HWK-Außenwirtschaftsberatung: „Wider die Saar-Lor-Lux-Müdigkeit“


Eine Beraterin spricht mit einem Handwerker

HWK-Außenwirtschaftsberaterin Katharina Bertram hilft den Handwerksunternehmen bei deren Auslandsengagement unter anderem bei Meldeformaltäten. Rechts im Bild Dachdeckermeister Thomas Leyherr. | © Guldner

Die HWK unterstützt Betriebe dabei, neue Märkte im Ausland zu erschließen.
In der Großregion gehören die Nachbarländer Frankreich und Luxemburg für Zimmerermeister Thomas Leyherr (46) zu den wichtigsten Märkten seines Unternehmens Holz und Dach Leyherr GmbH in Dillingen. Der Unternehmer hat seinen Betrieb mit 27 Jahren gegründet und sein Geschäft kontinuierlich auf die Großregion ausgeweitet. „Die Märkte in Luxemburg und Lothringen liegen ja vor unserer Haustür und ich habe mich früh für diese zusätzlichen Absatzmöglichkeiten interessiert. Wir sollten diese als Unternehmer in der Grenzregion auch nutzen und die Großregion leben“, meint er.

Natürlich erfordere das Engagement jenseits der deutschen Landesgrenze mehr Aufwand, trotz EU und geografischer Nähe: „Man muss es wollen und sich durchkämpfen. Manches könnte im Rahmen der EU einheitlicher und damit leichter sein“, so Leyherr. Geholfen habe ihm dabei die Außenwirtschafts- und Messeberatung der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK). „Von Anfang an haben wir das kostenlose Beratungsangebot der HWK für unser Engagement jenseits der deutschen Grenze genutzt. Und es hat sich bis heute bewährt. Wir stehen ständig mit der Kammer in Verbindung. Ohne die HWK hätte wir den Schritt über die Grenze allein so nicht geschafft.“
 

Auslandsmarkt lohnt sich

Generell mache es in Frankreich aktuell mehr Mühe als etwa in Luxemburg, die nötigen bürokratischen Erfordernisse abzuwickeln: „Luxemburg stellt sich für uns mittlerweile geradezu vorbildhaft dar“, so Leyherr. Dem kommt sicher auch zugute, dass er in Luxemburg mit Holz und Dach Lux S.à.r.l. im Grenzstädtchen Remich eine eigene Gesellschaft gegründet hat, was auch die steuerliche Abwicklung vereinfache. Leyherr hat sich mit seinem Unternehmen mit 40 Mitarbeitern (davon fünf Auszubildende) auf den Bau von Wohn- Holzrahmenhäusern (auch schlüsselfertig) in ökologischer Bauweise spezialisiert. Dazu kommt der Objektbau, beispielsweise mit Holzhallen und Kitas. Die aktuelle Auftragslage sei „sehr gut“.

„Ich möchte die saarländischen Handwerker animieren, sofern es zu ihrem Portfolio passt, im Ausland aktiv zu werden. Ich sehe eine gewisse Saar-Lor-Lux-Müdigkeit bei vielen Kollegen, weil der bürokratische Aufwand schwierig zu bewältigen scheint. Die HWK hilft uns bei der Abwicklung und weiß Rat, wenn es hakt“, meint Leyherr. Bei der HWK ist Katharina Bertram seit August 2017 für die Außenwirtschaftsberatung zuständig. Sie hat Interkulturelle Kommunikation und Europäisches Management studiert und ist auch sprachlich mit den Auslandsmärkten bestens vertraut.
 

Breites Unterstützungsportfolio

Laut Katharina Bertram betreffen rund 90 Prozent der Anfragen Frankreich und Luxemburg. „Neben unseren beiden direkten Nachbarländern habe ich auch immer mal wieder Anfragen zur Schweiz oder zu Belgien. Es gab auch schon Betriebe mit Aufträgen im Oman oder Bulgarien. Das sind aber eher die Ausnahmen“ so Bertram. Für Frankreich und Luxemburg habe man eigene Leitfäden mit Basisinformationen und Ausfüllanleitungen für die Onlinemeldeportale zur Mitarbeiterentsendung entwickelt. Für letzteres seien auch die sprachlichen Kenntnisse von Vorteil, denn nicht jedes Meldeportal stünde auf Deutsch zur Verfügung. „Außerdem unterstützen wir Betriebe bei dem behördlichen Schriftverkehr, zum Beispiel bei der Beantragung einer Steuernummer oder bei der Nachreichung von Dokumenten im Anschluss an eine Baustellenkontrolle“, so Bertram. Sie bestätigt, dass ein Einsatz saarländischer Handwerker in Frankreich „beratungsintensiver als in Luxemburg ist“. Gleichwohl sei die französische Nachbarregion für das Saar-Handwerk weiterhin ein attraktiver Absatzmarkt.

Zum Service-Angebot der HWK gehören außerdem Informationsveranstaltungen mit Länderschwerpunkt oder Sprechtage, zum Teil in Zusammenarbeit mit der IHK des Saarlandes oder dem Enterprise European Network. Bertrams Einsatz umfasst auch, wo nötig, die Beratung bei den Unternehmen „vor Ort“. Vieles lasse sich aber durch einen Anruf oder einen Termin in der Handwerkskammer klären. HWK-Präsident Bernd Wegner, überzeugter Europäer, animiert die Saar-Handwerksbetriebe zur grenzüberschreitenden Tätigkeit: „Wenn auch manches bezüglich der Bürokratie noch verbesserungsfähig ist, sollten die Nachbarmärkte auch ausgeschöpft werden. Wir bemühen uns auch als Kammer im Gespräch mit politischen Vertretern um ständige Verbesserungen.“
 

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