„Jungen Menschen eine Perspektive geben“


Stefan Ollinger sieht im Aufbau von Ausbildungsstrukturen eine wichtige Aufgabe in der Entwicklungshilfe
Stefan Ollinger (53), alleiniger geschäftsführender Gesellschafter der Hoffmann & Ollinger GmbH in Mettlach-Wehingen, über seine Motivation sich in der Entwicklungshilfe zu engagieren und die Chancen fürs Handwerk.

DHB: Herr Ollinger, wie kam es zu Ihrem Engagement in Afrika?
Ollinger: Über die Geothermie in unserem Firmengebäude kam ich in engeren Kontakt mit dem Saar-Lor-Lux-Umweltzentrum. Zudem waren wir der erste Betrieb in Deutschland im SHK-Bereich (Sanitär/Klima/Heizung) mit einer EMAS-Zertifizierung. Ich wagte dann den Sprung, 2010/2011 neben unserer ‚normalen‘ Arbeit hier in Djibouti mit einzusteigen.

DHB: Welche Motivation trieb Sie dazu?
Ollinger: Am Anfang war sicher ein Stück Abenteuerlust dabei und die Frage, wie es mit einem Sonnenenergie-Photovoltaik-Projekt in einem solchen Land läuft. Es überraschte mich schon, dass in einem Land mit so viel Sonne diesbezüglich vor Ort noch so gut wie nichts passiert war. Ich sah die hohe Arbeitslosigkeit und besondere die enorme Jugendarbeitslosigkeit, im Handwerk gab es keine Arbeitsplätze. Ich dachte, wenn ich mich hier engagiere, helfe ich mit beim Aufbau von Ausbildungsstrukturen mit, um den jungen Menschen eine berufliche  Perspektive zu geben. Hilfe zur Selbsthilfe ist unsere Motivation. Sicher sind das nur Tropfen auf den heißen Stein, aber stete Tropfen höhlen ihn ja bekanntlich.

DHB: Welche Erfahrungen haben Sie in den sechs, sieben Jahren bei diesen Projekten gemacht?
Ollinger: Überwiegend gute. Zunächst: Wir bewegen uns dort in muslimischen Ländern, da sind bestimmte Spielregeln einzuhalten und die Mentalität der Menschen ist eben eine afrikanische und keine deutsche. Mit der französischen Sprache komme ich mittlerweile gut zurecht. Die Erfahrungen mit den Menschen, mit denen wir arbeiten, sind über neunzig Prozent positiv, sie sind lernwillig und dankbar, dass wir uns einbringen. Nicht immer klappt es so wie in einem hochorganisierten Land wie hier in Deutschland. Aber das gehört zur Erfahrung dazu. Und jenen, die wir in Djibouti ausgebildet haben, waren auch vier junge Frauen, die eine neue Perspektive bekamen. Wir hatten auch schon Praktikanten von dort hier bei uns im Betrieb.

DHB: Können Sie andere Handwerkskollegen zu einem solchen Schritt raten?
Ollinger: Das muss natürlich jeder selbst für seinen Betrieb entscheiden. Es geht nur, wenn man eine gute Mannschaft hat und der Betrieb nahtlos läuft, wenn der Chef mal wieder in Afrika unterwegs ist. Mein Sohn Thomas (24), der gerade seinen Elektromeister macht, ist auch öfters mit mir unterwegs. Klar, ein solches Engagement kostet Zeit. Aber man erweitert seinen Horizont, schaut über den Tellerrand, schließt neue Kontakte und das zahlt sich auch unterm Strich zuhause für den Betrieb aus.

DHB: Machen Sie weiter bei solchen Projekten mit?
Ollinger: Solange ich es mit meiner Zeit vereinbaren kann, ja, auf jeden Fall.