Expeditionssportler Franz: „Ein Risiko gibt es immer. Macht es trotzdem!“


Joachim Franz im Saarland

Autor und Expeditionssportler Joachim Franz | © Becker & Bredel

Autor und Expeditionssportler Joachim Franz über die Bedeutung von Mut und Pioniergeist für die Karriere junger Handwerkerinnen und Handwerker.
Joachim Franz war als junger Mann Schichtarbeiter bei Volkswagen in Wolfsburg. Er wog damals über 120 Kilogramm und führte, berichtet er, ein wenig reflektiertes Leben. Einer seiner Freunde starb an AIDS. Mit 30 erkannte er, dass er sein Leben von Grund auf ändern musste und neue Ziele und Herausforderungen brauchte. Heute ist er ein erfolgreicher Expeditionssportler und Motivator, der mehrere Einträge im Guinnessbuch der Rekorde hat und mit verschiedenen Projekten gegen die Ausbreitung von AIDS kämpft. Er ist Vortragsredner, Buchautor und Geschäftsführer eines Personalentwicklungs-Unternehmens in Wolfsburg.
 
DHB: Herr Franz, Sie haben bei der diesjährigen Feier zu Ehren der besten Auszubildenden im saarländischen Handwerk den Festvortrag gehalten. Was hat ein Expeditionssportler mit den besten Junghandwerkern gemeinsam?
Franz: Ganz einfach: Zu den Besten zu gehören bedeutet: Exzellenz denken. Um sein Ziel zu erreichen, braucht man inneren Antrieb. Das ist einer der wichtigsten Faktoren, wenn man erfolgreich sein will. Man muss etwas mehr geben als der Durchschnitt. Zum Beispiel, indem man mehr Verantwortung übernimmt. Dafür kann man dann auch etwas erwarten. Bei mir kommt noch die körperliche Leistung hinzu. Ich werde dieses Jahr 60 und bereite verschiedene kleine Expeditionen vor.
 
DHB: Welchen Rat geben Sie unseren Besten für ihren Karriereweg?
Franz: Wenn es um Erfolg geht, gibt es ja schon eine klare Marschrichtung. Das heißt, mehr Leistung geben, zehn, 20 oder 25 Prozent: Das ist die Grundlage. Ist der Wille, „mehr“ zu leisten da, geht es als nächstes darum, in sich hineinzuhorchen und sich zu fragen: Warum will ich das? Welche Leistung muss ich für die Extrameile bringen? Diese Fragen muss man sich stellen – unabhängig von gesellschaftlichen Einflüssen. Außergewöhnlich sein heißt auch: Außergewöhnliches leisten. Nicht jeder muss studieren. Man kann auch in anderen Berufen glücklich werden. Ich rate jedem jungen
Menschen, sich zu fragen: Wofür brenne ich? Es muss und kann in unserer Tempogesellschaft nicht immer alles schnell gehen. Das vergessen viele. Am Ende muss ein klares Ziel stehen. Pass auf, dass Du nicht fremdbestimmt wirst! Sei und bleibe authentisch! Das ist für die Selbstständigkeit
eine ganz wichtige Voraussetzung.
 
DHB: Sie haben die Expeditionsstrategieentwickelt. Was ist das?
Franz: Ich hatte das Glück, seit 1993 über 20 Jahre lang große Expeditionen durchführen zu können. Alle davon waren erfolgreich. Daraus habe ich meine Strategie abgeleitet: Zunächst planen und anschließend die Reihenfolge abarbeiten. Zentral ist auch die Auseinandersetzung mit sich selbst: Wo stehe ich? Habe ich den Mut, einen solchen Schritt zu gehen? Ich muss auch meine Ängste bewusst aufarbeiten. Habe ich die richtigen Partner für mein Projekt? Jeder, der etwas vorhat, braucht dafür ein Team. Das ist Grundablauf jeder Expedition – egal, ob wir von Alaska nach Feuerland unterwegs sind oder ob die Handwerksbesten ihren Meister mit Blick auf die spätere Selbstständigkeit machen. Es tut gut, das eigene Vorhaben hin und wieder von oben, sozusagen aus Helikoptersicht, zu beobachten!
 
DHB: Wie können Handwerkerinnen und Handwerker von Ihrer Expeditionsstrategie profitieren?
Franz: Wir sind mit unserem Beratungsunternehmen viel in kleinen und mittleren Unternehmen. Dort werden wir oft gefragt: Kannst Du das mit uns machen? Jungen Menschen diese Strategie erklären. Die wollen ja durchaus Pionier sein. Dazu braucht es auch Pioniergeist. Junge Handwerker haben oft jede Menge davon. Oft wird vergessen, dass Pioniergeist auch das Bewusstsein des möglichen Scheiterns erfordert. Mut und der Umgang mit den eigenen Ängsten sind das Handwerkszeug jedes Pioniers. Fakt ist: Ein Risiko ist immer da. Meine Botschaft an junge Menschen ist: Macht es trotzdem! Scheitern ist die beste Vorbereitung für das nächste Projekt.
 
DHB: …und dann ist da noch die Sache mit dem Fahrradtraining in der Sauna. Ein Werbegag?
Franz: Nein. Das hatte schon einen realen Hintergrund. Meine Idee war, als erster die Strecke der Rallye Paris-Dakar mit dem Mountainbike zu fahren. Drei Begleitfahrzeuge waren dabei. Rund 6.300 Kilometer Strecke, davon 2.000 Kilometer durch die Wüste. Wie konnte ich hier in Deutschland von Oktober bis Dezember bei hohen Temperaturen trainieren? Ich kaufte mir ein Spinning Bike und stellte es in eine 60 Grad warme Sauna mit zehn Prozent Luftfeuchtigkeit. Dort trainierte ich dann und zwang mich alle 30 Minuten zum Trinken. Zum Schluss blieb ich zehn Stunden in der Sauna mit Mineralstoffen. Denn in der Wüste muss man trinken, trinken und nochmals trinken. Ich startete am 9. Dezember 2001 in Paris am Arc de Triomphe und war am 9. Januar 2002 am Ziel. Aufgrund meines Saunatrainings gelang es mir, 36 Liter Flüssigkeit in 24 Stunden aufnehmen. Übrigens nahm ich dabei 18 Kilo ab.