Friseurmeisterin Kunsmann: „Lebenslanges Lernen ist für jeden Handwerker ein Muss"


Aline Kunsmann mit Lippenstift vor einer TOM | CO Wand

Handwerksunternehmerin Aline Kunsmann | © Udo Rau

Friseurmeisterin Aline Kunsmann bildet in ihrem Saarbrücker Salon nach höchsten Qualitätsstandards aus.
Aline Kunsmann (32) ist Mitinhaberin des Friseur- und Kosmetiksalons TomICo. in Saarbrücken. Die gebürtige Saarbrückerin und Friseurmeisterin mit einem Bachelor-Abschluss in Handwerksmanagement führt den erfolgreichen Betrieb mit elf Mitarbeitern gemeinsam mit ihrem Bruder Dennis Feit (40). Das DHB hat mit Aline Kunsmann über ihren Berufsweg und ihre Motivation zur permanenten Leistung gesprochen und sie gefragt, welche Ratschläge sie angehenden Meisterinnen und Meistern mit auf den Weg geben möchte.

DHB: Sie haben 2007 in Völklingen ein Einser-Abitur abgelegt. Damit standen Ihnen nach dem Schulabschluss viele Türen offen. Warum haben Sie eine Ausbildung im Handwerk gewählt?
Kunsmann: Wenn man so will, bin ich durch meinen Bruder zum Beruf gekommen. Meinen ersten Kontakt mit dem Friseurhandwerk hatte ich während eines Schulpraktikums in der 9. Klasse in dem Betrieb, in dem mein Bruder damals arbeitete. In den Schulferien arbeitete ich öfter dort und begleitete meinen Bruder zu zahlreichen Frisurenshows. So wuchs ich quasi spielend schon in den Beruf früh hinein. 2007 machte sich mein Bruder mit seinem Betrieb – den wir heute gemeinsam in Saarbrücken führen – selbstständig. Wir beschlossen kurzerhand, unseren Berufsweg gemeinsam zu gehen. Ich machte meine Lehre auch im Betrieb des Bruders. Es gab aber keine Sonderbehandlung für mich: Er hat mich da ganz ordentlich gefordert. Das klassische Unistudium war keine Option für mich.

DHB: Weshalb war der Erwerb der Meisterqualifikation für Sie ein Muss?
Kunsmann: Den Meisterbrief habe ich von Anfang an angestrebt, das war für mich klar. Ich begann ja meine Meisterausbildung schon während der Gesellenzeit und machte den Brief mit Auszeichnung im Februar 2012 bei der HWK des Saarlandes. Er ermöglicht Unabhängigkeit. Er ist – wie es so oft heißt – eine der besten Aktien in der deutschen Wirtschaft. Zudem kann ich mit dem Meisterbrief junge Menschen ausbilden und so für unseren Nachwuchs mitsorgen. Ich strebte auch eine Führungsposition an und dafür ist der Meisterbrief unerlässlich.

DHB: Nach Abschluss der Meisterprüfung ging es für Sie im Studiengang Handwerksmanagement schließlich in den Hörsaal. Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht für Handwerkerinnen und Handwerker, sich auch nach der Erstausbildung ständig weiterzubilden und neue Kompetenzen zu erwerben?
Kunsmann: Lebenslanges Lernen ist heute für jeden, der nicht stehenbleiben will, ein Muss. In jedem Beruf, in jeder Branche, also auch im Handwerk. Die Entwicklungen – ich nenne nur das Stichwort Digitalisierung – schreiten immer schneller voran. Da muss man dranbleiben. Deshalb habe ich mich für den Bachelor-Studiengang „Handwerksmanagement“ eingeschrieben. Vor allem habe ich meine betriebswirtschaftlichen Kenntnisse ausgeweitet und verbessert, habe meine Fähigkeit für Führungsaufgaben gestärkt. Das alles neben dem Beruf abends und an Wochenenden in drei Jahren statt der üblichen dreieinhalb. Mein Lohn für die Mühe: Ich schloss als Jahrgangsbeste mit 1,2 ab. Generell gilt also: Berufliche Weiterbildung ist unerlässlich.

DHB: Sie sind Mitinhaberin des Friseursalons TomICo. in Saarbrücken mit elf Mitarbeitern. Was macht eine gute Handwerksunternehmerin aus?
Kunsmann: Man muss immer sein Tun hinterfragen, sich weiterentwickeln, sich in Bereiche hineinknien, die einem fremd sind. Stillstand ist Rückschritt. Wichtig sind zeitgemäße Personalführung, Berücksichtigung der Bedürfnisse der Mitarbeiter und schlanke Organisationsstrukturen für kostengünstiges Betriebsmanagement. Wichtig ist außerdem die Zufriedenheit der Mitarbeiter, denn nur zufriedene Mitarbeiter liefern auch ein gutes Arbeitsergebnis. Wir bilden auch aus. Darum streben wir eine hohe Qualität der Ausbildung an. Und mittlerweile spielt auch nachhaltiges Wirtschaften für uns eine Rolle. In Zusammenarbeit mit unserem Industriepartner füllen wir für unsere Kundinnen Haarpflegeprodukte wie Shampoo oder Conditioner für zuhause auf, wofür es einen Rabatt gibt.

DHB: Welche Ratschläge geben Sie jungen Friseurinnen und Friseuren mit auf den Weg, die sich mit einem eigenen Betrieb selbstständig machen wollen?
Kunsmann: Vor diesem wichtigen Schritt in sich zu gehen. Was motiviert mich dazu? Die Motivation muss von innen kommen. Man muss für einen solchen, gewiss nicht einfachen Schritt, brennen. Nötig ist eine klare Strategie für sein künftiges Unternehmen. Ja, und wie gesagt, der Wille zum permanenten Lernen muss da sein. An der eigenen Persönlichkeit weiterarbeiten, sich weiterentwickeln. Schaffen Sie sich einen bestimmten Freiraum in Ihrem Betrieb! Denn man braucht ja auch Zeit zur Reflexion, für Kreativität. Überprüfen Sie ständig den Ist- Zustand! Können wir so weiterarbeiten? Was muss sich ändern? Wenn man scheitert, geht die Welt auch nicht unter. Meist geht man daraus gestärkt für ein neues Projekt hervor. Und vor allem: Bewahren Sie sich eine gewisse Leichtigkeit des Seins!