Vater und Sohn in der Werkstatt: Die Schreinermeister Max (rechts) und Christian Kaspar


Foto: Jennifer Weyland

Interview mit Max Kaspar

„Max ist mit Technologien aufgewachsen, die ich eingeführt habe“


Max Kaspar ist zwischen den Werkbänken und Maschinen der Schreinerei Kaspar in Ottweiler groß geworden. Schon früh war für den 33-Jährigen klar, dass er das Handwerk seines Vaters Christian erlernen und den Familienbetrieb eines Tages übernehmen möchte. Im DHB-Interview berichten Vater und Sohn über Vorteile und Herausforderungen der Zusammenarbeit in einem Mehrgenerationen-Handwerksbetrieb.

DHB: Max Kaspar, das Schreinerhandwerk hat in Ihrer Familie Tradition. Ihr Großvater war Schreiner und auch Ihre Eltern üben beide diesen Beruf aus. Hat das Ihre eigenen Zukunftspläne beeinflusst?

Max Kaspar: Ich denke schon, denn seit ich denken kann, erlebe ich den Beruf im Alltag. Da mein Bruder und ich unter dem Dach der Schreinerei aufwuchsen, waren wir jeden Tag in der Werkstatt.

DHB: Christian Kaspar, welche Unterschiede gab es zwischen Ihrer Ausbildung und der Ihres Sohnes? Inwiefern hat sich der Beruf des Schreiners in den letzten 30 Jahren verändert?

Christian Kaspar: Als junger Schreiner musste mir noch regelmäßig Gedanken darüber machen, wie ich ohne Maschine oder durch den Umbau einer Maschine zum gewünschten Ergebnis in der Produktion komme. Ende der 1980er Jahre stellte ich bereits auf EDV in der Fertigung um. Dadurch wurde es für mein Team viel leichter, Werkstücke in Serie zu fertigen. Anfang der 90er kamen die ersten computergesteuerten Maschinen dazu. Während meiner beruflichen Laufbahn hat im Schreinerhandwerk ein enormer technologischer Wandel stattgefunden. Ich war diesen neuen Technologien gegenüber immer aufgeschlossen und bereit, Neuerungen sofort im Betrieb umzusetzen. Max ist mit dieser Arbeitsweise groß geworden und kennt gar nichts anderes. In unserer Lehrwerkstatt in Saarbrücken Von der Heydt konnte er sich aber ab und zu ein Bild von älteren Fertigungstechniken machen. Unser Handwerk hat sich in den letzten 30 Jahren nicht verändert, lediglich die Produktion hat sich weiterentwickelt und auch die Kundenansprüche sind heute völlig anders als damals. Damals war es leicht, mit guter handwerklicher Arbeit zu überzeugen. Heute sind die Erwartungen der Kunden so hoch, dass es manchmal fast unmöglich ist, ihnen gerecht zu werden.

DHB: Max Kaspar, hat es eher Vorteile oder Nachteile, wenn die eigenen Eltern gleichzeitig Kollegen sind?

Max Kaspar: Im Alltag kann es durchaus Nachteile haben, wenn beide Eltern gleichzeitig die Vorgesetzten sind. Die Erwartungshaltung von Eltern den eigenen Kindern gegenüber ist ja oft weitaus höher als die gegenüber fremden Mitarbeitern. Diese Erwartungen stetig zu erfüllen ist eine große Herausforderung, aber nicht unmöglich. Damit es klappt, müssen beide bereit sein, im Arbeitsalltag Kompromisse einzugehen.

DHB: Können Sie bei Ihrer täglichen Arbeit voneinander lernen?

Max Kaspar: Ich lerne aus den Erfahrungen meines Vaters und habe dadurch das Glück, jeder Menge Fallstricke aus dem Weg zu gehen.

Christian Kaspar: Umgekehrt gibt mein Sohn mir auch etwas zurück, indem er mir zeigt, dass es für ein und dasselbe Problem teils ganz neue Herangehensweisen geben kann, an die ich vielleicht nicht sofort gedacht habe.

DHB: Max Kaspar, planen Sie, den Betrieb Ihrer Eltern später zu übernehmen? Wenn ja: Gibt es Dinge, die Sie verändern oder weiterentwickeln möchten?

Max Kaspar: Ja, wir planen, dass ich den Betrieb eines Tages weiterführe. Ich möchte es halten wie mein Vater und mit der Zeit gehen, wenn es darum geht, neue Technologien für uns zu nutzen. Denn Stagnation bringt ja bekanntlich niemandem etwas. Für das Handwerk gilt das meiner Meinung nach ganz besonders.