Fünfzig Prozent der Mitglieder der Bauinnung bilden aus


Drei Männer mit Schubkarren

AGV Bau Hauptgeschäftsführer Claus Weyers, Landesinnungsmeister Joachim Reinert und AGV Bau Geschäftsführer Markus Pirron (v.l.) sind sich einig, dass Investitionen in die Ausbildung junger Menschen die beste Fachkräftesicherung ist. | Foto: © Rau

Joachim Reinert, Landesinnungsmeister des Bauhandwerks, über politische Forderungen und ehrenamtliche Notwendigkeiten. 
Bauen in Deutschland ist kein billiges Vergnügen. Viele Mehrkosten für Bauherren gehen auf administrative Ursachen zurück. „Das Preisniveau des Bauens in Deutschland, gleich ob privater Wohnungs- oder Industriebau, darf nicht durch gesetzliche Regelungen und Auflagen noch weiter verteuert werden. Wir appellieren an die Politik, beispielsweise die oft zu wenig beachteten Kosten durch weitere Auflagen für die Entsorgung von Baustoffen und Materialien nicht noch weiter nach oben zu treiben.
 
Darunter leidet letztlich auch der Häuslebauer, der diese Kosten tragen muss.“ Joachim Reinert weiß, wovon er spricht. Der gelernte Maurer und Ingenieur ist seit Oktober 2017 Landesinnungsmeister der Bauinnung des Bauhandwerks des Saarlandes und Geschäftsführer der Bauunternehmung Kurt-Josef Reinert GmbH mit 50 Mitarbeitern in Merzig-Brotdorf.
 
„Als Mittelständler kenne ich die Probleme unserer Mitgliedsfirmen sehr gut.“ Er kritisiert auch Überregulierung und zu lange Verfahrensdauer und plädiert für weniger komplizierte Landesbauvorschriften sowie für eine Vereinheitlichung der Landesbauordnungen in der Republik.
 
Die Bauinnung des Saarlandes zählt aktuell 243 Mitgliedsbetriebe, die für rund 2.000 Bau-Beschäftigte im Saarland stehen. Insgesamt zählt die Baubranche im Saarland rund 9.000 Beschäftigte. Die Tätigkeit Reinerts als Landesinnungsmeister unterscheidet sich etwas von den Landesinnungsmeisteraufgaben kleinerer Innungen.
 

Einzigartige Organisation

„Unsere Bauinnung hat angesichts der Organisation unserer Branche im Saarland eher übergeordnete regulatorische Aufgaben, die tägliche Sacharbeit findet in den Landesfachgruppen statt“, so Reinert. Die Branche an der Saar ist nämlich bundesweit in ihrer Form einzigartig organisiert, so Claus Weyers, Hauptgeschäftsführer des AGV Bau Saar (Arbeitgeberverband der Bauwirtschaft des Saarlandes). Unter dem Dach des AGV Bau sind vier Innungen und 16 Fachgruppen angesiedelt, die rund 900 Unternehmen repräsentieren. Im Einzelnen: Die Innungen des Bauhandwerks, des Dachdeckerhandwerks, die Landesinnung Saar Stuck-Putz-Trockenbau sowie die Maler- und Lackiererinnung. Dazu kommen rund 50 direkte Einzelmitglieder (meist bauindustrielle Unternehmen) sowie der Verband der Baustoffindustrie.
 
Innerhalb der Innung der Bauhandwerker gibt es die einzelnen Landesfachgruppen (LFG), wo „die tägliche Musik spielt“ (Weyers) von der LFG Betonfertigteile/- werkstein über die LFG Hochbau und Holzbau bis zu Straßenbau sowie Wärme/ Kälte/Schall und Brandschutz. „Ich greife öfter schon als Schlichter in einen unserer Bereiche ein“, so Reinert. Er bekennt sich klar zum Ehrenamt, was ja der Landesinnungsmeister ist: „Ohne ehrenamtliche Verantwortung funktioniert unser Gesellschaftssystem nicht.“
 

Nachwuchsausbildung hat hohen Stellenwert

Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus? „Das läuft recht gut. Die Zahl der Auszubildenden hat in den vergangenen vier Jahren im Gegensatz zu anderen Gewerken im Bauhandwerk wieder zugenommen, sodass wir keine akuten Probleme haben“, so Reinert. Aktuell sind 238 Auszubildende im ersten Lehrjahr, über die dreijährige Ausbildungszeit hinweg rund 700. „Fünfzig Prozent unserer Innungsmitglieder sind auch Ausbildungsbetriebe, von den Nichtmitgliedern aber nur gerade mal zehn Prozent“, so Reinert. Die gesamte Ausbildung – sowohl die praktische als auch die schulische – in den Bauhandwerksberufen findet in dem modernen, schon vor dem Zweiten Weltkrieg gestarteten eigenen Ausbildungszentrum in Saarbrücken-Schafbrücke statt. „Wer sich in der Innung engagiert, hat automatisch auch ein hohes Interesse an der Nachwuchsausbildung“, bekräftigt Markus Pirron, Geschäftsführer des AGV-Ausbildungszentrums.
 
„Mit der Handwerkskammer des Saarlandes arbeiten wir etwa im Bereich der Berufsorientierung eng zusammen, was sehr gut funktioniert“, so Reinert und Pirron. Auch bei der Nachwuchswerbung sei die HWK mit im Boot: „Wenn es Abstimmungsbedarf gibt, geht das auch schnell.“ HWK-Präsident Bernd Wegner: „Die Innung des Bauhandwerks ist eine unserer mitgliedsstarken Innungen. Das Bauhandwerk mit seiner Fachkompetenz ist geachtet, denn es sorgt letztlich für die Infrastruktur im Land. Und ohne gute Infrastruktur funktioniert unser Standort Saarland nicht.“
 

Kontakt:

Innung des Bauhandwerks für das Saarland, Kohlweg 18, 66123 Saarbrücken, Tel. 0681/38925-0, E-Mail: agv@bausaar.de
www.bau-saar.de   
 

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