Landesinnungsmeister Ulrich: „Das Friseurhandwerk muss jetzt zusammenhalten“


Mike Ulrich im karierten Hemd

Friseurmeister und Landesinnungsmeister Mike Ulrich

Landesinnungsmeister Mike Ulrich über die Folgen von Corona für das Friseurhandwerk im Saarland.
Durch die Coronakrise und das damit einhergehende faktische Berufsausübungsverbot für Friseure und Kosmetiker auf Zeit brechen diesen Berufsständen aktuell sämtliche Einnahmen weg. In der Regel reichenauch die Hilfen von Bund und Land nicht aus, um die Verluste auszugleichen. Das DHB hat mit Friseur- und Landesinnungsmeister Mike Ulrich, einem der beiden Vorsitzenden des Berufsbildungsausschusses (BBA) darüber gesprochen, was das für die Salons, angestellte Friseurinnen und Friseure und den Ausbildungsalltag im Friseurhandwerk bedeutet.

DHB: Wie stark sind die Friseure im Saarland von der Coronakrise betroffen?
Ulrich: Das saarländische Friseurhandwerk ist besonders stark von der Coronakrise betroffen. Während andere Gewerke mit starken Umsatzeinbrüchen und rückläufigen Auftragszahlen zu kämpfen haben, wurde uns aufgrund der derzeit gültigen Rechtslage die Berufsausübung faktisch verboten. Sicherlich haben wir Verständnis dafür, dass die Maßnahmen im Hinblick auf das Infektionsrisiko erforderlich sind − den saarländischen Friseuren brechen aber dadurch von jetzt auf gleich sämtliche Einnahmen weg und die bisherigen Hilfsmaßnahmen reichen auch nicht aus, um die entstehenden Verluste auch nur annährend zu kompensieren. Einige Betriebe stehen daher jetzt schon vor dem Aus.

DHB: Wie steht es um die Kosmetik-Betriebe?
Ulrich: Die Kosmetiker sind wie wir besonders stark von der Krise betroffen – die Probleme sind eigentlich dieselben.

DHB: Welche Hilfestellung bietet die Friseur-Innung in der Krise ihren Mitgliedern?
Ulrich: Ob mit oder ohne Krise − als Innung beraten wir unsere Mitglieder und vertreten deren Interessen. Dazu gehört auch die Vertretung der Mitgliederinteressen auf politischer Ebene. Sicher sind die Fragen und die Themen in der aktuellen Krise völlig andere als noch vor ein paar Wochen. Die derzeitigen Anfragen unserer Mitgliederkreise im Wesentlichen um die Themen Kurzarbeit, Soforthilfen und leider auch Kündigungen. Darüber hinaus versuchen wir die saarländischen Friseure bestmöglich zu informieren und auf dem Laufenden zu halten. Zum Teil werden die eintreffenden Informationen von uns auch noch einmal aufbereitet, damit sie für die Betriebe einfacher zu handhaben sind. Diese speziellen Informationen erhalten übrigens auch Nichtmitglieder – jeder, der bei uns seine E-Mail-Adresse hinterlegt, wird in unseren Mailverteiler aufgenommen. In solchen Zeiten muss das saarländische Friseurhandwerk einfach zusammenhalten. Und wer weiß: Vielleicht erinnern sich die Leute ja nach der Krise an uns und entscheiden sich dann doch noch für eine Innungsmitgliedschaft.

DHB: Welchen Einfluss hat die Krise auf die Ausbildung im Friseur-Handwerk?
Ulrich: Auszubildenden gegenüber kann in der Regel keine Kurzarbeit angeordnet werden. Der Ausbildungsbetrieb ist dazu verpflichtet, alle Mittel auszuschöpfen, um die Ausbildung weiter zu gewährleisten. Durch die Schließung der Betriebe steht der Ausbildungsbetrieb faktisch jedoch nahezu still. Die Kosten laufen aber leider weiter. Viele Prüfungen wurden bereits verschoben und werden zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Die Dauer der Ausbildung verlängert sich dadurch. Viele Auszubildende fürchten sich vor dem Verlust ihres Ausbildungsplatzes.

DHB: Gibt es bei den Gesellenprüfungen eine Alternative zu menschlichen Modellen?
Ulrich: Ganz klar: Nein. Für mich ist dies kein Thema. Kein Übungskopf ist so gut wie ein menschliches Haar. Gerade chemische Behandlungen sind an einem Übungskopf nur sehr schlecht umzusetzen, da es sich hier nicht um einen natürlichen Haarwuchs handelt. Bei einem menschlichen Übungskopf müssen Faktoren wie die Wuchsrichtung der Haare, Wirbel und die Haardichte beachtet werden. Darüber hinaus werden in der Prüfungssituation ja auch die Kundenberatung beziehungsweise der generelle Umgang mit dem Kunden bewertet. Ein Kundengespräch mit einem Übungskopf ergibt jedoch wenig Sinn. Auch Hautschutzmaßnahmen oder Ähnliches kann man an einem Medium nicht wirklich umsetzen.