Maschinenbau J. Melchior für höchstdotierten Umweltpreis Europas nominiert


Eine Frau steht vor ewinem Regal

© Rau

Das Unternehmen von Maschinenbaumeisterin Juliane Melchior ist für den höchstdotierten Umweltpreis Europas nominiert.
Der 27. Oktober 2019 ist ein wichtiger Tag für Juliane Melchior (32) aus Rehlingen-Siersburg. Denn an diesem Sonntag wird in Mannheim im Rosengarten der diesjährige Deutsche Umweltpreis verliehen. Und da ist die junge Maschinenbaumeisterin, Geschäftsführerin und Inhaberin der Maschinenbau J. Melchior aus dem saarländischen Rehlingen-Siersburg, mit einem neu entwickelten Produkt ihres Unternehmens nominiert.

Der Preis ist mit 500.000 Euro der höchstdotierte Umweltpreis Europas. Vergeben wird er seit 1993 von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Leistungen von Persönlichkeiten, die vorbildlich zum Schutz der Umwelt beitragen oder beigetragen haben, damit auszeichnet.
 

Wegweisende Erfindung

Das kleine Handwerksunternehmen von der Unteren Saar hat in wenigen Monaten einen, aus ihrer Sicht, revolutionären Feinstaubfilter für kleine Feuerungsanlagen entwickelt. „Wenn der zwischen Heizkessel und Abgasrohr eingebaut wird, filtert er Feinstäube, Kohlenwasserstoffe, Dioxine und andere Schadstoffe mittels einer vollkommen ungefährlichen Flüssigkeit heraus. Ebenso wird die Abgaswärme zurückgewonnen und in den Heizkreislauf zurückgeführt. Damit können Anlagen, die aus emissionsrechtlichen Gründen vor ihrem Aus‘ stehen, umweltfreundlich und gesetzeskonform (Bundes- Immissionsschutzverordnung, BImSchV, zweite Stufe) weiterbetrieben werden“, so Juliane Melchior. Dabei ist es egal, um welche fossilen Brennstoffe es sich handelt (Öl, Gas, Feststoffe). Das erspare etwa Hausbesitzern den Aufwand von etlichen Tausend Euro für den Wechsel zu einer neuen Heizungsanlage. Das Produkt wurde „im Team im eigenen Haus entwickelt“, so die Inhaberin, die als Kopf des Teams fungierte. Der Filter wurde außer Haus erfolgreich auf seine Wirksamkeit getestet und zum Patent beim Europäischen Patentamt in München angemeldet. „Im Jahresverlauf erwarten wir die Eintragung, die Patenterteilung dauert dann noch eine Weile.“ Jedenfalls sei der Filter für Kleinfeuerungsanlagen derzeit am Markt noch konkurrenzlos. Mehr Details werden noch nicht verraten.

Sollte der Durchbruch für den Filter gelingen, sieht Juliane Melchior dafür einen riesigen Markt. Im diesem Fall würde das eine Ausweitung der Produktion und Auf-  stockung der Beschäftigten in Rehlingen bedeuten. Aus dem Saarland ist Juliane Melchior die einzige Bewerberin, aus dem gesamten deutschen Handwerk sind fünf Betriebe dabei. „Ich habe die Notiz zur Ausschreibung im Deutschen Handwerksblatt gelesen und mich spontan zur Teilnahme entschlossen“, berichtet sie. Da Juliane Melchior sich nicht selbst zu diesem Preis anmelden konnte, hat das Saar- Lor-Lux Umweltzentrum den Part übernommen und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin den Vorschlag zur Nominierung des Deutschen Umweltpreises übermittelt. Allein diese Nominierung zum Deutschen Umweltpreis ist schon ein Riesenerfolg für das Handwerksunternehmen. 
 

Kunden auch in Übersee

Juliane Melchior hat ihre Ausbildung im Familienbetrieb gemacht und dann von 2007 bis 2008 bei der HWK des Saarlandes ihre Meisterausbildung absolviert. „Ich war die einzige Frau im Kurs unter lauter wohl ungläubigen Männern“, erinnert sie sich. Heute wird sie im Geschäftsleben längst von den Männern als Frau vom Fach akzeptiert. „Anfangs war das alles nicht ganz einfach für mich“, erinnert sie sich.

Technik hat sie von früh an interessiert, die Schlosserwerkstatt des Großvaters und Vaters faszinierte sie immer schon. „Wenn andere Mädels eine Puppe geschenkt bekamen, wollte ich unbedingt einen Akkuschrauber geschenkt haben. Ich hatte schon früh vor, etwas hier zu bewegen. Und hatte später den Wunsch, selbstständig etwas zu machen. Und dann übernahm ich den Familienbetrieb. Spaß macht es natürlich auch“, so die Meisterin zum Deutschen Handwerksblatt. Und zur Entspannung nach der Sechs-Tage-Woche näht sie gerne zuhause – zum Beispiel Kleider. Ursprung des Unternehmens war die 1957 von ihrem Großvater gegründete Dorfschlosserei. Der reparierte bei der in Siersburg ansässigen Gips- und Putzfirma Knauf die Maschinen. Und entwickelte eine eigene Putzmaschine, von der er für Knauf (heute sitzt der Baustoffkonzern in Iphofen am Main) rund 3.000 Stück baute. Nach der Trennung nach etwa 50 Jahren von Knauf PFT, die die Maschinen heute selbst bauen, entwickelte man bei Melchior eigene Putzmaschinen und Ersatzteile für diese, die nur im Internet-Direktvertrieb weltweit verkauft werden (unser entferntester Kunde sitzt in Neuseeland). „Der Feinstaubfilter jedenfalls wird unser zweites Standbein neben den Putzmaschinen“, ist Juliane Melchior sicher.