zusätzlich Liquidität benötigt. Die SIKB adressiert mit diesem Kreditprogramm bewusst alle, die bei den Kreditprogrammen der bundeseigenen Strukturbank KfW, nicht antragsberechtigt sind. Umschuldungen dürfen mit dem Geld aber keine vorgenommen werden – Ziel ist es, Betriebsmittel zu finanzieren. Betriebsmittel – ein Begriff, der in Zeiten von Corona weit gefasst ist und den gesamten Liquiditätsbedarf umfasst, der aufgrund ausbleibender Umsätze die unternehmerische Existenz bedroht“, betont die Vorstandsvorsitzende der SIKB, Doris Woll. Den Sofort- Kredit-Saarland gibt es in zwei Varianten – als normalen Kredit und als Nachrangdarlehen. In der Nachrangtranche sind die ersten fünf Jahre tilgungsfrei bei zehn Jahren Gesamtlaufzeit. Ein Nachrangdarlehen hat denselben Stellenwert wie Eigenkapital und kann somit abgeschmolzene Eigenkapitalreserven auffüllen.