„Wenn Orte zum Einkehren fehlen, verzichten Ausflügler auf so manche Tour“


Foto: © Jennifer Weyland

Die Zeit des Lockdowns im Frühjahr hat Peter Arimond genutzt, um seinen Betrieb zu modernisieren.
 
Maschinenbauer- und Kraftfahrzeugtechnikermeister Peter Arimond ist Geschäftsführer und Inhaber der Zweiradtechnik Arimond GmbH in Merzig. Sein Unternehmen hat sich auf den Verkauf und die Reparatur von BMW-Motorrädern spezialisiert und bietet darüber hinaus Serviceleistungen an. Entstanden ist Arimonds Handwerksunternehmen aus dem 1979 gegründeten Einzelhandelsgeschäft seiner Mutter Hannelore. Neben dem Motorradhandel mit angeschlossener Werkstatt betreibt Arimond die 1961 von seinem Vater Theo gegründete Fahrschule Arimond. Im DHB-Interview berichtet er, wie sein Betrieb bisher durch die Krise gekommen ist und wie ihn die Betriebsberatung der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) sowie die Berater der Saar-Lor-Lux Umweltzentrum GmbH dabei unterstützt haben, sein Unternehmen zukunftsfest aufzustellen.

DHB: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Wirtschaft stark getroffen. Wie ist Ihr Unternehmen bislang durch die Krise gekommen?
Arimond: Die Folgen von Corona haben auch meinen Betrieb wirtschaftlich getroffen. Da wir diese im Frühjahr, sprich in der Hauptsaison für Motorradausflüge, zu spüren bekamen, gab es bei uns erhebliche Umsatzeinbrüche. Zum Glück konnte mein Team in der Werkstatt fast normal weiterarbeiten. Etwas anders sah es während des ersten Lockdowns im Verkauf aus. Dort musste ich zwei meiner Mitarbeiter zeitweilig in Kurzarbeit schicken. Unsere üblichen Prozesse mussten wir ein Stück weit umstellen und die Motorräder zur Reparatur bei unseren Kunden abholen. Insgesamt war es mir ein großes Anliegen, die Zeit der Krise produktiv zu nutzen. Im Frühjahr sind wir mit der Modernisierung unserer Ausstellungshalle ein wichtiges Projekt angegangen. Das lag mir auch vor Corona schon länger am Herzen. Dass nun Gastronomie- und Hotelbetriebe schließen müssen, trifft uns indirekt, denn wenn Motoradausflüglern angenehme Orte zum Einkehren fehlen, verzichten sie auf die ein oder andere Tour. Mittelfristig geht damit auch der Wartungs- und Reparaturbedarf zurück.

DHB: Sie lassen sich aktuell von der Unternehmensberatung unserer Handwerkskammer beraten. Was ist das Ziel der Beratung?
Arimond: Wir streben die Umsiedlung meines Unternehmens in ein neues Gewerbegebiet an das die Stadt Merzig aktuell erschließt. Geplant ist dass sich auf der Fläche überwiegend Handwerksunternehmen ansiedeln. Ein Teil der Flächen ist bereits vergeben. Demnächst läuft die zweite Bewerbungsrunde und wir hoffen hier für unseren Wunschstandort den Zuschlag zu erhalten denn wir möchten gerne in Merzig bleiben. Wir brauchen etwa 7000 Quadratmeter. Durch den Umzug könnten wir effizienter arbeiten, die Ausstellung und Werkstatt vergrößern und so zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Die HWK-Unternehmensberatung unterstützt uns im Zuge des Bewerbungsprozesses, der weiteren Planung und dem Verkauf der jetzigen Firmenimmobilie. Steht der Umzug einmal fest, werden wir den Verkauf des alten Betriebs angehen. Bis wir den neuen Standort beziehen, kann es allerdings noch ein bis zwei Jahre dauern.

DHB: Sie haben auch das Beratungsangebot des HWK-Umweltzentrums genutzt. Um welches Thema ging es dabei?
Arimond: Gegenstand der Beratung war die Modernisierung unseres Daches, das wir energieeffizienter gestalten wollten. Mein Berater beim Umweltzentrum hat mich über interessante Fördermöglichkeiten informiert, durch die ich insgesamt 20 Prozent der Gesamtkosten für die Modernisierung einsparen konnte. Unser Dach ist jetzt bestens isoliert. Dann haben wir auch eine neue PV Anlage mit 30 kWp-Photovoltaik-Leistung montieren gelassen. Die produzierte Energie fließt in den Betrieb und dient dort zunächst zum Eigenbedarf. Was übrig bleibt, speisen wir in das örtliche Energienetz ein beziehungsweise verkaufen den Produktionsüberschuss. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem UWZ möchte ich gerne fortsetzen und plane, mich künftig bei den Energiestammtischen einzubringen.

DHB: Sie bilden sechs Lehrlinge aus, zwei in kaufmännischen Berufen und vier als Zweiradmechatroniker. Offensichtlich gehen Sie das Thema Fachkräftesicherung selbst aktiv an. Welche Maßnahmen haben Sie bei der Suche nach Auszubildenden ergriffen?
Arimond: Dazu nutzen wir mehrere Instrumente. So stehen wir beispielsweise in engem Austausch mit dem Arbeitsamt, das uns bei Suche nach Azubis unterstützt. Darüber hinaus informieren wir auf unserer Unternehmenswebsite und in unserem regelmäßig erscheinenden Newsletter über freie Ausbildungs- und Praktikumsplätze. Für interessierte Schülerinnen und Schüler bieten wir außerdem Orientierungspraktika an.

DHB: Wie beurteilen Sie die berufliche Zukunft von jungen Menschen, die eine Ausbildung im Handwerk machen?
Arimond: Die Zukunftsaussichten für junge Handwerkerinnen und Handwerker sind in meinem Gewerk hervorragend. Ausgebildete Zweiradmechatroniker sind in Handwerk und Industrie als Fachkräfte sehr gefragt. Dafür zu sorgen, dass die guten Leute nicht von den großen Industrieunternehmen abgeworben werden, ist eine Herausforderung für den handwerklichen Mittelstand. Auch die Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten sind sehr gut. Neben dem Meisterabschluss stehen unseren Fachkräften zahlreiche Türen offen.

DHB: Als Anbieter von Motorrädern und Rollern sind Sie Mobilitätsexperte. Wie wird sich Ihrer Einschätzung nach die Mobilität in den nächsten Jahren verändern und mit welchen Konsequenzen für Ihr Unternehmen rechnen Sie?
Arimond: Die Elektromobilität, die sich derzeit im PKW-Bereich stark weiterentwickelt, wird auch irgendwann unsere Branche erreichen. Im Motorradbereich müssen die Batterien noch leistungsfähiger werden. Aktuell haben E-Motorräder nur eine Reichweite von 100 bis 180 Kilometern. Im städtischen Bereich, wo die Wege kürzer sind, sind E-Roller bereits auf dem Vormarsch.

DHB: Danke für das interessante Gespräch, Herr Arimond!

GJ